Duale Karriere – was bedeutet das?
Dass es ein Leben auf dem Platz gibt, ist im Fußball un-
strittig. Es sollte auch unstrittig sein, dass es ein Leben
nach dem Fußball gibt. Dies schon während der Sport-
karriere durch entsprechende Ausbildungsmaßnahmen
angemessen vorzubereiten, eine duale Karriere zu orga-
nisieren und zu realisieren, liegt in der gemeinsamen
Verantwortung von Sportverbänden und den Sportlern
selbst.
Der Begriff „duale Karriere“ stammt etwa aus der Zeit
Mitte der 1990er Jahre, dieser wurde auf einer Tagung
der sogenannten Laufbahnberater der Olympiastütz-
punkte geprägt. Es galt fortan, den Begriff in der Öffent-
lichkeit bekannt zu machen und zu etablieren, natürlich
in Verbindung mit entsprechenden konzeptionellen In-
halten. Der Begriff ist heute in der Tat geläufig, das In-
haltliche entwickeln wir seitens des DOSB und der Mit-
gliedsverbände Schritt für Schritt weiter. Ganz entschei-
dend ist, dass wir diese komplexe Thematik in ihren bei-
den Teilbereichen getrennt und differenziert erfassen
und es daraufhin gelingt, diese beiden komplexen Kar-
rieren, die sportliche Karriere auf der einen Seite und die
Bildungskarriere auf der anderen Seite, so zu verzahnen,
dass in beiden Bereichen das Potenzial des Sportlers
möglichst ausgeschöpft werden kann.
Wichtig ist zunächst die Querschnittsperspektive auf
den Sportler, die Erfassung aller Faktoren, die die sport-
liche Karriere beeinflussen: der Sportler selbst, der Trai-
ner, die Trainingsstätte, Rahmenbedingungen, die Be-
treuungsleistungen usw. Parallel gilt es den Sozialstatus
jeden Sportlers mit Blick auf seine beruflichen Möglich-
keiten einzuordnen. Die Herausforderung ist, aus dieser
Querschnittsbeschreibung eine Längsschnittsperspekti-
ve vorzuzeichnen, eine Entwicklung in Richtung langfris-
tiger Leistungsaufbau im Sport und beruflicher Ausbil-
dung zu beschreiben und Rahmenbedingungen zu schaf-
fen. Wichtig ist also, dass es trotz oder mit Leistungs-
sport gleichzeitig gelingt, eine am Potenzial orientierte
Ausbildung des Sportlers zu ermöglichen und zu för-
dern.
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FRAUENFUSSBALL
Frauenfußball hat sich seit der offiziellen Wieder-
einführung beim DFB 1970 eine Popularität erarbei-
tet, die mit der anderer olympischer Sportarten,
aber keinesfalls mit dem Männerfußball vergleich-
bar ist. Selbst gut verdienende Spitzenspielerinnen
werden nicht umhinkommen, sich parallel zur
Sportkarriere anschließende berufliche Optionen
zu sichern. Die Sportverbände zeigen eine entspre-
chende Verantwortung durch eine institutionali-
sierte Karriereberatung und -begleitung im Kontext
eines Netzwerkes aus Olympiastützpunkten,
Förderstandorten, (Elite-)Schulen, Hochschulen
und Unternehmen. Nicht zuletzt Zwänge durch
das föderale Bildungssystem machen eine stärkere
Ausrichtung auf flexiblere Eliteschulen oder
Kooperationen mit Privatschulen attraktiv.
Duale Karriere im Frauenfußball –
warum und wie?
Dr. Sven Baumgarten, Deutscher Olympischer Sportbund
Auch für Fußballerinnen zugänglich: eine Mitgliedschaft in einer Sport-
fördergruppe der Bundeswehr