Der Weg war frei für Rudi Völler. Mit einer produk-
tiven Mischung aus langer Leine und harter Hand führte
Völler die Nationalmannschaft wieder an die Weltspitze.
Deutschland spielte ohne Schnörkel erfolgreich Fußball.
Zwei Jahre nach dem Vorrunden-Aus bei der EM zeigte
sich das DFB-Team gut erholt. Bei der WM 2002 in Japan
und Südkorea siegte sich das Team bis ins Finale. Das
Spiel gegen Brasilien wurde unglücklich mit 0:2 verloren,
die Herzen in der Heimat gewonnen. Bei der Rückkehr
nach Deutschland wurde der Trainer mit seinen Spielern
von den Fans enthusiastisch gefeiert und in singender
Form daran erinnert, dass es nur einen Rudi Völler gibt.
Entsprechend hoch waren die Erwartungen zwei
Jahre später bei der EM 2004 in Portugal. Deutschland
hatte die Qualifikation ohne Niederlage überstanden und
die Gruppe 5 vor Schottland und Island souverän gewon-
nen. Doch bei der Endrunde konnte die Mannschaft nicht
einlösen, was sie zuvor versprochen hatte. Nach zwei
Remis und einer Niederlage schied Deutschland nach
der Vorrunde aus, Rudi Völler nahm seinen Hut.
Es begann die Zeit von Jürgen Klinsmann, die Grund-
lage des „Sommermärchens“ wurde gelegt. Bei der Heim-
WM im Jahr 2006 verblüffte das DFB-Team die Heimat
und die ganze Welt, unter Klinsmann entwickelte die
Mannschaft einen neuen Spielstil. Deutschland agierte
attraktiv und offensiv, mehr noch als der dritte Platz
begeisterte die Spielweise der deutschen Mannschaft.
Ein Erbe, das dessen Nachfolger gerne angetreten
hat. Als Klinsmanns Assistent hatte JoachimLöw großen
Anteil an der Entwicklung der Nationalmannschaft –
seitdem er an ihrer Spitze steht, hat sich diese noch
einmal beschleunigt. Bei der EM 2008 in Österreich und
der Schweiz zog Deutschland ins Finale ein. In Wien
standen sich zwei Teams gegenüber, die den Fußball bis
heute prägen: Deutschland und Spanien. Die Iberer
triumphierten mit 1:0, eine Ära begann.
Seither arbeitet Löw mit seinem Team daran, den
Abstand zu den Spaniern zu verkürzen. Bei der WM 2010
in Südafrika verblüffte Deutschland die ganze Welt;
Spielwitz, Kreativität und technische Finesse waren zu
Markenzeichen der Nationalmannschaft geworden.
Ganz gereicht hat es dennoch nicht. ImHalbfinale waren
die Spanier einen Tick besser, auch glücklicher. Carles
Puyol zerstörte mit seinem Kopfball auch die Träume
von Bundestrainer Löw.
Bis heute haben sich diese nicht geändert. Löw will
sich und die Mannschaft mit einem Titel belohnen. Noch
mehr nach dem Aus im Halbfinale der EM 2012, auf das
erneut eine souveräne Qualifikation folgte. Ein Remis
und neun Siege ebneten den Weg nach Brasilien. Dort
werden Bundestrainer Löw und seine Spieler bei der
WM 2014 einen neuen Anlauf nehmen, die Erfolgsge-
schichte der deutschen Nationalmannschaft mit einem
weiteren Titel zu veredeln.
❙❙
Einstellung: Joachim
löw im Kreis seines
Teams während der
EM 2012.