Leitung begann die Länderspielzeit im DFB und der
Anstieg der Mitgliederzahl über die Millionengrenze. Bei
seinem Rücktritt wurde er zum ersten Ehrenvorsitzen-
den des DFB ernannt. Der Kriminalrat Linnemann berief
Otto Nerz zum ersten Reichstrainer und bestellte Sepp
Herberger zu dessen Nachfolger. Unter Linnemanns
Ägide begann nach Hitlers Machtübernahme die Ein-
gliederung des Fußballsports in das Programm des
Reichssportkommissariats mit der Umwandlung des DFB
zur Fachsäule Fußball.
Ein Bauunternehmer aus Köln, ein Jurist aus Osna-
brück, ein Journalist aus Saarbrücken, ein Ex- und
Importkaufmann aus Aachen sowie ein Vollblutpolitiker
aus Stuttgart und ein Jurist aus Altendiez – dies waren
die sechs Führungskräfte, die nach dem Krieg bis zu
Wolfgang Niersbachs Amtsübernahme dem DFB mit
weitsichtigem Handeln und kaufmännischem Geschick
zu immer mehr Profil und Profit verhalfen.
Dr. Peco Bauwens, Mitinhaber eines Kölner Bauge-
schäfts, war nicht nur ein unabhängiger und selbstbe-
wusster Mensch, er war vor allem auch ein Mann des
grünen Rasens. 1910 bestritt er als Nationalspieler sein
erstes (und einziges) Länderspiel beim 0:3 gegen Bel-
gien in Duisburg, und zwischen den beiden Weltkriegen
leitete er 82 Länderspiele als Schiedsrichter. In seiner
Amtszeit von 1950 bis 1962 verhalf er dem deutschen
Fußball – mit dem „Wunder von Bern“ 1954 als Höhe-
punkt – wieder zu internationalem Ansehen und wurde
bei seinem Abschied zum zweiten Ehrenvorsitzenden
der DFB-Geschichte ernannt.
Die Wahl seines Nachfolgers Dr. Hermann Gösmann
ging am 28. Juli 1962 in Dortmund mit einem histori-
schen Bundestags-Beschluss einher: Mit Zweidrittel-
mehrheit wurde die Einführung der Bundesliga be­-
schlossen.
Mit Hermann Neuberger, einem gelernten Journa-
listen aus Saarbrücken, stand von 1975 bis 1992 ein
dynamischer Allroundmann an der DFB-Spitze. Als Spe-
zialist für die Lösung besonders schwieriger Aufgaben
hatte er als DFB-Vizepräsident und Organisationschef
der FIFA die WM 1974 zu einem nicht nur sportlich
­
großen Erfolg gestaltet. Als Präsident bewältigte er
außerdem etliche Krisen mit großem Geschick, ehe er
1990 –
nach dem Gewinn des dritten WM-Titels in­
Italien – auch seine größte Herausforderung als erfolg-
reicher Mittler bestand: die Zusammenführung des deut-
schen Fußballs im Anschluss an die Wiedervereinigung
Deutschlands. Der DFB dankte ihm seine großen Ver-
dienste, als er nach Hermann Neubergers Tod im Sep-
tember 1992 die Zentrale an der Frankfurter Otto-Fleck-
Schneise nach ihm benannte.
Mit Egidius Braun, studierter Kaufmann und Unter-
nehmensberater, betrat als Neubergers Nachfolger ein
Präsident die große Fußballbühne, der sich als Anwalt
der mehr als sechs Millionen DFB-Mitglieder verstand
und aus dem Einfluss der „bedeutendsten Gesellschafts-
bewegung in Deutschland“, so seine Einschätzung, vor
allem die gesellschaftspolitische und soziale Verantwor-
tung für den Verband ableitete. Der Aachener gründete
als Delegationsleiter des deutschen Teams bei der WM
1986
die Mexico-Hilfe und führte als Präsident einen
höchst engagierten Kampf gegen Drogenmissbrauch.
Von seinem Engagement für die Kinder in Dritte-
Welt-Ländern und osteuropäischen Staaten, aber auch
für die Integration von Ausländern und für die Aufwer-
tung des Ehrenamtes profitieren bis heute viele DFB-Ak-
tivitäten.
In seine Amtszeit fiel die erfolgreiche Bewerbung um
die Durchführung der WM 2006, der Gewinn der Euro-
pameisterschaft 1996 in England, aber auch „die schwär-
zeste Stunde meines Lebens“, so Braun, als deutsche
Hooligans bei der WM 1998 den französischen Polizisten
David Nivel in Lens fast zu Tode prügelten und ihm le­bens-­
lange schwere gesundheitliche Schäden zufügten.
Nach einer bei Braun durchgeführten Bypass-Ope-
ration amtierte Gerhard Mayer-Vorfelder im Jahr 2000
zunächst als kommissarischer Präsident, ehe er am
28.
April 2001 zum neunten DFB-Präsidenten gewählt
wurde. Der Bundestag in Magdeburg ernannte Braun
damals zumEhrenpräsidenten. In der Egidius-Braun-Stif-
tung führt der DFB sein beispielhaftes Wirken fort.
Mayer-Vorfelder, der frühere Kultus- und Finanz-
minister von Baden-Württemberg, war zwar als lang-
jähriger Präsident des VfB Stuttgart und als allseits
geschätzter Vorsitzender des Liga-Ausschusses ein
Vertreter des Profifußballs, gleichzeitig jedoch ein
Mann des Ausgleichs. „Profis und Amateure sind auf-
einander angewiesen. Dabei ist Kompromissbereit-
schaft statt Konfrontation angesagt“, lautete seine
Überzeugung. Drei Jahre leitete der gebürtige Mann-
heimer alleine und von 2004 bis 2006 in Kooperation
mit Dr. Theo Zwanziger den DFB.