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PSYCHOLOGISCHE LEISTUNGSVORAUSSETZUNGEN
einen längeren Zeitraum. Denn im Schlaf werden erlebte
Reize verarbeitet und wenn diese zu stark sind, um im
Schlaf verarbeitet und harmonisiert zu werden, entste-
hen derartige Schlafprobleme. Verantwortliche wie Trai-
ner, Ärzte oder Therapeuten sollten ihre Spieler nach
solchen Schlafschwierigkeiten gezielt fragen, zumal
Schlaf ja insgesamt ein wichtiger Faktor für die Leis-
tungsfähigkeit ist.
Im Zusammenhang mit Stress und emotionaler Überfor-
derung gibt es in der Psychologie einen Faktor, der be-
sonders wichtig dafür ist, ob bei einem Reiz eine Stress-
reaktion entsteht und welcher Art diese ist, nämlich die
Reizbewertung. Die Bewertung eines Reizes erfolgt
Mit Emotionen umzugehen, muss gelernt werden und dieses Lernen
kann sich stabilisieren!
schon bei der Wahrnehmung, wobei es zwei Mechanis-
men gibt: erstens die Bewertung nach der persönlichen
Wichtigkeit des Reizes und zweitens die Bewertung der
eigenen Bewältigungsmöglichkeiten des Reizes. Vom
Verhältnis zwischen der persönlichen Relevanz eines
Reizes und der Einschätzung, die Anforderung bewälti-
gen zu können, hängt die emotionale Reaktion ab: Es
entsteht Angst, wenn man die Bewältigung einer persön-
lich wichtigen Anforderung bezweifelt, Unlust, wenn
man den Reiz als unwichtig beurteilt und man fühlt sich
herausgefordert, wenn man glaubt, eine persönlich
wichtige Aufgabe bewältigen zu können.
Die positive Gestaltung dieses Bewertungsprozesses
ist das Wichtigste, was Spielern vermittelt werden muss.
Spieler müssen erkennen, dass bestimmte Dinge sehr re-
levant sind und ihnen muss vermittelt werden, dass sie
einhergehende Anforderungen bewältigen können, das
heißt, dass sie die adäquaten Ressourcen und Fähigkei-
ten besitzen.
Die Auseinandersetzung mit solchen Bewertungspro-
zessen, dass daran geknüpfte Verhalten (z. B. die Situa-
tion kontrollieren, gedanklich verändern, sich zurückzie-
hen) stellt einen Lernprozess dar. Mit Emotionen umzu-
gehen, muss gelernt werden und das Gelernte kann sich
stabilisieren. Diese Stabilisierung macht einen Großteil
von dem aus, was als Persönlichkeit bezeichnet wird.
Die Bildung der Persönlichkeit eines Spielers wird also
dadurch gefördert, dass er mit emotionalen Beanspru-
chungssituationen konfrontiert wird und er bei Erfah-
rungen und bei der Bewältigung dieser Situationen Hilfe-
stellungen bekommt.
Zwischenfazit: Emotionale Beanspruchung und
Lernen bzw. Kompetenzerwerb
Emotionale Beanspruchung ist ein Lernreiz (Stresssitua-
tionen bieten die Grundlage zur Persönlichkeitsentwick-
lung).
Bewältigung emotionaler Beanspruchung ist ein Lern-
prozess (Stabilisierung von Bewältigungsstrategien ist
ein wichtiges Prinzip der Persönlichkeitsentwicklung).
Je emotionaler der Reiz besetzt ist, desto bedeutsamer
ist erfolgreiche – aber auch misslungene – Bewältigung
(
je emotionaler Situationen besetzt sind, desto wichti-
ger sind Erholungsphasen für die Entwicklung von Per-
sönlichkeit).
Die Persönlichkeit – ihre affektive, kognitive
und soziale Ausprägung
Persönlichkeitsfaktoren werden durch die beschriebe-
nen Lernprozesse in drei Ausprägungen ausgebildet