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| DFB von A-Z
Es war sicherlich der grösste Erfolg in der
Geschichte des Deutschen Fußball-Verbandes (DFV):
Jener 22. Juni 1974, als imHamburger Volksparkstadion
Jürgen Sparwasser imWM-Spiel zwischen der DDR und
der Bundesrepublik Deutschland in der 77. Minute das
Tor des Tages erzielte. Die DDR-Auswahl hatte den „Klas-
senfeind“ bezwungen und insgesamt ein gutes Turnier
gespielt. Doch nach dem „Weckruf von Hamburg“ durf-
ten am Ende wieder einmal die westdeutschen Fußbal-
ler als Weltmeister jubeln.
Dennoch war 1974 für den DDR-Fußball das wohl
erfolgreichste Jahr. Neben dem guten Abschneiden bei
der WM konnten die ostdeutschen Fußball-Fans auch
den Europapokal-Triumph des 1. FC Magdeburg feiern.
Am 8. Mai 1974 besiegte der krasse Außenseiter den
Favoriten AC Mailand in Rotterdam durch ein Tor von
Wolfgang Seguin und ein Eigentor des Mailänders Lanzi
mit 2:0. Es sollte der einzige Europapokal-Erfolg eines
DFV-Vereins bleiben.
Mit Carl-Zeiss Jena und Lokomotive Leipzig konnten
sich immerhin 1981 und 1987 zwei weitere DDR-Teams
bis in ein europäisches Finale spielen. Wieder war es
jeweils der Pokal der Pokalsieger, doch den Triumph von
Magdeburg konnten beide nicht wiederholen, zählten
aber, wie auch der achtmalige Meister Dynamo Dresden,
dennoch zu den beliebtesten Klubs.
Die DDR-Nationalmannschaft bestritt insgesamt 293
Länderspiele – zwischen 1952 und 1990. Mit 138 Siegen
bei 69 Unentschieden und 86 Niederlagen steht eine
positive Bilanz zu Buche. Doch die großen Schlagzeilen
lieferte die A-Nationalmannschaft des DFV nur selten.
Richtig erfolgreich war der DDR-Fußball dagegen
fast immer, wenn man bei den Olympischen Spielen star-
tete. Der Höhepunkt der olympischen Bilanz war der
Gewinn der Goldmedaille 1976 in Montreal. Vor 76.000
Zuschauern sicherten die Dresdner Hartmut Schade
und Reinhard Häfner sowie der Magdeburger Martin
Hoffmann mit ihren Treffern den 3:1-Endspielsieg gegen
Polen (siehe „Olympische Spiele“).
Grundlage für die Erfolge der DDR-Nationalmann-
schaft bildete die heimische Oberliga, die höchste Spiel-
klasse im DFV, und die damit verbundene DDR-Meister-
schaft. Zwar gab es bereits vor der Gründung des DFV,
im Juli 1950, schon Meisterschaftsspiele in der damali-
gen Ostzone – inklusive zweier Ostzonen-Meister. Doch
so richtig in Schwung kam der Fußball imOsten Deutsch-
lands erst nach der Gründung eines offiziell von der FIFA
1952
aufgenommenen Verbandes.
Die DDR-Oberliga wurde schnell zum Liebling der
Fußballfans – häufig aber auch zum Spielball der „Mäch-
tigen“. So sollte zum Beispiel 1954 die Mannschaft von
Wismut Aue, eines der besten Teams der Zeit, nach Karl-
Marx-Stadt umgesiedelt werden. Mannschaft und Fans
leisteten erfolgreich Widerstand.
Oft wurde die Meisterschaft auch gesteuert. Der BFC
Dynamo Berlin holte zwischen 1979 und 1988 zehnmal
in Folge den Titel. Allerdings kam nach der politischen
Wende zutage, dass Dynamo als Lieblingsklub von Stasi-
Chef Erich Mielke viele Vergünstigungen zuteil und
im Zweifelsfall sanfter Druck zu seinen Gunsten ausge-
übt wurde.
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DDR-Fussball
Zwei Spiele sind es vor allem, die für immer mit
dem Fussball der DDR in Verbindung bleiben
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werden: der 1:0-Sieg bei der WM 1974 über die DFB-­
Auswahl und der Endspielsieg bei Olympia 1976.
Der DDR-Fussball hatte es nicht leicht, sich
gegen die Planwirtschaft der Mäch­tigen aus
der Sportpolitik durchzusetzen. Er brachte
dennoch eine Reihe groSSer Spieler hervor, und
von seiner Nachwuchsschulung profitierte der
DFB noch lange nach der Wende.