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Mit einer unerreichten Ballzirkulation
sichert das Team Spaniens den Ball, spielt
sich auch unter extremem Druck aus engen
Räumen, verlagert permanent das Spiel
und setzt somit den Gegner selbst unter
Aktions- und Reaktionsdruck.”
Spanien als Leitbild und Orientierungspunkt
Das effiziente, durchschlagskräftige Herausspielen
von Toren gegen kompakt formierte, disziplinierte,
taktisch clevere, laufstarke und aggressive Gegner
bleibt auch nach der EM 2012 eine Herausforderung
für die Zukunft.
Eine strategische Offensivausrichtung vieler EM-
Teams orientierte sich dabei an Spanien.
Das Vorbereiten und Verwerten von Torchancen war
dabei vorrangig durch ein variables Angreifen durch
das Zentrum angelegt. Basis hierfür war ein Einrücken
der offensiven Außenspieler in zentrale Positionen.
EXEMPLARISCHE SPIELSITUATION DER EM 2012
„
STRATEGIEZENTRUM“ MITTELZONE
Verdichtung im Angriffszentrum
EM-ANALYSE 2012
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DEUTSCHER FUSSBALL-BUND
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EM-ANALYSE 2012
EM-TRENDS – SPIELSYSTEME UND SPIELMERKMALE
Charakteristisch für das spanische Angriffsspiel sind die langen
Ballstaffetten, die zunächst vor allem in die Breite – quer zur
gegnerischen Defensivformation – angelegt sind. Diese Ball-
zirkulation ist kein Selbstzweck, sondern dient der Vorbereitung
zielgerichteter Angriffe – bevorzugt über das Zentrum.
Die Spanier erzielten dabei überdurchschnittlich viele Treffer
nach Steilpässen in die Schnittstellen der 4er-Kette.
So ist in dieser exemplarischen Szene zum 1:0 im Vorrunden-
spiel gegen Italien die Spitze zunächst überhaupt nicht besetzt.
Silva
Arbeloa
Xavi
Spezielle Spiel- und Qualitätsmerkmale beim Vorbe-
reiten, Herausspielen und Verwerten durch das An-
griffszentrum sind vor allem:
1.
Einrücken offensiver Außenspieler nach innen mit einer
personellen Verdichtung im Angriffszentrum
2.
Variables, primär quer zur Defensivformation angelegtes
Kombinieren in die Breite, um Aktionen in die Tiefe vor-
zubereiten
3.
Diagonales/horizontales Freilaufen inklusive eines
perfekt getimten Forderns des Zuspiels in die Tiefe
4.
„
Verdeckte” Pässe in die Tiefe
5.
Starker „letzter Pass” – getimtes Passspiel in die
Schnittstellen
6.
Präzise Torabschlüsse mit einer großen Variabilität
ERICH RUTEMÖLLER
SPIELPHASE 1