INTEGRATION A–Z
EHRENAMT
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Umso wichtiger ist es, noch mehr Menschen mit Migrationshintergrund in das Ehrenamt zu integrieren.
2009
hatten 4,7 % aller ehrenamtlich Engagierten im organisierten Sport in Deutschland einen
Migrationshintergrund. Das ist gegenüber 2007 mit zu diesem Zeitpunkt 2,6 % eine deutliche
Steigerung. In fast 30 % der Sportvereine waren im Jahr 2009 Personen mit Migrationshintergrund
ehrenamtlich auf der Vorstands- oder auf der Ausführungsebene engagiert. Zum Vergleich: der Anteil
der Mitglieder mit Migrationshintergrund im organisierten Sport liegt bei 9 %. Für den Fußball allein
betrachtet, stellt sich die Situation positiver dar. Im Durchschnitt haben mehr als 20 % der Mitglieder
der reinen Fußballvereine und über 11 % der Mitglieder der Mehrspartenvereine mit Fußballangebot in
Deutschland einen Migrationshintergrund. Insgesamt sind über 1,3 Mio. Menschen mit Migrations-
hintergrund in den rund 26.000 Fußballvereinen angemeldet. Das heißt, dass mehr als 19 % der 6,7 Mio.
DFB-Mitglieder einen Migrationshintergrund haben. Sowohl in den reinen Fußballvereinen als auch in
den Mehrspartenvereinen mit Fußballangebot sind die meisten Mitglieder mit Migrationshintergrund
Männer. Der durchschnittliche Anteil der Ehrenamtlichen mit Migrationshintergrund beträgt in den rei-
nen Fußballvereinen mehr als 13 % und in den Mehrspartenvereinen mit Fußballangebot fast 5 %.
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Der
Anteil der Ehrenamtlichen mit Migrationshintergrund zeigt eine deutlich steigende Tendenz. Für die
reinen Fußballvereine stellte der Sportentwicklungsbericht 2007/2008 noch einen Anteil von 7,2 %
Ehrenamtlichen mit Migrationshintergrund fest.
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In mehr als 45 % der reinen Fußballvereine bekleiden Personen mit Migrationshintergrund auch
ehrenamtliche Positionen. Fast 26 % der reinen Fußballvereine haben Ehrenamtliche mit
Migrationshintergrund auf der Vorstandsebene und knapp 38 % auf der Ausführungsebene. Bei mehr
als 42 % der Mehrspartenvereine mit Fußballangebot haben Personen mit Migrationshintergrund
ehrenamtliche Positionen inne. Ca. 18 % der Mehrspartenvereine mit Fußballangebot verfügen über
Ehrenamtliche mit Migrationshintergrund auf der Vorstandsebene und mehr als 37 % auf der
Ausführungsebene. Im Durchschnitt sind in einem reinen Fußballverein gut zwei ehrenamtliche
Positionen und in einem Mehrspartenverein mit Fußballangebot annähernd eine ehrenamtliche
Position von einer Person mit Migrationshintergrund besetzt.
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Das Verhältnis der Menschen zum Ehrenamt ist kulturell mitbestimmt. In vielen Ländern gibt es keine
vergleichbare Tradition ehrenamtlichen Engagements wie in Deutschland. In einigen Ländern ist
ehrenamtliches Engagement sehr unüblich, was mit verschiedenen Aspekten zusammenhängen kann,
wie zum Beispiel stärkeren familiären Verpflichtungen oder stärkerer Steuerung durch den Staat.
Durch Informationskampagnen, vertrauensvolle und direkte Ansprache der Spieler/innen, Eltern und
Zuschauer/innen können noch mehr Menschen mit Migrationshintergrund für das Ehrenamt gewon-
nen werden. Wichtig für die Ehrenamtsgewinnung auch von Menschen mit Migrationshintergrund sind
das Angebot eines klar beschriebenen, den Fähigkeiten und Neigungen entsprechenden,
Aufgabenfeldes sowie das zur Seite Stellen eines festen Ansprechpartners für Fragen und
Anregungen. Gerade auch für verantwortungsvolle Aufgaben in Gremien und Ausschüssen in den
Verbänden, als Schiedsrichter/innen und für die Sportgerichte sollen noch mehr Menschen mit
Migrationshintergrund gewonnen werden. Mit der Aktion Ehrenamt und einem engen Netzwerk von
Ehrenamtbeauftragten bis in die Fußballkreise und Vereine hinein, setzt der DFB Impulse für die
Ehrenamtsgewinnung, diesem wichtigen Feld der Fußballentwicklung.
