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FRAUEN- UND MÄDCHENFUSSBALL
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Frauen- und Mädchenfußball
Definition:
Frauenfußball unterscheidet sich heute weder durch seine Spielregeln, noch durch sonstige techni-
sche und taktische Spielweisen vom Fußball der Männer. Die Differenz gegenüber dem etablierten
Fußball der Männer besteht lediglich darin, dass Frauenfußball von Frauen gespielt wird, und dass die
vor allem ab der Pubertät hormonell bedingt körperlich muskulären Unterschiede zwischen Frauen
und Männern sich auch in dieser Sportart auswirken.
Gesellschaftliche Bedeutung:
Der Frauenfußball hat eine turbulente Geschichte mit Höhen und Tiefen hinter sich. Trotz des rasanten
Aufstiegs der letzten 40 Jahre, kämpfen Fußballerinnen in vielen Ländern noch immer um
Anerkennung. Wie im Männerfußball entwickelten sich die ersten Frauenfußballteams aus englischen
Arbeitervereinen - insbesondere während des Ersten Weltkrieges, als die Männer eingezogen wurden.
1921
wurde der Frauenfußball in England verboten, da die von Männern dominierte Football Association
den Sport als ungeeignet für Frauen empfand. In Deutschland gab der Sieg der Männer bei der
Weltmeisterschaft 1954 dem Frauenfußball neuen Auftrieb. Die Skepsis allerdings überwog auch hier.
1955
verbot auch der Deutsche Fußball-Bund den Frauenfußball unter seinem Dach. In den Augen vieler
Männer und Frauen dieser Zeit galt der Sport als zu roh und unästhetisch. Wissenschaftliche Studien
versuchten zu belegen, dass Fußball und Frauen „wesensfremd“ seien. Der niederländische
Anthropologe und Psychologe Buytendijk veröffentlichte 1953 eine Studie, die aus heutiger Sicht an
Geschlechterdiskriminierung kaum zu überbieten ist, damals aber die Haltung zum Frauenfußball
wesentlich beeinflusste: „Im Fußballspiel zeigt sich in spielender Form das Grundschema der männli-
chen Neigungen und der Wert der männlichen Welt. […] Das Fußballspiel als Spielform ist wesentlich
eine Demonstration der Männlichkeit. […] Das Treten ist wohl spezifisch männlich, ob darum
Getretenwerden weiblich ist, lasse ich dahingestellt. Jedenfalls ist das Nicht-Treten weiblich.“ In
Wirklichkeit vertrug sich Fußball schlichtweg schlecht mit den gesellschaftlichen Vorstellungen von
Weiblichkeit. Er galt als Demonstration des Maskulinen. Wie verschieden und kulturspezifisch
Vorstellungen „typisch“ weiblicher und männlicher Sportarten sein können, zeigt ein aktueller Blick in
die USA. Da „Soccer“ neben Sportarten wie American Football, Basketball oder Eishockey eher als femi-
niner Sport wahrgenommen wird, spielen dort seit jeher fast genauso viele Frauen wie Männer Fußball.
1970
hob der DFB das Frauenfußball-Verbot, das inoffiziell kontinuierlich umgangen wurde, auf. Den
Frauen wurde das Fußballspiel wieder offiziell gestattet, jedoch zunächst nur für 30 Minuten pro
Halbzeit, mit Jugendbällen und außerhalb der Wintermonate. Trotzdem gelang der Durchbruch, mehr
und mehr Teams bildeten sich auch in etablierten Vereinen, Turniere und lokale Ligen wurden ausge-
tragen. In der DDR hatte der Fußball der Frauen mit ähnlichen Hürden zu kämpfen. Aus der
Betriebsportgemeinschaft Turbine Potsdam entwickelte sich später der 1. Frauenfußballclub Turbine
Potsdam 71 e. V., der heute zu den erfolgreichsten Clubs Europas gehört. 1982 bestritt eine DFB-
Auswahl der Frauen ihr erstes Match, seit 1984 veranstaltet die UEFA Europameisterschaften, 1991
fand die erste FIFA-Weltmeisterschaft in China statt und die Fußball-Bundesliga der Frauen nahm 1990
ihren Spielbetrieb auf.
Flüchtlingen auch Stadionbesuche bei Bundesligaclubs. Zuweilen organisieren sich
Flüchtlingsmannschaften als eigene Freizeitmannschaften. Angesichts einer hohen Fluktuation an
Spieler/innen fehlen aber Kontinuität und das Know-how für die Beteiligung am Ligabetrieb. Durch
Freundschaftsspiele oder Turniere können soziale Kontakte zu Nachbarn und Anwohnern gestärkt und
gegenseitige Vorurteile abgebaut werden. Das gemeinsame Fußballspiel stärkt das Selbstwertgefühl
der Flüchtlinge und öffnet die Tür zur sozialen Integration in einer neuen Umgebung.
Mit der letzten großen Flüchtlingswelle aufgrund des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien kam
1992
auch der 15-jährige Hasan Salihamidzic nach Deutschland. Sein Talent sicherte ihm ein
Probetraining beim Hamburger Sportverein, bei dem er später zum Profi wurde. Aus dem Flüchtling
Hasan wurde der Publikumsliebling „Brazzo“.
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