INTEGRATION A–Z
VEREIN
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Bedeutung für den Fußball:
Vereine sind zumeist in Verbänden organisiert. Die deutschen Fußballvereine sind in 21 Landes-
verbänden und fünf Regionalverbänden organisiert. Der DFB, als der Dachverband des deutschen
Fußballs, beheimatet (Stand 01.01.2010) insgesamt 25.703 Vereine mit 177.039 Mannschaften und
6.756.562
Mitgliedern (darunter 1.050.301 Frauen und Mädchen). Damit ist der DFB der größte
Sportfachverband Deutschlands und einer der größten der Welt. Der DFB wiederum ist Mitglied des
Deutschen Olympischen Sportbundes, dem Dachverband des organisierten Sports in Deutschland mit
insgesamt ca. 90.000 Vereinen und rund 27 Mio. Mitgliedern sowie Mitglied in der UEFA und der FIFA,
also dem europäischen und dem Welt-Fußball-Verband.
Die Gestaltung eines aktiven und attraktiven Vereinslebens liegt in den Händen der Mitglieder und
Unterstützer/innen. Vereinsorganisatorische Angelegenheiten wie die Verwaltung, das Vereins- und
Steuerrecht oder das Meldewesen sind mit einigem Aufwand verbunden, was angesichts der meist rein
ehrenamtlich getragenen Vereine umso bemerkenswerter ist. Die ca. eine Million Ehrenamtlichen im
organisierten Fußball leisten jedes Jahr Außerordentliches, nicht nur bezüglich der Organisation des
Spielbetriebs, sondern auch abseits des Platzes, beispielsweise bei der Organisation von Festen,
Freizeitfahrten oder dem zusätzlichen Engagement im lokalen Umfeld. Sportvereine stellen einen
großen gesellschaftlichen Mehrwert dar.
Vereine können für Menschen, die abseits des Spielfeldes möglicherweise vorwiegend innerhalb der
eigenen ethnischen Gruppe verkehren, wichtige Sozialisationsorte sein, um soziale Kontakte zu knüp-
fen. Dadurch tragen Vereine zur positiven Selbstverwirklichung und Entwicklung der Identität vieler
Menschen bei. Untersuchungen zeigen, dass Sportler/innen, die in einem Verein organisiert sind,
durchschnittlich bessere Bildungsabschlüsse und berufliche Chancen besitzen.
90
Soziale Kontakte und
Kompetenzen, die im Verein erworben wurden, machen sich nachhaltig bezahlt. Verschiedene
Initiativen zeigen auch, dass Sport ein Medium sein kann, Jugendlichen neue Perspektiven aufzuzei-
gen, ihr Selbstvertrauen und ihre Motivation zu steigern und so ihre Integration in die Gesellschaft zu
fördern. Dem Fußball kommt hierfür als populärste Sportart Deutschlands ein besonderer Stellenwert
zu.
Nicht nur als aktive Spieler/innen, sondern auch als Trainer/innen oder Vereinsfunktionär/innen spie-
len Fußballbegeisterte mit Migrationshintergrund mittlerweile eine aktive Rolle und prägen damit die
Sportlandschaft mit. Heute sehen sich bereits 45% aller Sportvereine von der demographischen
Entwicklung berührt, mehr als 15% halten den steigenden Anteil von Menschen mit Migrations-
hintergrund für die entscheidende Veränderung in ihrem Verein.
91
Ethnisch und kulturell vielfältige
Vereine und Mannschaften werden demnach immer alltäglicher, gleichzeitig wächst auch der Bedarf
an interkultureller Kompetenz, den der DFB und seine Landesverbände durch verschiedene
Informations- und Qualifizierungsangebote deckt.
90
Vgl.: Kalter, Frank (2003): Chancen, Fouls und Abseitsfallen. Migranten im
deutschen Ligenfußball. Wiesbaden.
91
Vgl.: Deutscher Olympischer Sportbund / Bundesinstitut für Sportwissen-
schaft (2006): Sportvereine und demografischer Wandel. Köln.
