INTEGRATION A–Z
DEMOGRAPHISCHE ENTWICKLUNG
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Demographische Entwicklung
Definition:
Demographie bezeichnet die Erhebung statistischer Daten über die Zusammensetzung einer
Bevölkerung. Anhand von Gesetzmäßigkeiten der laufenden Statistik und Faktoren wie Geburten- und
Sterberate, Lebenserwartung und Migrationssaldo, erstellen Demographen Prognosen für die zukünf-
tige strukturelle Zusammensetzung der Bevölkerung und ermitteln regionale Abweichungen. Anhand
der Daten lassen sich Rückschlüsse auf die Ursachen dieser Entwicklungen ziehen. Statistische
Prognosen bieten zwar keine endgültige Sicherheit, die ermittelten Werte sind jedoch zumeist verläss-
liche Trends.
Die demographische Entwicklung hat einen großen Einfluss auf die individuellen Zukunftschancen und
weite Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, da das soziale Gefüge einer Gesellschaft das
Zusammenleben nachhaltig prägt. Gesellschaftlicher Wohlstand, Bildungssystem, Arbeitsmarkt und
Stabilität der sozialen Sicherungssysteme sind in hohem Maße vom demographischen Wandel betrof-
fen. Die Zukunftsprognosen der Demographie stellen daher eine Herausforderung an Politik und
Gesellschaft dar.
Gesellschaftliche Bedeutung:
Die drei bestimmenden Merkmale des demographischen Wandels in Deutschland sind Schrumpfung,
Alterung und ein steigender Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund. Schrumpfung und
Alterung zeigen sich auch in anderen europäischen Ländern, stehen jedoch im krassen Gegensatz zur
globalen Entwicklung. Eine niedrige Geburtenrate und die stetig wachsende Lebenserwartung stellen
die Alterspyramide auf den Kopf.
Die Prognosen sagen für Deutschland für das Jahr 2030 25% weniger Einwohner/innen jünger als
20
Jahre, 15% weniger zwischen 20 und 65 Jahren, aber 40% mehr älter als 65 Jahre voraus.
Das Durchschnittsalter beträgt dann 51 statt heute 43 Jahre. Insgesamt werden demnach 2030
ca. 5 Millionen Menschen weniger als heute in Deutschland leben.
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Die Schrumpfungs- und Alterungsprozesse wirken sich regional unterschiedlich aus. Besonders der
ländliche Raum ist vom Wegzug Jüngerer betroffen. Von der Binnenwanderung profitiert insbesonde-
re der Südwesten Deutschlands, der Nordosten verliert hingegen. Die prognostizierte Entvölkerung
ganzer Landstriche zeigt sich in vielen Regionen bereits jetzt. In diesen Regionen ist im Übrigen der
Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund meist am geringsten.
Der demographische Wandel wurde bisher vor allem als wirtschaftliche Herausforderung betrachtet,
da eine schrumpfende und alternde Bevölkerung, die auf Umlagen basierte Funktionsfähigkeit der
sozialen Sicherungssysteme gefährdet. Weniger Steuerzahler/innen stehen einer wachsenden Zahl
von Rentner/innen gegenüber. Zudem stehen dem Arbeitsmarkt immer weniger Arbeitskräfte zur
Verfügung. Die demographischen Prognosen haben der Forderung Nachdruck verliehen, die
Zuwanderung nach Deutschland zu verstärken.
Die Entwicklung hat auch soziale und kulturelle Folgen. Politik und Gesellschaft müssen sich auf die
Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung einstellen. Die demographische Entwicklung führt zu einem
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Vgl.: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2007): Demo-
grafischer Wandel in Deutschland. Wiesbaden.
; Enquête-
Kommission des Deutschen Bundestages (2002): Demographischer
Wandel. Schlussbericht.
Bedeutung für den Fußball:
Chancengleichheit und Fairplay sind Errungenschaften und Vorraussetzungen des modernen Sports.
Während es in den Anfängen des Sports durchaus üblich war, auch mit ungleichen Mitteln gegeneinan-
der anzutreten – beispielsweise spielte die Zahl der Mitglieder eines Teams bei den englischen
Vorläufern des Fußballspiels zunächst keine Rolle –, stellt die Gleichheit der Startbedingungen heute
eine notwendige Vorrausetzung dar, um sportliche Leistung vergleichbar zu machen. Ein sportlicher,
attraktiver Wettstreit, zum Beispiel zwischen zwei Fußballmannschaften, ist nur möglich, wenn beide
Mannschaften vergleichbare Möglichkeiten besitzen, ihr Können unter Beweis zu stellen. Dazu bedarf
es eines einheitlichen Regelwerks, das einseitige Bevorteilungen oder Benachteiligungen etwa durch
Doping, Spielmanipulationen oder Schiedsrichterentscheidungen untersagt. Es ist eine der wichtigs-
ten Aufgaben der Fußballverbände, die Integrität des Wettbewerbs zu schützen. Nur bei prinzipieller
Chancengleichheit kann es einen fairen und spannenden Wettkampf geben. Manchem fällt es leider
nicht leicht, den persönlichen Siegeswillen mit den Idealen der Chancengleichheit und des Fairplay zu
vereinbaren. Einen Sieg um jeden Preis darf es dennoch nicht geben.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Chancengleichheit im Fußball wesentlich besser verwirklicht
wird, als in anderen Bereichen der Gesellschaft. Spieler mit Migrationshintergrund sind angemessen
in allen Leistungsstufen repräsentiert. Fußball kann also einen Anstoß für Integration geben, denn wer
im Verein aktiv ist, hat auch in Bildung und Beruf bessere Chancen.
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Fußball bietet die Möglichkeit,
gesellschaftliche Chancengleichheit zu fördern.
Natürlich gibt es noch Verbesserungspotenzial. Spieler/innen mit Migrationshintergrund finden durch-
schnittlich erst wesentlich später den Weg in den Verein und treten früher wieder aus. Insbesondere
Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund sind bisher wenig in den organisierten Sport einge-
bunden.
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Hier können die Vereine durch die weitere Förderung der interkulturellen Öffnung und
Sensibilisierung einen wichtigen Beitrag zur Integration leisten. Grundlage hierfür ist das offene
Gespräch miteinander.
INTEGRATION A–Z
CHANCENGLEICHHEIT
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Kalter, Frank (2003): Chancen, Fouls und Abseitsfallen. Migranten im deut-
schen Ligenfußball.Wiesbaden.
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ebd.; Kleindienst-Cachay, Christa (2007): Mädchen und Frauen mit
Migrationshintergrund im organisierten Sport. Baltmannsweiler.