Pokalsieger Bayer in Dresden verloren und lag im Rück-
spiel zur Pause 1:3 zurück, ehe in einem begeisternden
Sturmlauf die Tore wie reife Früchte fielen.
Die Erinnerungen an große Spiele lassen sich ohne-
hin nicht wegreglementieren. Wer es gesehen hat, kann
sich noch heute in Rage reden über den „Skandal vom
Bökelberg“ im Herbst 1971. Meister Borussia Mönchen-
gladbach machte das vielleicht beste Spiel überhaupt
in jener Epoche, als aus den „Fohlen“ Champions wur-
den. Sie fegten Inter Mailand mit 7:1 vom Platz. Aber am
Ende war alles vergebens, nachdem der Inter-Stürmer
Roberto Boninsegna – von einer leeren Büchse getrof-
fen – ausgetauscht worden war. Dem angeblichen K.o.
des schauspielerisch versierten Italieners folgte der K.o.
der Gladbacher: ImWiederholungsspiel in Berlin ermau-
erte sich Inter ein 0:0 und zog dank des 4:2 in Mailand
in die nächste Runde ein. Die Büchse hat es heute ins
Gladbacher Vereins-Museum geschafft.
Für Werder Bremen war der Europapokal ein Vehi-
kel zur Imageförderung. Bis weit in die 80er waren sie
in Europa ein kleines Licht, dann aber gingen unter Otto
Rehhagel die „Wunder von der Weser“ in Serienproduk-
tion. Auswärts konnten sie verlieren wie sie wollten,
zu Hause bogen sie es um.
Es begann mit einem 6:2 nach Verlängerung gegen
Spartak Moskau 1987 (Hinspiel 1:4). Im Jahr darauf über-
rannten sie den BFC Dynamo nach einem 0:3 in Ost-Ber-
lin zu Hause mit 5:0. Den ersten Treffer setzte Manni
Burgsmüller schon vor dem Anpfiff. „Kommt raus, ihr
Feiglinge“, rief er und klopfte wild an die Kabinentür.
1993
lag Bremen nach 66 Minuten in der Champions
League 0:3 gegen Anderlecht zurück und gewann 5:3.
Selbst Diego Maradona ging 1989 mit Neapel an der
Weser 1:5 baden.
Seit diesen Tagen, so hat es den Anschein, verspü-
ren sie in Bremen die Verpflichtung, demPublikum etwas
bieten zu müssen. Auch Mythos verpflichtet.
Noch kein Mythos, dafür aber eine eindrucksvolle
Erfolgsgeschichte verbindet sich mit den Auftritten der
deutschen Frauen-Bundesligisten im Europapokal. Seit
der Saison 2001/2002 wird dieser Wettbewerb, zunächst
als UEFA-Frauen-Pokal und seit 2009/2010 als Cham-
pions League, durchgeführt. Dabei setzten sich in den
zwölf bisherigen Durchgängen dreimal der 1. FFC Frank-
furt (2002, 2006, 2008), zweimal Turbine Potsdam
(2005, 2010)
und einmal FCR Duisburg (2009) sowie
der VfL Wolfsburg (2013) als Pokal-Gewinner durch.
❙❙
Grenzenloser Jubel:
Bastian Schweinsteiger
feiert den Sieg gegen
Borussia Dortmund im
Champions-League-
Finale 2013.