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Nationalteams. Die Einhaltung des Ramadans und der aktive Sport erfordert für viele Spieler/innen
einen persönlichen Kompromiss. Ob ein Training als „schwere körperliche Arbeit“ oder ein
Auswärtsspiel als „Reise“ gelten kann, zu denen das Fasten offiziell gebrochen werden darf, oder ob
ausgesetzte Tage nachgeholt werden können, muss im Zweifelsfall jeder Fastende mit sich selbst oder
seinen Vertrauten ausmachen.
Die Feste des Ramadans und insbesondere das Zuckerfest sind keine exklusiven Veranstaltungen.
Auch Nicht-Muslime dürfen grundsätzlich an den Feierlichkeiten teilnehmen oder ein gemeinsames
Fest anregen. Grußkarten, Glückwünsche oder Süßigkeiten zum Zuckerfest sind (wie an Weihnachten)
gern gesehene Geschenke und Zeichen von Respekt und Anerkennung.
Wasser gebrochen, begleitet von einem Bittgebet. Welches Essen nach dem Abendgebet zubereitet
werden, hängt stark von kulturellen Traditionen ab. Jedoch wird leichte Kost empfohlen, um den
Körper nicht zu überfordern.
Allerdings gibt es auch einige Ausnahmen des Fastengebots. Körperlich oder geistig beeinträchtigte
und kranke Menschen, sowie schwangere oder stillende Frauen, Frauen während der Menstruation,
Kinder und Jugendliche vor der Pubertät, aber auch Reisende und körperlich schwer Arbeitende müs-
sen nicht fasten. Wer kann, soll jedoch das Fasten zu einem späteren Zeitpunkt nachholen oder jemand
Anderem etwas Gutes tun.
Bedeutung für den Fußball:
Der Ramadan kann Auswirkung auf die Beteilung muslimischer Spieler/innen am Trainings- und
Spielbetrieb haben. Der Körper praktizierender Muslim/innen ist während der Fastenzeit geschwächt
und nicht voll leistungsfähig. Sportmediziner weisen darauf hin, dass der Körper nach einem anstren-
genden Training bei unregelmäßiger Nahrungsaufnahme langsamer regeneriert. Es wird auf
körpereigene Notreserven zurückgegriffen, was unter Umständen zu Leistungsabfällen, Kreislauf-
beschwerden, Muskelproblemen oder Konzentrationsschwächen führen kann. Einige muslimische
Sportler/innen verweisen jedoch auch auf die positiven und langfristigen Effekte des Fastens auf die
sportliche Leistung: gesteigerte Körperkontrolle, Disziplin und Konzentrationsfähigkeit.
Auch auf dem Parkett der Profiligen sorgen fastende Muslime in Europa gelegentlich für Diskussionen.
Für den deutschen Profifußball fanden der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die Deutsche Fußball Liga
(
DFL), der FSV Frankfurt, an dessen konkretem Fall die Lösungsfindung begann, sowie der Zentralrat
der Muslime in Deutschland (ZMD) im Sommer 2010 einen gemeinsamen Standpunkt. Demnach dürfen
die Spieler während des Ramadans ihrer Arbeit als Profifußballer nachgehen und das Fasten brechen,
wenn es Einfluss auf ihre Leistung hat.
Trainer/innen aller Leistungsklassen sollten sich in jedem Fall informieren und das persönliche
Gespräch mit ihren Spieler/innen suchen. Auch wenn das Fasten nur von einem Teil der Muslim/innen
praktiziert wird, sollte sich nach dem individuellen Umgang erkundigt und eventuelle Einschränkungen
für den Fußball diskutiert werden. Fastende Spieler/innen sollten ihre Leistungsfähigkeit nicht über-
schätzen und ihre Gesundheit nicht gefährden. Spieler/innen und Trainer/innen können sich gemein-
sam über die Zeiten, Termine und Feste des Fastenmonats verständigen und falls möglich flexible
Trainingszeiten vereinbaren. Das Spielen in den Abendstunden nach dem Fastenbrechen fällt den
Fastenden leichter und die Gefahr der Dehydrierung ist dann ausgeschlossen. Spielverlegungen im
Amateurbereich aufgrund religiöser Feste wie dem Ramadan sollten rechtzeitig von den betroffenen
Mannschaften beantragt werden Die Spielausschüsse geben solchen Anträgen statt, wenn sie frühzei-
tig darüber informiert werden und mit allen beteiligten Teams einer Liga Lösungen gefunden werden
können.
In einigen muslimischen Ländern wird im Ramadan erst nach Sonnenuntergang Fußball gespielt. Auch
gibt es bereits islamische Rechtsgutachten über die Zulässigkeit des Fastensbrechens bei Spielen der
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