Schritte zum systematischen Angriffspressing
Aktive Balleroberungsstrategien erfordern das planvolle
Lenken des gegnerischen Spielaufbaus in taktisch günstige
Spielfeldbereiche. Dazu werden bestimmte Abspielstatio-
nen durch geschicktes Anlaufen verstellt, andere bewusst
nicht. Für diese Pressingkonzepte sind in der Zukunft
weitere Optimierungen zu erwarten.
Ein erster Schritt zu diesen offensiven, systematisch einge-
setzten Pressingvarianten war bei der EM 2012 das bewusste
Zustellen des Gegners in konkreten Situationen wie beim
Torhüterabstoß oder beim Spielaufbau über den Torhüter!
Iniesta, Negredo und Silva stellen vorne zu, Meireles kommt ...
Daraufhin tritt Iniesta heraus und setzt Meireles unter Druck.
ANALYSEPUNKT 2:
Zustellen eines
kontrollierten Spielaufbaus
EM-ANALYSE 2012
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DEUTSCHER FUSSBALL-BUND
EM-ANALYSE 2012
EM-TRENDS – DEFENSIVE
Bei der WM 2006 und der EM 2008 agierten viele
Teams noch aus einer extrem tiefen Staffelung. Die
konsequente Torsicherung war dabei wichtiger als
der aktive Ballgewinn. Tore sollten vor allem aus
Kontersituationen gegen unorganisierte Gegner er-
zielt werden. Diese Tendenz war bereits bei der WM
2010
rückläufig. Zum Trendsetter wurde dabei das
stets auf Spielkontrolle ausgerichtete Spanien.
Mittlerweile haben die meisten Mannschaften die
Pressingzonen weiter nach vorne verlagert oder ver-
teidigen zumindest situativ deutlich höher.
Eine spezielle Variante ist das aktive Stören eines
kontrollierten Spielaufbaus des Gegners, indem die
Aufbauspieler (primär die Innenverteidiger) aktiv an-
gelaufen und frühzeitig unter Druck gesetzt werden.
Oder sie werden bereits beim Torhüter-Abstoß
bewusst zugestellt. Der Gegner wird alternativ zu
einem langen Ball provoziert oder zu einem riskan-
ten Aufbauspiel unter Druck verleitet.
Diese exemplarische Spielszene aus der EM-Begegnung
Spanien – Portugal zeigt das Zustellen und anschließende
Balljagen” – wieder mit einer direkten Zuordnung!
Negredo
Meireles
Iniesta
Iniesta
Silva
SPIELPHASE 1
SPIELPHASE 4
SCHWERPUNKT: ZUSTELLEN