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RASSISMUS
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Diese Strafen können durch konsequente Maßnahmen gegen Diskriminierung und Rassismus vermie-
den werden. Der DFB, die DFL und die DFB-Landesverbände unterstützen die Vereine im Kampf gegen
Diskriminierung und Ausgrenzung mit Kampagnen und durch Qualifizierungsangeboten. Gemeinsam
soll eine Kultur des Sports entwickelt werden, die Fairplay, Respekt und Verständigung als zentrale
Werte anerkennt. Der Kampf gegen Rassismus muss von den Fans mitgetragen werden. In den Reihen
der echten Fans haben Rechtsextreme und Rassisten keinen Platz. Vereine sollten antirassistische
Projekte in ihrem Fanumfeld weiterhin unterstützen. Diese sozialpädagogischen Fanprojekte unter-
stützen eine Fußballkultur, die sich für den Fußball in all seiner Vielfalt und gegen Diskriminierung und
Rassismus ausspricht.
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Organisationen auf Fahnen und Vereinsaufnähern. Allerdings wird rassistisches Verhalten auf und
abseits des Rasens von einer großen Mehrheit der Spieler/innen und Fans als inakzeptabel abgelehnt.
Der Fußball gehört allen, also muss jeder ohne Angst vor rassistischer Verfolgung mitspielen und
erfolgreich sein dürfen. Rassismus und Diskriminierung lassen sich am effektivsten bekämpfen, indem
auf dem Rasen, im Stadion und in der Gesellschaft klare Zeichen gesetzt werden. Von Rassismus
betroffene Spieler/innen oder Zuschauer/innen sollten in Schutz genommen werden. Nachdem der
nigerianische Spieler des FC Sachsen Leipzig, Adebowale Ogungbure, wiederholt und unverhohlen ras-
sistisch beleidigt wurde, stärkte ihm die gesamte Mannschaft mit einer viel beachteten Aktion den
Rücken. Unter dem Motto „Wir sind Ade“ drehten sie den Spieß um. Um ihre Solidarität zu bekunden,
ließen sie sich schwarz anmalen und fotografieren. In ihrer Mitte Adebowale Ogungbure, dessen
Gesicht weiß angemalt war.
Weltweit engagieren sich Spieler/innen und Fans gemeinsam gegen Rassismus. In Europa leistet bei-
spielsweise das Netzwerk Football Against Racism in Europe (FARE) wichtige antirassistische Arbeit.
Durch Vernetzung, Kooperation und Austausch ermöglicht FARE verschiedenen Initiativen und
Organisationen wertvolle Erfahrungen miteinander zu teilen und gemeinsam gegen Rassismus im
Fußball auftreten zu können. Dazu führt FARE eine jährliche europaweite öffentlichkeitswirksame
Aktionswoche durch.
Rassismus beginnt in der Sprache. Verallgemeinerungen über „die Deutschen“, „die Juden“ oder „die
Afrikaner“ nähren rassistische Vorurteile. Auf dem Feld führen verbale Fouls nicht selten zu körperli-
cher Gewalt. Umfragen unter Jugendspielern deuten an, dass verbale rassistische Beleidigungen teil-
weise als unfaires, aber geduldetes Mittel angesehen werden, um Gegenspieler aus der Fassung zu
bringen. Dem Großteil der Platzverweise gegen Spieler mit Migrationshintergrund gehen laut einer
Untersuchung in Niedersachsen verbale Provokationen voraus.
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Der Kopfstoß Zinédine Zidanes
gegen Marco Materazzi im Endspiel der WM 2006 hat gezeigt, dass es selbst unter Profifußballern zu
Eskalationen aufgrund verbaler Fouls kommen kann. Dabei treten nicht nur Rassismus, sondern auch
andere, im Fußball bisher weniger beachtete und geächtete Diskriminierungen, wie Sexismus oder
Homophobie, zu Tage. Die Ächtung von Rassismus im Stadion hat sogar dazu geführt, dass Rassisten
unter den Zuschauer/innen verstärkt an Sexismus und Homophobie andocken.
Die FIFA hat ihre Disziplinarregeln gegenüber Diskriminierungen und rassistischem Verhalten von
Spieler/innen, Offiziellen oder Zuschauer/innen noch einmal verschärft. Artikel 58 des
Disziplinarreglements droht Spieler/innen mit mindestens fünf Spielen Sperre, Geldstrafen und
Stadionverbot. Vereine und Verbände müssen mit dem Ausschluss der Öffentlichkeit, Punktabzug oder
Wettbewerbsausschluss rechnen. Die Schiedsrichter/innen haben bei rassistischen Vorfällen
außerhalb des Spielfeldes mehrere Optionen. Sie reichen von der Veranlassung einer Lautsprecher-
durchsage über eine Spielunterbrechung bis zum Spielabbruch. Zuschauer/innen, die gegen diese
FIFA-Bestimmungen verstoßen, werden mit mindestens zwei Jahren Stadionverbot belegt.
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Vgl.: Pilz, Gunter (2000): Fußball und Gewalt – Auswertung der Verwal-
tungsentscheide und Sportgerichtsurteile im Bereich des Nieder-
sächsischen Fußball Verbandes Saison 1998-1999, Hannover.