INTEGRATION A–Z
VEREIN
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VEREIN
Definition:
Laut Bürgerlichem Gesetzbuch (BGB) ist ein Verein ein auf Dauer angelegter freiwilliger
Zusammenschluss von mindestens sieben volljährigen Personen. Ein Verein hat einen eigenen Namen
und tritt nach Außen als Einheit auf. Sein Fortbestand ist daher vom Wechsel seiner Mitglieder unab-
hängig. Ein Verein verfügt über eine Satzung, in der sein Name und Sitz, sein Zweck, die Ein- und
Austrittsmodalitäten, die Beitragspflicht der Mitglieder, seine Organe (z.B. Mitgliederversammlung und
Vorstand) und weitere Bestimmungen aufgeführt werden. Vereine sind demokratisch organisiert, über
die Grundsätze entscheiden ausschließlich seine Mitglieder. Ein rechtsfähiger Verein wird in das
Vereinsregister eingetragen und erhält den Zusatz e.V. Allerdings gibt es auch eine Vielzahl nicht-ein-
getragener Vereine und anderer Zusammenschlüsse, zum Beispiel Genossenschaften, die zwar nomi-
nell Vereine sind, jedoch einen anderen vereinsrechtlichen Status besitzen.
Gesellschaftliche Bedeutung:
Das freie Versammlungsrecht ist ein zentrales Bürgerrecht und Instrument demokratischer
Interessensvertretung. Das Recht eines jeden Bürgers und einer jeden Bürgerin, Vereine zu gründen,
ist im Grundgesetz verankert. Dieses Recht war lange Zeit ein Privileg gesellschaftlicher Eliten, auf-
grund ihrer Skepsis vor dem gesellschaftlichen Emanzipationspotenzial des Vereins. Erst im
19.
Jahrhundert blühte das Vereinswesen in Deutschland auf. Die flexible und individuelle Struktur des
Vereins passte in die neue Zeit und gab dem Gemeinschaftsleben neue Impulse. Seitdem gibt es für
fast alle gesellschaftlichen Bereiche Vereine: vom Tierschutz über die Kunst bis zum Sport.
In Deutschland existieren heute mehr als eine halbe Million eingetragener Vereine, wobei die große
Mehrheit davon Sportvereine sind, gefolgt von Freizeit- und Heimatvereinen.
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Die häufigste Form ist
der so genannte Idealverein (die allermeisten Sportvereine sind Idealvereine), der gemeinnützige
Zwecke verfolgt. Dem Ideal nach stärken Vereine und ihre ehrenamtlichen Mitglieder die
Zivilgesellschaft und sind Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements. Vereine waren von Beginn an
auch Rückzugsorte für Menschen ähnlicher gesellschaftlicher Herkunft, um ihre Interessen oder
Überzeugungen zu teilen. Sie dienten und dienen überwiegend dem Austausch, der Freizeitgestaltung
oder Interessensvertretung unter Gleichgesinnten. Im Übrigen können Vereine, die verfassungsfeind-
liche Ziele verfolgen, selbstverständlich verboten werden.
Auch Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft dürfen in Deutschland eigene Vereine gründen,
solange sie rechtmäßige Ziele verfolgen. Durch ihre Selbstorganisation in Vereinen können
Ausländer/innen und Deutsche mit Migrationshintergrund aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft
teilhaben. Vereine sind zudem für viele Migrant/innen eine gute Basis der sozialen Integration und ein
wichtiges Instrument des Empowerments. Viele soziale Einrichtungen und Vereine bieten darüber
hinaus Menschen mit Migrationshintergrund, Flüchtlingen und Asylbewerber/innen wichtige Hilfe in
sozialen Notlagen, Beratung in Rechtsfragen und Unterstützung bei Weiterbildung und Integration.
89
Vgl.: Agricola, Sigurd (1997): Vereinswesen in Deutschland. Eine Expertise
im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend. Stuttgart u. a.