122
| DFB von A-Z
a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z
terungwuchs. Wenn Deutschland imneuen Berliner Olym-
piastadion in den 30er-Jahren gegen England oder
Weltmeister Italien spielte, kamen 100.000 Menschen.
Gleiches galt für die Endspiele um die Deutsche Meister-
schaft an derselben Stätte. 1934 und 1938 nahm man an
WM-Endrunden teil, 1930 hatte der DFB noch verzichtet.
Als der Krieg das öffentliche Leben imMai 1945 bei-
nahe völlig lahmgelegt hatte und die Menschen um Brot
und Unterkunft besorgt waren, war der Fußball ein Medi-
kament gegen die Schmerzen des Alltags. Schon sechs
Wochen nach Kriegsende spielte Bayern München wie-
der und prompt ließen die US-Militärbehörden den Prä-
sidenten verhaften – das Spiel war nicht ordnungsgemäß
genehmigt.
Aufzuhalten war es im Allgemeinen nicht, schon am
4.
November 1945 fiel der Startschuss für die Oberliga
Süd. Der Vereinsfußball rollte also wieder, und nach der
Wiedergründung des DFB am 1. Juli 1949 mit einem
Festakt in der Stuttgarter Oper und der vom FIFA-Exe
kutivkomitee am 22. September 1950 beschlossenen
Rückkehr in den Weltverband gab es endlich wieder Län
derspiele.
Der Tag von Stuttgart, jenes 1:0 gegen die Schweiz
am 22. November 1950, hatte für die Zeitgenossen unge-
heure Bedeutung. Das Neckarstadion konnte die Men-
schenmenge, es waren über 100.000, nicht alle fassen.
Nur um ein Freundschaftsspiel zu sehen, rutschten sie
in ihren Sonntagsanzügen die Schlammhügel hinunter.
Einfach um dabei zu sein, als die Welt wieder mit
Deutschland spielen wollte.
Was daraus geworden ist, wissen wir heute: drei
Welt- und drei Europameister-Titel sowie viele Triumphe
im Europapokal. Aber auch der Alltagsbetrieb festigte
den Fußball-Sport in Deutschland im Inneren. Dank sei-
ner Organisation. Nicht jeder kann Meister werden,
Pokalsieger schon – zumindest theoretisch. Der 1935
eingeführte DFB-Pokalwettbewerb sorgt seit dem ers-
ten Tag für Sensationen und zieht die Menschen in den
Bann, besonders wenn Goliath zu David aufs Dorf muss.
Seit 1969 wird auch der Deutsche A-Jugend-Meister
gekürt, mittlerweile im Rahmen einer eigenen Bundes-
liga. Die Frauen spielen seit 1973 ihren Deutschen Meis-
ter aus. Zum Wohle des deutschen Fußballs, zweimal
wurden sie bisher Weltmeister und achtmal Europa
meister.
1990
geschah etwas von noch größerer historischer
Bedeutung. Im Zuge der Vereinigung der beiden deut-
schen Staaten trat am 21. November, ebenfalls in Leip-
❙❙
Fussball als gesell-
schaftspolitische
Grösse: DFB-Präsident
Wolfgang Niersbach
und Bundeskanzlerin
Angela Merkel beim
DFB-Pokalfinale 2012.