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SPRACHE
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SPRACHE
Definition:
Obwohl die Amtsprache in Deutschland natürlich Deutsch ist, erstaunt bei näherer Betrachtung die
sprachliche Vielfalt in der Bundesrepublik. Zu den anerkannten deutschen Minderheiten- und
Regionalsprachen gehören etwa Friesisch, Sorbisch, Dänisch, Romanes oder Niederdeutsch. Die
unzähligen regionalen Dialekte sowie Muttersprachen von Migrant/innen sind zusätzliche Flicken auf
dem bunten Sprachenteppich Deutschlands. Zu den größten Sprachgruppen in Deutschland zählen
neben dem Deutschen mittlerweile Russisch, Türkisch und Polnisch. Viele junge Menschen mit
Migrationshintergrund wachsen mit zwei Sprachen auf. Während das Hochdeutsch (oder
Standarddeutsch) die Alltagskommunikation, z.B. in der Schule, bestimmt, dominiert innerhalb der
Familie teilweise die Sprache der Eltern. Beide Sprachen werden davon beeinflusst.
Das ist kein neues Phänomen, denn Migration und Integration hatten schon immer einen Einfluss auf
die Veränderung von Sprachen. Einwander/innen mussten Deutsch lernen, brachten aber auch immer
neue Wörter und Ausdrücke mit. In anderen Fällen wurden alte regionale Sprachen durch neue über-
formt und verändert. Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung sind Sprachen flexibel und wandelbar.
Sie unterliegen äußeren Einflüssen und Moden. Die modernen Kommunikationsmittel fördern diese
Entwicklung zusätzlich. Einige Sprachwissenschaftler/innen beklagen beispielsweise den Einfluss
von Anglizismen, also sprachlichen Entlehnungen aus dem Englischen und Amerikanischen, auf die
deutsche Sprache. Allerdings ist die deutsche Sprache wohl weniger „bedroht“ als viele der der
„
kleinen Sprachen“ der Welt. Um sprachliche Vielfalt zu bewahren, stellt die UNESCO Minderheiten-
sprachen unter besonderen Schutz.
Gesellschaftliche Bedeutung:
Die sprachliche Entwicklung des Menschen beginnt sehr früh. Zumeist sind die Grundlagen bis zum Ein-
schulungsalter gelegt. Ganz ohne theoretisches Regelwissen entwickeln Kinder ein eigenes
Sprachverständnis. Erwachsene Menschen brauchen zur Aneignung einer Fremdsprache dagegen sehr
viel mehr Zeit.
Die Sprache ist für das Denken, die Kommunikation und das Lernen von elementarer Bedeutung. Sie
ist nicht immer verbal, sondern existiert auch als Schrift-, Gebärden- oder Körpersprache. Die Sprache
hat einen großen Einfluss auf Weltsicht und –verständnis. Sie schafft Wirklichkeit, indem sie die Welt
auf den Begriff bringt. Sprache, als Bestandteil der Kultur, ist nicht nur ein Medium, sondern auch der
Bezugspunkt von Identitäten. Traditionen. Geschichte und Erzählungen werden in Form von Sprache
übermittelt und gepflegt. Ohne Kenntnisse der Sprache ist eine fremde Kultur schwer verständlich.
Die gemeinsame Sprache ist ein Symbol für Zusammengehörigkeit, aber auch ein Mittel der
Ausgrenzung Dritter, weshalb Sprache auch ein politisches Instrument ist. Die Durchsetzung einheit-
licher Sprachen hat viel zur Entstehung der europäischen Nationen beigetragen. Das Verbot von
Sprachen in totalitären Staaten ist Teil gezielter Identitätspolitik.
Die Macht von Wörtern und Sprache wird deutlich daran wie tief abwertende Bezeichnungen,
Diffamierungen und Beleidigungen treffen und wie sie ganze Gruppen der Gesellschaft stigmatisieren
und ausschließen können.
Regelverstößen von Spielern/innen mit Migrationshintergrund verbale Provokationen deutscher
Gegenspieler/innen voraus, empfinden die betroffenen Spieler/innen oftmals die in diesen Fällen vom
Sportgericht ausgesprochenen Strafen als doppelt ungerecht.
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Zu den Gründen für möglicherweise höhere Strafen bei Spieler/innen mit Migrationshintergrund kön-
nen zählen, dass sie im Gegensatz zu deutschen Spieler/innen offenbar eher ohne Betreuung (z.B.
durch Vereinsfunktionäre) vor dem Sportgericht erscheinen, bei ihnen Defizite hinsichtlich der Regel-
und Verfahrenskenntnisse vorliegen und teilweise auch Probleme mit der deutschen Sprache festzu-
stellen sind. Dies kann zu einer geringeren Akzeptanz der Sportgerichtsurteile und zu einem Gefühl
der eigenen Diskriminierung beitragen, was wiederum das Konfliktpotenzial bei zukünftigen
Schiedsrichterentscheidungen erhöhen kann. Insofern ist es insbesondere bei Jugendspieler/innen
besonders wichtig, dass die Entscheidungen der Sportgerichte auch verständlich erklärt werden.
Der DFB und seine Mitgliedsverbände haben vorgegeben, den Anteil der Sportrichter/innen mit
Migrationshintergrund strukturell zu erhöhen. Hierfür müssen zunächst geeignete und interessierte
Personen mit Migrationshintergrund gefunden werden. Eine Erhöhung der Anzahl der
Sportrichter/innen mit Migrationshintergrund wäre zu begrüßen, denn sie dient dem Ziel, die
Akzeptanz der Sportgerichte und die Anerkennung ihrer Urteile zu erhöhen und somit ihre
Nachhaltigkeit weiter zu fördern.
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SPORTGERICHT
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ebd.