INTEGRATION A–Z
EHRENAMT
33
Ehrenamt
Definition:
Schon in der Antike wurde freiwilliges und gemeinnütziges Engagement mit Ehren- und
Tugendhaftigkeit assoziiert. Auch heute genießen Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftliches
Engagement, die oft synonym verwendet werden, hohes gesellschaftliches Ansehen, stellen sie doch
einen unverzichtbaren individuellen Beitrag zum Gemeinwohl dar.
Auf aktive ehrenamtliche Mitarbeiter/innen sind insbesondere gemeinnützige Vereine, Verbände,
Initiativen, Projekte und Einrichtungen angewiesen. Im Gegensatz zur Lohnarbeit gibt es für das
Ehrenamt kein Gehalt. Da Ehrenamt trotzdem viel Zeit und Einsatz kostet, gibt es andere Formen
materieller Belohnung, zum Beispiel steuerliche Vergünstigungen oder Aufwandsentschädigungen,
sowie immaterielle Vorteile wie soziale Kontakte, Anerkennung und neue persönliche Erfahrungen.
Gesellschaftliche Bedeutung:
In Deutschland war im Jahr 2009 jeder Dritte über 14 Jahren ehrenamtlich oder freiwillig engagiert.
19
Dieses große bürgerschaftliche Engagement ist nicht selbstverständlich, zeigt aber den hohen
Stellenwert der Zivilgesellschaft in Deutschland. Viele Bereiche der Gesellschaft, das zeigen schon die
Wohlfahrtsorganisationen, würden ohne den freiwilligen Einsatz der Bürger/innen nicht funktionieren.
Angesichts der demographischen Entwicklung und des stärkeren staatlichen Rückzugs aus vielen
Gesellschaftsbereichen wird diese Bedeutung noch zunehmen. Die Förderung bürgerschaftlichen
Engagements und die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen sind daher wichtige politische
Zukunftsaufgaben. Viele Freiwillige verknüpfen mit ihrem Einsatz den Wunsch, Gesellschaft und
Zusammenleben aktiv mitzugestalten, sie suchen persönliche Kontakte und Spaß. Das Ehrenamt bie-
tet Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung abseits des Berufs.
Mitarbeiter von Wohlfahrtsverbänden, Vereinen, Initiativen und Migrationsdiensten engagieren sich
ehrenamtlich für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und kümmern sich um
Flüchtlinge und Asylbewerber/innen. Sie werben für Anerkennung, machen Qualifizierungsangebote
und stehen bei alltäglichen Problemen mit Rat und Tat zur Seite. Ehrenamtliche engagieren sich durch
persönliche Zuwendung und Unterstützung und als Interessenvertreter der Migrant/innen, wenn es
um Probleme struktureller Integration geht.
Dabei liefert das Ehrenamt selbst einen wichtigen Beitrag zur gleichberechtigten Teilhabe von
Menschen mit Migrationshintergrund am gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Leben.
Vielen gilt das vorpolitische Forum des Ehrenamtes als „Schule der Demokratie“. Die Übernahme von
Eigenverantwortung in Ehrenämtern ist eine wichtige Strategie des Empowerments. Menschen mit
Migrationshintergrund, die sich ehrenamtlich engagieren, sind als Vorbilder und Ansprech-
partner/innen wichtige Stützen der Integrationsförderung. Als Mittler/innen im interkulturellen Dialog
schlagen sie Brücken zwischen Aufnahmegesellschaft und Migrant/innen und können Erfahrungen aus
erster Hand weitergeben. Sie können der Arbeit von Verbänden und Vereinen entsprechende Impulse
geben, sich stärker an den Bedürfnissen der Menschen mit Migrationshintergrund zu orientieren und
tragen so zur interkulturellen Öffnung der Organisationsstrukturen bei. Der Gesetzgeber unterstützt
diesen Sachverhalt und setzt Anreize, beispielsweise indem das Verfahren einer Einbürgerung durch
den Nachweis ehrenamtlichen Engagements um zwei Jahre verkürzt werden kann.
19
Prognos/ AMB Generali (2009): Engagementatlas 2009. Daten, Hinter-
gründe, Volkswirtschaftlicher Nutzen.
INTEGRATION A–Z
DISKRIMINIERUNG
32
deuten auf ein gesamtgesellschaftliches Problem hin, das der Fußball jedoch nicht allein lösen kann,
sondern das komplexe und nachhaltige Gesamtstrategien erfordert.
Für den Erfolg der Integration in und durch den Fußball ist der Abbau von Diskriminierung ein ent-
scheidender Faktor. Durch Informations- und Qualifizierungsangebote im Bereich der interkulturellen
Kompetenz für die Schlüsselrollenträger/innen im Fußball, also die Trainer/innen, Betreuer/innen und
Vereins- und Verbandsfunktionär/innen, soll das faire Miteinander weiterentwickelt werden. Inhaltlich
basieren diese Angebote auf den „Fünf zentralen Botschaften“ des DFB im Bereich Integration.
Gleichzeitig wurden Strukturen geschaffen, die Integrationsförderung begleiten und begünstigen.
Hierfür steht vor allem die Benennung der Integrationsbeauftragten beim DFB und in den
Landesverbänden als Ansprechpartner und Begleiter der Integrationsmaßnahmen. Des Weiteren ver-
gibt der DFB als öffentlichkeitswirksamen Anreiz jährlich den Julius-Hirsch-Preis, der sich an
Initiativen richtet, die sich gegen Diskriminierung einsetzen. Die Neufassung des Paragraphen 4 der
DFB-Satzung durch den DFB-Bundestag im Oktober 2010, durch die sich der DFB zur Nachhaltigkeit
verpflichtet und vier Dimensionen des Engagements (Spielbetrieb, Wertevermittlung,
Gesellschaftspolitik, Wohltätigkeit) für eine nachhaltige Gesellschaft formuliert, hat dieses
Engagement auch für die Zukunft verpflichtend gemacht.
Die FIFA hat ihr Regelwerk gegenüber diskriminierendem Verhalten nochmals verschärft. Artikel 58
des Disziplinarreglements droht Spieler/innen mit mindestens fünf Spielen Sperre, Geldstrafen und
Stadionverbot. Vereine und Verbände müssen mit dem Ausschluss der Öffentlichkeit, Punktabzug
oder Wettbewerbsausschluss rechnen. Die Schiedsrichter/innen haben bei rassistischen Vorfällen
außerhalb des Spielfeldes mehrere Optionen. Sie reichen von der Veranlassung einer
Lautsprecherdurchsage über eine Spielunterbrechung bis zum Spielabbruch. Zuschauer/innen, die
gegen diese FIFA-Bestimmungen verstoßen, werden mit mindestens zwei Jahren Stadionverbot
belegt.
Organisationen und Verbände wie FARE (Football Against Racism in Europe), BaFF (Bündnis aktiver
Fußball-Fans) oder die EGLSF (European Gay and Lesbian Sport Federation) unternehmen weitere prä-
ventive Maßnahmen, um Diskriminierungen im Zuschauerverhalten zu begegnen. Genauso kümmern
sich die Fanprojekte und Fanbeauftragte der Vereine um junge Fangruppierungen und werben für eine
leidenschaftliche Kultur des Fußballs ohne Diskriminierung. Durch Öffentlichkeitsarbeit, Kampagnen
und Workshops wird versucht, die Sensibilität für das Thema zu erhöhen. Viele Vereine haben große
Anstrengungen unternommen, um Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Sexismus auf den Rängen zu
begegnen.
Links: