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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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Vier-Sekunden-Regel – sowohl von der angreifenden wie
auch der verteidigenden Mannschaft eine hohe Auf-
merksamkeit und schnelles Umschalten erfordern. Auch
die Regel, dass der Torwart den Ball nach einem Toraus
direkt und über die Mittellinie abwerfen kann und der
Ball aufgrund des verminderten Rückprallverhaltens von
einem Angreifer dann auch gut verarbeitbar ist, trägt
direkt zur Schulung des sofortigen Umschaltens bei. Und
letztlich fordert und fördert die verschärfte Auslegung
der Rückpassregel das im Feldfußball ebenfalls
erwünschte direkte Spiel nach vorne: Im Futsal darf
der Torwart, nachdem er am Ball war, überhaupt nicht
angespielt werden, bis der Ball entweder über der Mittel-
linie war oder von einem gegnerischen Spieler berührt
wurde.
Mit langen Phasen des Ballbesitzes, permanenter Rota-
tion der Spielpositionen sowie einer kontinuierlichen
Dreiecksbildung beinhaltet Futsal alle diejenigen Ele-
mente, die auch die Basis eines modernen Fußball-Kurz-
passspiels bilden. So ist es möglicherweise kein Zufall,
dass Spanien und Brasilien nicht nur die beiden interna-
tionalen Schwergewichte des Futsals darstellen, son-
dern auch mit ihren Fußballmannschaften zu den erfolg-
reichsten Mannschaften weltweit gehören. Und wenn
man drüber hinaus weiß, dass mit Xavi, Iniesta und Messi
einige der besten Spieler unserer Zeit in ihrer Jugend
ausgiebig Futsal gespielt haben und dass Pep Guardiola
sich während seiner Zeit als Trainer des FC Barcelona
regelmäßig mit den besten Futsaltrainern des Landes
über taktische Innovationen beim Kurzpassspiel ausge-
tauscht hat, sollte dies Anregung genug sein, sich näher
mit Futsal zu beschäftigen.
Ballverarbeitung bleibt zudem mehr Zeit, sich auf dem
Spielfeld zu orientieren und nach dem besser postierten
Mitspieler zu suchen, wodurch die Anzahl der Fehlpässe
abnimmt.
Insgesamt zeigt sich, dass der Einsatz eines Futsalballs
beim Fußballspielen in der Halle zu einer deutlichen Er-
höhung des Spielniveaus führt.
Minimiertes Verletzungsrisiko und weitere
Schulungseffekte
Neben den „messbaren“ positiven Auswirkungen des
Futsalballs bietet auch das Regelwerk des Futsals eine
Reihe von Anregungen, über die es bei der Fußballver-
mittlung in der Halle – insbesondere im Jugendbereich –
nachzudenken lohnt. So zieht das Spiel ohne Bande nicht
nur ähnliche Laufwege mit sich wie beim Spiel auf dem
Feld, sondern entschärft zugleich eine zweifache Gefah-
renquelle: Zum einen stellt die Bande selbst eine Verlet-
zungsquelle dar, vor allem bei ungestümen Zweikämp-
fen in ihrer Nähe; zum anderen verleitet sie dazu, den
Ball mit großer Wucht dagegen zu schießen, so dass er
mehr oder minder unkontrolliert zurückprallt. Ebenfalls
der Verletzungsprophylaxe dienen das Verbot des Grät-
schens sowie die kumulierte Foulregel, die dazu beiträgt,
dass die Spieler die auch auf dem Feld notwendige Ball-
eroberung ohne Foul praktizieren.
Das Einkicken nach Seitenaus kommt vor allem Spielan-
fängern und jüngeren Kindern entgegen, da ihnen die
technisch saubere Ausführung des in der Halle ansons-
ten üblichen Einrollens (der Ball soll flach über den
Boden gleiten) in der Regel größere Probleme bereitet
als die regelkonforme Ausführung eines Einwurfs auf
dem Feld. Im älteren Jugend- und Seniorenbereich eröff-
net das Einkicken des Balles weitergehende taktische
Möglichkeiten, die – insbesondere in Verbindung mit der
Spielszene aus dem Finale um den DFB Futsal Cup 2013 zwischen den
Hamburg Panthers und UFC Münster