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FESTE
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Feste
Definition:
Gemeinschaftliche Feste, zu religiösen, persönlichen, politischen oder anderen Anlässen, sind ein fes-
ter Bestandteil aller Kulturen. Die Vielfalt ihrer Farben und Formen ist kaum zu überschauen und doch
haben sie oft einiges gemeinsam; Feste ordnen und gliedern den Rhythmus des Lebens. Sie markieren
einen Zeitraum, der sich vom Alltag unterscheidet. Zu Festzeiten gelten deshalb meist andere
Verhaltensregeln als sonst. Dies betrifft die hohe Emotionalität von Festen, von Freude und
Anteilnahme bis zur Ekstase, aber auch die Beachtung von Werten und Normen. Zuweilen wird durch
Feste die „normale“ gesellschaftliche Ordnung für einige Zeit symbolisch außer Kraft gesetzt, zum
Beispiel im Karneval. Andererseits werden Feste von teilweise strengen Ritualen, Traditionen und
Vorschriften begleitet. Der Ausbruch aus dem Alltag, die Überschreitung und Befolgung von
Vorschriften an Festtagen haben eine gemeinsame gesellschaftliche Funktion. Sie stiften und verfes-
tigen dauerhaft gesellschaftliche Ordnungen, sie fördern Identifikation und Zusammenhalt und sie
stabilisieren gemeinsame Wert- und Glaubensvorstellungen. Durch ihre regelmäßige Wiederkehr
schaffen Feste eine Orientierung für den Alltag.
Gesellschaftliche Bedeutung:
Oberflächlich betrachtet, scheint der gesellschaftliche Stellenwert vieler Feste, insbesondere jene reli-
giöser Art, im letzten Jahrhundert gesunken zu sein. Schon die immer kleiner werdende Zahl christlich
geprägter, gesetzlicher Feiertage könnte als Indiz für diese Entwicklung gedeutet werden. Anderseits
sind neue, nicht-religiöse Feste, zum Beispiel Nationalfeiertage wie der Tag der Deutschen Einheit und
eine Vielzahl von Festen anderer Religionsgemeinschaften hinzugekommen. Parallel zu dieser
Pluralisierung des Feste-Kalenders hat sich die Art und Weise, Feste zu feiern, gewandelt. An Oster-
oder Weihnachtsfest lässt sich gut beobachten, wie sich festliche Traditionen im Wandel der Zeit ver-
ändern. So feiern heute Christen und Nichtchristen Weihnachten als „Familienfest“, während die reli-
giöse Bedeutung eher in den Hintergrund getreten ist. Ähnliches gilt auch für die Feiertage anderer
Religionsgemeinschaften. Das islamische Opferfest oder das Fest des Fastenbrechens haben zwar eine
wichtige religiöse Bedeutung, sie sind jedoch auch volkstümliche Feste, die von regionalen Traditionen
begleitet werden. Am wichtigsten jüdischen Feiertag, dem Versöhnungstag Jom Kippur, scheint dage-
gen das Leben in Israel still zu stehen. Am traditionellen Fasten beteiligen sich oft auch Juden, die
selbst nicht gläubig sind, für die jedoch die Einhaltung der strengen Vorschriften des Festtags gleich-
sam einen Teil ihrer Kultur darstellt.
Bedeutung für den Fußball:
Interkulturelle Kalender geben einen Überblick über die Vielzahl und Vielfalt von Festen und
Feiertagen. Die große Anzahl der Feiertage der verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Deutschland
können nicht in den Fußball-Spielplänen berücksichtigt werden. Spielverlegungen aufgrund religiöser
Festtage sollten daher rechtzeitig durch die betroffenen Mannschaften beantragt und mit dem jewei-
ligen Spielpartner abgestimmt werden Die Spielausschüsse geben solchen Anträgen in der Regel statt,
wenn sie frühzeitig darüber informiert werden.
Verhalten vorleben eine Schlüsselposition zu. Toleriert ein/e Trainer/in das unfaire Verhalten
seiner/ihrer Spieler/innen, verhalten sie sich im Zweifelsfall eher unfair; wird es nicht geduldet, agie-
ren sie auch im Spiel eher regelkonform. Fairplay fängt im eigenen Team bei der Anerkennung indivi-
dueller Stärken und Schwächen, sozialer und kultureller Unterschiede und der Gestaltung eines sozia-
len Miteinanders an. Diese hier erworbenen Einstellungen übertragen sich auf das Verhalten der
Spieler/innen nicht nur in schwierigen Spielsituationen, sondern auch im Alltag und wirken so nach-
haltig auf die Gesellschaft.
Da die Anerkennung fairen Verhaltens dieses dauerhaft fördert, hat der DFB die Aktion „Fair ist mehr“
ins Leben gerufen, die herausragendes faires Verhalten auszeichnet. Alle Freund/innen des Fußballs
sind aufgefordert, beispielhaft faires Verhalten, ob von Spieler/innen, Trainer/innen, Betreuer/innen
oder Zuschauer/innen an den DFB oder einen der Regional- oder Landesverbände zu melden.
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FAIRPLAY
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