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MEDIEN
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Erfolge, Probleme und Herausforderungen zu lenken. Allerdings wird in diesem Zusammenhang den
Anliegen des Breitenssports von Seiten der Medien eher bei negativen Anlässen Interesse entgegen-
gebracht. Die sportliche, soziale wie kulturelle Vielfalt des Amateur-Fußballs kommt nur selten zum
Vorschein. Umso mehr kommt es in der Öffentlichkeitsarbeit darauf an, die (lokalen) Medien als
Partner für die Integrationsmaßnahmen zu gewinnen – insbesondere die Medien der ethnischen
Communities können hierfür eine große Hilfe sein.
gesellschaftlichen und kulturellen Leben unseres Landes" zeichnen. Bei den Themen Migration und
Integration neigen Teile der veröffentlichten Meinung dazu, entweder eher populistische Angst- und
Problemszenarien (über „Parallelgesellschaften“ und „Ausländerkriminalität“ oder dem „Kopftuch“)
zu zeichnen, oder eher einen bunt überzeichneten Multikulturalismus darzustellen. Die Repräsentation
von Migrant/innen in den Medien ist jedoch ein entscheidender Faktor bei der Anerkennung kultureller
Unterschiede, wobei hier noch Verbesserungspotenzial besteht.
Bedeutung für den Fußball:
Die Sportberichterstattung hat maßgeblich zur Entwicklung des Sports beigetragen. Durch seine
mediale Verbreitung um die Jahrhundertwende wurde der Sport erstmals als „eigenständig“ wahrge-
nommen, zunehmend populär und gesellschaftlich anerkannt. Sport und Medien gehörten von Beginn
an zusammen. Die Medien erschufen eine zweite Wirklichkeit des Sports und die Sport-
berichterstattung nahm in Zeitungen zunehmend mehr Raum ein. In der Folge kam es zu positiven und
negativen Dynamiken dieser Symbiose. Außerordentlich positiv bleibt den Menschen in Deutschland
und darüber hinaus die FIFA Weltmeisterschaft 2006 mit aufgrund ihres völkerverständigenden
Elements und dem Imagegewinn Deutschlands in Erinnerung. Ein negativer Tiefpunkt der politischen
Medialisierung des Sports waren die olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin, das aller Welt die
Überlegenheit des Deutschen Reiches demonstrieren sollte.
Mittlerweile erscheinen der Sport, und gerade der Fußball, mitunter als Teil der Unter-
haltungsindustrie. Fußballspieler/innen werden zu Popstars mit gut dotierten Werbeverträgen, die
nicht nur im Sport, sondern auch im Privatleben eine gute Figur machen sollten. Vereine und
Sportorganisationen leben heute gut von den Einnahmen aus Werbung und dem Verkauf von
Medienrechten. Doch trotz der existentiellen Verbindung von Medien und Sport stoßen beide Welten
auch aneinander. Das große Interesse am Sport einerseits und der Zwang der Journalist/innen, Neues
und Spannendes zu produzieren, kann zu Verzerrungen der Realität und Meinungsverschiedenheiten
führen.
Zu einer Kultur des Sports, geprägt von Fairplay, Offenheit und Chancengleichheit, können die Medien
entscheidend beitragen. Die Berichterstattung darf die Würde des/r Einzelnen nicht missachten.
Zudem sollten sich herausragende Sportler/innen ihrer sozialen Verantwortung als mediale Vorbilder
bewusst sein, die durch ihr Verhalten die Generation sportbegeisterter Jugendlicher beeinflussen.
Journalist/innen können durch ihre Berichterstattung Verstärker und Beschwichtiger bestimmter
Entwicklungen und Emotionen sein. Sie können für wechselseitige Anerkennung werben und
Integration fördern, aber auch Stereotype und Vorurteile reproduzieren. Besondere Bedeutung
kommt auch der Sprache der Medien zu. Das kriegerische Vokabular, zum Beispiel bei Länderspielen
ist zwar seltener geworden, doch bedienen sich manche Berichte und Kommentare noch immer über-
kommene Klischees.
Die Öffentlichkeitsarbeit der Vereine und Verbände hat in den letzten Jahrzehnten zunehmend an
Bedeutung gewonnen. Medialität schafft Öffentlichkeit und die Chance, die Aufmerksamkeit auf
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