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Sportentwicklungsbericht 2009/2010 - Analyse zur Situation der Sport-
vereine in Deutschland
22
Sportentwicklungsbericht 2007/2008 - Ausgewählte Fakten zur Situation
der deutschen Sportvereine
.
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Sportentwicklungsbericht 2009/2010 - Analyse zur Situation der Sport-
vereine in Deutschland
Bedeutung für den Fußball:
Ungefähr 60 Prozent aller Bürger der EU treiben regelmäßig Sport, mehrheitlich als Breitensport. Der
Sport ist durch ehrenamtliche Strukturen gekennzeichnet, deren Bedeutung für die Gesellschaft durch
Art. 165 AEUV vom EU-Recht ausdrücklich anerkannt wird. Die EU vertritt die Auffassung, dass die
Mitgliedschaft in einer Mannschaft Grundsätze wie Fairplay, Einhaltung von Spielregeln, Respekt für
andere, Solidarität und Disziplin sowie die Organisation des Amateursports auf der Grundlage gemein-
nütziger Vereine und ehrenamtlicher Tätigkeiten die aktive Bürgerschaft stärken. Aufgrund der sta-
gnierenden Zahl von Ehrenamtlichen in den meisten EU-Mitgliedsstaaten (MS) steht der Breitensport
in der EU vor neuen Herausforderungen. Neuere Entwicklungen zeigen, dass sich insbesondere junge
Menschen vom traditionellen Mannschafts- und Vereinssport abwenden und vermehrt
Individualsportarten ausüben. Dies hat den Rückgang der Ehrenamtlichen an der Basis in
Amateursportvereinen zur Folge. Das Maß an freiwilliger Tätigkeit variiert stark je nach MS. Insgesamt
sind etwa 94 Millionen Bürger der EU über 15 Jahren in irgendeiner Form freiwillig tätig. Die meisten
Menschen in der EU engagieren sich im Sport - hauptsächlich im Fußball. Die Studie kam nach Analyse
der Situation in der EU zu folgenden Schlussfolgerungen:
•
leichter Anstieg der Gesamtzahl freiwillig tätiger Bürger in den meisten MS
•
Abnahme der Engagierten im Sport in 15 MS (inkl. Deutschland)
•
sehr starker Anstieg der Zahl von Freiwilligenorganisationen
•
allgemeiner Rechtsrahmen für freiwillige Tätigkeit nur in wenigen MS vorhanden
•
Finanzierung fast ausschließlich durch öffentliche Mittel und Eigenleistungen
•
wachsende Anforderungen an die Qualifikation der freiwillig Engagierten
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Das Jahr 2011 wurde von der EU zum „Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit zur Förderung der
aktiven Bürgerschaft“ ausgerufen. Die Europäische Kommission möchte die freiwillige Tätigkeit im
Sport noch stärker fördern. Dazu sollen die grenzüberschreitende Freiwilligentätigkeit erleichtert wer-
den (Mobilität) und die Anerkennung und Qualifizierung der Ehrenamtlichen verbessert werden. Die
Freiwilligentätigkeit und das Ehrenamt sollen einen der Förderschwerpunkte des künftigen „EU-
Sportförderprogramms 2014“ darstellen. Die Politik sollte darüber hinaus konkret dazu beitragen,
sichere Rahmenbedingungen für die ehrenamtlich tätigen Bürger/innen zu schaffen.
Ehrenamtliches Engagement ist keine Selbstaufopferung, sondern dient der sinnvollen
Persönlichkeitsentwicklung. Ohne die eine Million Ehrenamtlichen würde der deutsche Fußball nicht
funktionieren. Zweck und Aufgabe des DFB ist es insbesondere, das Ehrenamt zu pflegen und zu för-
dern. Jährlich verleiht der DFB in diesem Zusammenhang den Ehrenamtspreis. Die einhundert enga-
giertesten Ehrenamtlichen werden für ein Jahr in den "Club 100" aufgenommen. Sie erwartet neben
einer offiziellen Feierstunde auch der Besuch eines Länderspiels der A-Nationalmannschaft sowie wei-
tere Clubleistungen. Das ehrenamtliche Engagement der Vorstände, Gremienmitglieder, der
Trainer/innen, Betreuer/innen, Schiedsrichter/innen, Sportwarte oder auch der Eltern, die den
Fahrservice für die Kinder organisieren, sichert die Zukunft der Sportvereine und -verbände. Die Ideale
des Ehrenamts - Gemeinnützigkeit, Freiwilligkeit, Eigeninitiative, Anerkennung und Identifikation - sind
der soziale Kitt des Sportwesens.
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Europäische Kommission (2010): „Situation der Freiwilligentätigkeit in
der EU“. Brüssel.