SPIELSYSTEME
Bevorzugtes 4:2:3:1 –
aber Variabilität der Top-Teams
EM-ANALYSE 2012
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DEUTSCHER FUSSBALL-BUND
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EM-ANALYSE 2012
EM-TRENDS – SPIELSYSTEME UND SPIELMERKMALE
Bei der Weltmeisterschaft 2010 favorisierten die
Top-Teams das 4:2:3:1-System.
Experten hatten vor der EM 2012 einen weiteren Trend zu
dieser etablierten Formation erwartet, der aber letztlich
so nicht einsetzte.
Auch wenn viele EM-Teams auf ein 4:2:3:1 zurückgriffen,
war eine relativ große Variationsbreite an alternativen
Systemen festzumachen. So präsentierten alleine die
Halbfinalisten eine breite Palette an Formationen.
(
Fast) alle Systemalternativen berücksichtigen dabei je-
doch konkrete Spielstrukturen, die sich im internationalen
Fußball offensichtlich auf breiter Front etabliert haben:
1.
die klare Dominanz der Viererkette auf der hintersten Linie,
2.
die „Doppel-6” mit zwei Spielern im Mittelfeld zur Sicherung
des defensiven Zentrums und für einen flexiblen Spielaufbau,
3.
die doppelte Besetzung der Außenpositionen,
4.
die Nominierung nur einer direkten Spitze in vorderster Front.
Losgelöst von einem konkreten System interpretieren alle
EM-Teams die jeweiligen Formationen letztlich variabel
und vor allem auf das eigene Spielerpotenzial abgestimmt.
Diese teamspezifische Variabilität resultierte vor
allem aus der Nominierung spezieller Spielertypen
für zentrale Positionen wie z. B.:
•
die Besetzung der beiden Positionen auf der Doppel-6,
•
die Besetzung der offensiven Außenpositionen mit einem
häufig einrückenden „Stürmertypen” mit Qualitäten im Tor-
abschluss, einem „Spezialisten” (klassischer Außenstürmer)
oder einem „Vorbereiter-Spielmacher-Typen”,
•
die Besetzung der zweiten „Halbspitze” im Angriffszentrum durch
einen nachrückenden „Angreifer-Typen” oder einen „kreativen
Vorbereiter-Typen”,
•
oder sogar der Verzicht auf eine klare, direkte Angriffsspitze, wie
es Spanien über Strecken des Turniers praktizierte.
Lediglich Italien löste sich aus diesem Raster an möglichen
Aufstellungsstrukturen. So hatte das Team als einzige EM-
Mannschaft auch die Mittelfeldraute im Repertoire. Außer-
dem setzte die italienische Mannschaft konsequent auf
zwei direkte Spitzen im Angriffszentrum.