Kreuzbandruptur: Return to play oder
Karriereende?
Typischer Mechanismus für ACL-Verletzungen ist eine
plötzliche unkontrollierte Verdrehung des Knies bei
fixiertem Fuß, die von der Muskulatur nicht aufgefangen
wird.
ACL-Verletzungen sind nicht zuletzt für Fußballer
schwerwiegend und mit bedeutenden (möglichen) Fol-
gen verbunden:
längere Unterbrechungen der Aktivität
frühzeitige Beendigung der Karriere
erhöhtes Risiko einer erneuten (kontralateralen)
Knieverletzung
erhöhtes Risiko einer erneuten (ipsilateralen)
ACL-Verletzung
früh eintretende Arthrose
Die im Profisport existenzielle Frage nach solchen
Verletzungen ist, ob und wann sowie auf welchem
Niveau ein Athlet seinen Sport wieder ausüben kann.
Entsprechende Return-To-Play-Raten (RTP) sind im
Fußball bisher nicht umfassend untersucht worden. Die
wenigen Studien weisen folgende Raten aus:
49%
bei 176 ACL-Verletzungen in Norwegen (1982-1991)
52%
bei 398 ACL-Verletzungen in Schweden
(1994-1998/
nur Frauen)
72%
bei 100 ACL-Verletzungen in den USA (2002-2003)
Return-To-Play-Raten in Studien zum Profisport außer-
halb des Fußballs:
100%
von 18 höherklassigen Rugby-Spielern in Italien
78%
von 27 NBA-Basketballspielern
63%
von NFL-Football-Spielern
Allgemeine Return-To-Play-Erfolgsquoten:
63%
Sportler, die das vorherige Leistungsniveau wieder
erreichten (Review/48 Studien)
33%
von 503 Wettkampfathleten in Australien, die
12
Monate nach der Operation das vorherige Leistungs-
niveau wieder erreichten
Diese Daten deuten an, dass eine Kreuzbandruptur of-
fenbar nicht selten die Gefahr der Berufsunfähigkeit von
Profisportlern birgt. Die Entscheidung, dass ein Sportler
wieder in den Wettkampf zurückkehren kann, unterliegt
komplexen und schwierigen Beurteilungen. Im Clinical
Journal of Sports Medicine ist vor einigen Jahren ein
entsprechendes Faktoren-Modell („Decision Based RTP
Model“) veröffentlicht worden, das medizinische Fakto-
ren im Zusammenhang von Symptomen oder der Funk-
tion berücksichtigt, aber auch sportspezifische Faktoren
wie sportarttypische Anforderungen oder das Leis-
tungsniveau. Darüber hinaus fließen weitere Faktoren in
die Beurteilung ein, z.B. der Saisonzeitpunkt, internale
und externale Stressoren usw.
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REHABILITATION
Die Return-To-Play-Raten nach einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes (Anterior Cruciate Ligament/ACL)
sind im Elitefußball mit über 90% sehr hoch, wobei der Wert der männlichen Spieler leicht höher ist als der
der weiblichen Akteure. Die Zeit bis zur vollen Belastbarkeit im Training beträgt etwa 7 Monate, die Rück-
kehr in den Wettkampf erfolgt nach 8 Monaten. Dabei liegen keine Differenzen hinsichtlich des eingesetzten
Autotransplantats vor. Nach einer Teilruptur beträgt die Rehabilitationszeit etwa die Hälfte. Das Risiko
einer zukünftigen ipsilateralen oder kontralateralen ACL-Verletzung kann im Rahmen der UEFA-Verletzungs-
studie mit etwa 20% beziffert werden.
Rückkehr nach Verletzungen des
vorderen Kreuzbandes
Dr. med. Markus Waldén, Universität Linköping