INTEGRATION A–Z
ALKOHOL
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Bedeutung für den Fußball:
Für viele Menschen gehören Fußball und Alkohol untrennbar zusammen. Ob in der Kabine nach dem
Spiel, im Vereinsheim oder bei der gemeinsamen Sportschau, regelmäßig wird Alkohol getrunken,
obwohl er die sportliche Leistung vermindert. Gerade der gesellige Aspekt von Alkohol setzt jedoch
viele, die nicht Trinken unter sozialen Druck. Für gläubige Muslime können beim Bier unter der Dusche
oder bei der Vereinsfeier Gewissenskonflikte entstehen – übrigens auch bei der Einnahme von in
Alkohol gelösten Medikamenten. Andere halten sich nur am Ramadan oder zu den Gebetszeiten an das
Alkoholverbot. In jedem Fall sollten Spieler/innen, Trainer/innen und Betreuer/innen die unterschiedli-
chen Trinkgewohnheiten bekannt sein, um Spannungen im Team und im Verein vorzubeugen.
Alkohol stellt kein Integrationsproblem dar. Wer keinen Alkohol trinkt – aus welchen Gründen auch
immer – hat zunächst einmal Respekt verdient. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass viele
Jugendliche im Sportverein ihre ersten Erfahrungen mit Alkohol und anderen Drogen machen.
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Auf
Sportfesten, Siegesfeiern und Sportfreizeiten greifen Vereinsmitglieder sogar insgesamt häufiger zur
Flasche als Nicht-Mitglieder. Diese Entwicklung ist alarmierend und widerlegt den Glauben, Sport
schütze quasi automatisch vor Drogen. Sicherlich, Sport- wie Fußballvereine haben große Potenziale
in der Suchtprävention, sie lassen sie jedoch zuweilen ungenutzt.
Im Verein sollte deshalb ein bewusster Umgang mit Alkohol gefördert werden. Um Mitglieder, die kei-
nen Alkohol trinken, nicht von vornherein auszuschließen, sollten Vereinsfeste nicht ausschließlich
durch Alkohol zum Erfolg werden. Niemand sollte sich zum Trinken genötigt fühlen und eine gute alko-
holfreie Alternative sollte immer angeboten werden. Der Verein ist ein wichtiger Ort der Sozialisation,
in dem vorgelebt wird, wie man gemeinsam stark ist, gewinnen kann und wie man gemeinsam feiert.
Insbesondere gegenüber Jugendlichen sollten Trainer/innen und Betreuer/innen verantwortungsvoll
handeln und ihre Vorbildfunktion wahrnehmen.
Prinzipiell sollte an Jugendliche auf Sportplätzen kein Alkohol ausgeschenkt werden. Alkoholismus
unter Jugendlichen ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das ernst genommen werden muss.
Sport- und Fußballvereine sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein und einen Beitrag zur
Suchtprävention leisten. Der DFB und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
haben daher im Rahmen ihrer Kooperationsvereinbarung zwei Kurzschulungsmodule („Kinder stark
machen“ und „Bleib im Spiel“) entwickelt und in das Qualifizierungsangebot aufgenommen.
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Fritz, Thomas (2006): Stark durch Sport – stark durch Alkohol: eine
Untersuchung an jugendlichen Vereinsfußballern. Hamburg.
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ALKOHOL
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Alkohol
Definition:
Die Herstellung von Alkohol durch Gären, Brauen oder Destillieren zum geselligen Genuss, aber auch
zur Berauschung ist ein fester Bestandteil der universellen Kulturgeschichte der Menschheit. Alkohol
kann bei moderatem Genuss die Lebensqualität steigern. Es ist auch bekannt, dass Alkohol über
den kurzfristigen Rausch hinaus, mit Beeinträchtigungen der Wahrnehmung, Motorik und
Leistungsfähigkeit einhergeht und dauerhafte Folgeschäden verursachen kann. Wer zuviel Alkohol
trinkt, setzt seine psychische und physische Gesundheit aufs Spiel. Regel- und übermäßiger Konsum
macht süchtig und kann tödliche Folgen haben – nicht nur im Straßenverkehr: Circa 2 Millionen
Menschen in Deutschland gelten als alkoholkrank und fast 10 Millionen als suchtgefährdet.
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Gerade
junge Menschen werden in ihrer körperlichen Entwicklung durch Alkohol beeinträchtigt. Das
Jugendschutzgesetz (§9 JuSchG) verbietet daher die Abgabe von alkoholischen Getränken an
Jugendliche unter 16 Jahren, Hochprozentiges darf nur an Volljährige ausgeschenkt werden.
Gesellschaftliche Bedeutung:
Wer nur auf die geselligen Aspekte des gemeinsamen Bieres unter Freunden oder Teamkollegen hin-
weist, unterschlägt, dass Alkohol auch für Persönlichkeitsentwicklung und soziale Beziehungen nega-
tive Folgen haben kann. Die Verbindungen von Alkohol, Alkoholismus und Gewalt liegen auf der Hand.
Durch übermäßigen Alkoholkonsum entstehen Krankenkassen und öffentlichen Haushalten jedes Jahr
immense Kosten.
Das gesellschaftliche Zusammenleben in Deutschland wird von unterschiedlichen Trinkgewohnheiten
und Geboten bestimmt. So ist gläubigen Muslimen das rauschhafte Trinken von Alkohol untersagt. Wie
viel allerdings zuviel ist, beantwortet auch der Koran nicht gänzlich. Einige Gelehrte halten Alkohol für
verboten, andere lediglich für verwerflich. Schließlich findet sich auch in Fruchtsäften oder Brot ein
natürlicher Alkoholanteil, so dass dieser zumeist als das Maß der Dinge betrachtet wird. Die Gründe
für das Alkoholverbot sind allerdings weniger die gesundheitlichen Risiken. Nach der islamischen
Vorstellung schadet Alkoholkonsum der geistigen Konzentration und führt zur Vernachlässigung der
religiösen Vorschriften. Zu den Gebetszeiten ist prinzipiell alles Rauschhafte verboten. In strengeren
Traditionen gilt auch der Verkauf von Alkohol als unmoralisch. Deshalb finden sich auch in
Deutschland in manchen türkischen oder arabischen Geschäften keine Alkoholika. Trotz dieser religiö-
sen Vorschriften hat sich ein gesetzliches Alkoholverbot auch in den muslimisch geprägten Ländern
nie konsequent durchsetzen lassen, und Phasen strenger Verbote wechselten sich mit liberaleren
Handhabungen ab. Nur in sehr wenigen Ländern ist Alkohol illegal.
Aber nicht nur die islamische Welt kennt Alkoholverbote. Auch christliche Gruppen, u.a. einige baptis-
tische Gemeinschaften, verbinden mit ihrem Glauben den Verzicht auf Alkohol. Diese Bewegungen
sind jedoch vergleichsweise schwach. Zudem hat der Wein als Symbol eine herausgehobene
Bedeutung in der christlichen Lehre. Es gibt sogar Gemeinschaften, bei denen das rauschhafte
Erlebnis Teil der religiösen Erfahrung ist.
2
Vgl.: Bundesministerium für Gesundheit (2009): Drogen- und Suchtbericht
2009.
Berlin. Im Internet: