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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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dene technische Übungen mit dem Ball oder präventive
Übungen mit Gegnerkontakt usw. zurück. Zu detaillier-
ten Informationen haben wir bisher keinen Zugriff.
Unter dem Strich ist aber mit Blick auf unsere Studie
festzuhalten, dass 90% der Profis offensichtlich auf den
Platz und zum vorherigen Niveau zurückkehren. Dass
dieses geschieht und wann dies möglich ist, hängt von
verschiedenen RTP-Einflussfaktoren ab. In diesem Kon-
text und mit Blick auf die hohe Quote der Karrierefort-
führung der Profis können folgende Fragen aufgeworfen
werden, um den RTP-Prozess noch besser zu ergründen
bzw. zu optimieren:
Sind die (zentralisierten) Bedingungen der operativen
Behandlung optimal?
Ist die Versorgung von begleitenden Verletzungen
optimal?
Ist die Rehabilitation optimal (individualisiert,
differenziert, umfassend)?
Sind austrainierte Elitefußballer weniger ACL-abhängig
(15-20%
der Profis haben nach dem Verletzungseintritt
zunächst weitergespielt) und hierin bezüglich der
Wiederbelastbarkeit begünstigt?
Besitzen höherklassige Spieler mehr Vertrauen in
die Belastbarkeit ihres Körpers, haben sie weniger
Angst vor einer erneuten Verletzung?
Welche finanziellen Einflüsse können verzeichnet werden?
Spielt eine fehlende berufliche Alternative bei Profis
eine spezielle (motivationale) Rolle hinsichtlich der
(
ggf. riskanten) Rückkehr in den Wettkampf?
Insgesamt besteht Forschungsbedarf, die Kriterien einer
erfolgreichen Rehabilitation und der Wiederbelastbar-
keit genauer zu bestimmen und einzuordnen
Rehabilitation und Return-To-Play-Kriterien
bei ACL-Verletzungen
Im Rahmen einer italienischen Untersuchung der Reha-
bilitation von 50 Fußballspielern wurden verschiedene
Variablen ins Auge gefasst. Daran angelehnt mussten
wir bezüglich unserer Untersuchung feststellen, dass es
sehr schwierig ist, die differenzierten RTP-Kriterien in
den Clubs systematisch zu klassifizieren. Es fehlt diesbe-
züglich auch an statistischen Werten aus der Vergan-
genheit.
Die italienische Forschungsgruppe legte ein spezifisches
Rehabilitationsprotokoll an, das u.a. auch den Zeitpunkt
der ersten Rehabilitationsmaßnahmen auf dem Spielfeld
nach einer ACL-Operation ausweist. Im Mittel unternah-
men die Spieler bereits nach 90 Tagen wieder erste Geh-
versuche auf dem Platz, wobei der Minimalwert 52 Tage
und der Maximalwert 149 Tage betrug. Die Freigabe für
den Wettkampf erteilten die Mediziner den Spielern nach
185
Tagen, als quasi genau nach 6 Monaten. Dabei ist ein
Spektrum zwischen 103 und 316 Tagen zu verzeichnen.
Der Mean-Wert ist um 2 Monate geringer gegenüber den
8
Monaten, die unsere Daten ausweisen.
Ein im ‘Journal of Orthopaedic and Sports Physical
Therapy’ im letzten Jahr veröffentlichter Bericht gab
beispielhafte Anregungen zu fußballspezifischen Übun-
gen im Rahmen der Rehabilitation. Das Problem ist, dass
es keine validierten oder gültigen Kriterien gibt, die eine
allgemein verlässliche Aussage ermöglichen, wann
Spieler in den Wettkampf zurückkehren können. Einige
Clubs sammeln Grunddaten der Athleten, machen isoki-
netische Messungen usw. und orientieren sich dann im
Verletzungsfall an der Normalisierung dieser Werte
nach dem operativen Eingriff, um den Zeitpunkt der Be-
lastbarkeit zu bestimmen. Dabei greift man auf verschie-
ABB. 1
RETURN TO PLAY NACH ACL-RUPTUR
Allsvenskan vs. UCL, p=0,06
Cell Mean
Allsvenskan Damallsvenskan
Training
UCL
250
225
200
175
150
125
100
75
50
25
0
Allsvenskan vs. UCL, p=0,007
Cell Mean
Allsvenskan
Damallsvenskan
Match
UCL
300
250
200
150
100
50
0