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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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dest zu gewissen Anteilen, übertragbar zu sein. Vor
allem Adaptationen auf neuronaler Ebene und die Modi-
fizierung des neuromuskulären Zusammenspiels sind zu
konstatieren.
Der gemeinsame Nenner ist der relativ hohe Anteil
reflektorischer Muskelaktivierungen über unterschied-
liche Reflexbögen.
Wenn diese Effekte durch ein sensomotorisches Training
erzielt werden können, ist die Frage, ob auch ein Sprung-
krafttraining die sensomotorische Leistungsfähigkeit op-
timieren kann.
Ziele eines solchen Trainings können sein:
eine optimierte neuromuskuläre Kontrolle und Gelenk-
stabilisierung in dynamischen Situationen
eine Veränderung der Landetechnik (Reduktion der
auftretenden Kräfte und des Varus- und/ oder v. a. des
Valgus-Stresses beim Landevorgang [Abb. 1a])
(
Hewett et al. 1996)
Vor allem weibliche Athleten landen häufig in der
Valgusstellung, umgangssprachlich auch „X-Bein-
Stellung“ genannt (Abb. 1b).
Situationen mit hohem Verletzungsrisiko, die adäqua-
ter Präventionsmaßnahmen bedürfen!
die Mehrzahl der schweren Verletzungen ohne direkten
Kontakt mit einem Gegenspieler ereignet, z.B. können
ca. 70-84% der Kreuzbandrupturen als Non-Contact-
Verletzungen klassifiziert werden. Folgende Situationen
können zu Non-Contact-Verletzungen führen:
schnelle Richtungswechsel/explosive Antritte im Sprint
Drehbewegungen um die Körperlängsachse
Situationen, in denen nur ein Fuß Bodenkontakt hat
abrupt abbremsende Bewegungen
Landungen nach Sprüngen
Neben extrinsischen Faktoren wie Schuhwerk oder Bo-
denbeschaffenheit scheinen also auch die konditionellen
und die sensomotorischen Eigenschaften des Spielers
eine Rolle bei Non-Contact-Verletzungen zu spielen. Das
ist der Ansatz für präventive Trainingsstrategien.
Sensomotorische Leistungsfähigkeit/SMT
Es ist nachgewiesen, dass es eine signifikante negative
Korrelationen zwischen der sensomotorischen Leis-
tungsfähigkeit (synonym: posturale Kontrolle/Gleichge-
wichtsregulation) und dem Verletzungsrisiko bzw. der
Verletzungsinzidenz gibt. Spieler, die eine erhöhte senso-
motorische Leistungsfähigkeit aufweisen, verletzen sich
seltener bzw. weniger stark. Durch diese Erkenntnis ist
eine eingeschränkte sensomotorische Leistungsfähigkeit
als Risikofaktor anerkannt. Zumal verzeichnet wird, dass
eine Reduzierung des Verletzungsrisikos durch eine
verbesserte sensomotorische Kontrolle in dynamischen
Situationen und einer situativ-adäquaten Einstellung von
Gelenkpositionen erklärt werden kann. Mehr noch: Die
Reduktion des Verletzungsrisikos durch sensomotori-
sches Training (SMT) ist signifikant und mehrfach ein-
deutig nachgewiesen. SMT kann das Risiko für Verletzun-
gen des Sprunggelenks um ca. 36% reduzieren.
Sprungkrafttraining als Verletzungsprävention?
Es wurde in mehreren Studien nachgewiesen, dass SMT
speziell in Form von Gleichgewichtstraining auf instabi-
len Untergründen die Sprungkraft bzw. die explosive
Kraftentfaltung der Beinstreckerkette verbessern kann.
Trainingsanpassungen an SMT scheinen somit, zumin-
Spieler mit einer erhöhten sensomotorischen Leistungsfähigkeit verlet-
zen sich seltener bzw. weniger stark.