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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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Probleme sportwissenschaftlicher Prognosen
Konkrete Informationen über Einzelaspekte der tech-
nomotorischen Leistungsdiagnostik (u.a. wissen-
schaftliche Gütekriterien)
Ergebnisse zur Einschätzungen der prognostischen
Validität dieser Diagnostik
Probleme sportwissenschaftlicher Prognosen
Mit Blick auf die Forschungsliteratur lassen sich all-
gemeine Probleme sportwissenschaftlicher Prognosen
ausmachen:
Objektivierbarkeit der Leistung (Kriterium)
Anders als in der Leichtathletik oder im Schwimmen ist
im Fußball das vorherzusagende Kriterium „Leistung im
Erwachsenenalter“ nicht so einfach bestimmbar. In den
cgs-Sportarten gibt es klar definierte Leistungskriterien,
die in Weiten (centimeter), Gewichten (gram) oder Zei-
ten (seconds) angegeben werden. So ist im 100-m-Sprint
eine Zeit von 9,9 Sekunden besser als eine Zeit von 10,0
Sekunden. Solche cgs-Einheiten stehen zur Ermittlung
der komplexen Spielleistung im Fußball nicht zur Verfü-
gung, sodass sich die individuelle Leistung nicht eindeu-
tig bestimmen lässt. Prognosen werden zusätzlich
dadurch erschwert, dass sich in Mannschaftssportarten
individuelle Leistungen nur schwer beurteilen lassen.
Auswahl der Merkmale (Prädiktoren)
Auf Seite der Prädiktoren zukünftiger Leistungsfähig-
keit – d. h. bei den für die Vorhersage zu erhebenden
Merkmalen von Kindern und Jugendlichen – besteht
zunächst das Problem der Auswahl dieser Merkmale.
Talententwicklung ist multifaktoriell bedingt. Sie hängt
von vielfältigen Personfaktoren ab, aber auch von Um-
weltfaktoren und von Faktoren der Aufgabe (z. B. unter-
scheiden sich die Talentmerkmale für die Spielposition
des Torwarts gegenüber denen eines Angreifers).
Hinsichtlich der ausgewählten Talentmerkmale sind zu-
dem unterschiedliche Betrachtungsweisen zu berück-
sichtigen. Einerseits sind Leistungsmerkmale im Jugend-
alter, die Spieler aktuell als „leistungsauffällig“ erschei-
nen lassen, als Prädiktoren zu betrachten. Andererseits
ist es wichtig, Testungen mehrfach im Längsschnitt
Wahrscheinlichkeit für eine Berufung in den DFB-U17-Ka-
der ist in etwa vergleichbar mit der Wahrscheinlichkeit, als
junger Spieler (U21) in der 1. Bundesliga zum Einsatz zu
kommen).
Es ist also ein sehr seltenes Ereignis, dass es ein Spieler
bis zur FIFA U17-WM schafft. In der Konsequenz ist es un-
möglich, (mit welcher Testung auch immer) eine verläss-
liche Prognose darüber aufzustellen, ob ein U12-Talent
ein U17-Nationalspieler wird. Vor diesem Hintergrund
werden im Folgenden Ergebnisse der technomotori-
schen Leistungsdiagnostik im DFB-Talentförderpro-
gramm in drei Schritten erörtert:
Die technomotorische Diagnostik im DFB-Talentförderprogramm
erfasst Potenziale bei begabten Nachwuchsspielern.