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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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niedrigten Hämoglobinkonzentration und einem ernied-
rigten Eisenspeichergehalt) ist sicher eine Substitu-
ierung zu empfehlen, bei den Sportlerinnen im linken
oberen Quadranten wäre dies zu überlegen (normale
Hämoglobinkonzentration, jedoch erniedrigter Eisen-
speichergehalt). Die dem rechten oberen Quadranten
zugeordneten Spielerinnen bedürfen sicher keiner ent-
sprechenden Maßnahmen und bei den Spielerinnen,
deren Werte im unteren rechten Quadranten liegen,
müsste man nach möglichen anderen Ursachen einer
möglichen Anämie forschen.
Zusammenfassung
•
Die Laufstrecken im Spiel sind bei Männern und Frauen
im Fußball vergleichbar, die Anteile hoher Laufinten-
sitäten können auch bei Frauen für das Spielniveau cha-
rakteristisch sein.
•
Die Herzfrequenzen während eines Spiels liegen bei
80-90%
HFmax, bzw. bei 70-80% der VO2max. Das sind
wichtige Informationen auch für den Sportmediziner, der
u.a. dadurch die Belastbarkeit einer Spielerin einschät-
zen kann.
•
Die VO2max bei Topspielerinnen liegt bei etwa 50 ml/
kg/min. Dieses Niveau muss höchstwahrscheinlich schon
annähernd bei U17-Spielerinnen erreicht werden.
•
Trainingsbedingte strukturelle und funktionelle Herzverän-
derungen sind bei über 80% der Spielerinnen (Topniveau)
nachweisbar (Herzvolumen, Ruhe-HF).
•
Der Eisenstoffwechsel kann leistungslimitierend sein und
sollte daher regelmäßig überprüft werden (Empfehlung:
keine starren Grenzwerte, sondern Erstellung individueller
Profile)
keit‘ etc. (siehe auch den Beitrag von Frank Mayer in die-
ser Dokumentation).
Folgende Laborparameter konnten wir in diesem Kon-
text im Frauenfußball allgemein ermitteln (Abb. 9):
Der Mittelwert der Hämoglobinkonzentration lag bei 13,0
g/dl mit einem Minimum von 11,5 g/dl. Die minimale Fer-
ritinkonzentration lag bei 11,0 ng/dl. Es stellt sich immer
wieder die Frage, bei wem eine Eisensubstitution durch-
geführt werden sollte und bei wem nicht. In dieser Hin-
sicht sind auch die Empfehlungen der Sportmedizin
nicht eindeutig. Zum Teil liegen dauerhaft erniedrigte Ei-
senspeicher vor, so dass ich eine Eisensubstitution eher
von individuellen Profilen als von einem Unterschreiten
fixer Grenzwerte abhängig machen würde. In diesem Zu-
sammenhang müssen auch mögliche Nebenwirkungen
einer Eisentherapie, z.B. Magen-Darm Unverträglichkei-
ten berücksichtigt werden. Nicht selten führen diese
Nebenwirkungen dann zu einem Therapieabbruch.
In Schweden wurden Eisenstoffwechsel und Hämoglo-
binkonzentrationen in der Vorbereitung auf eine Welt-
meisterschaft untersucht. Als untere Grenzwerte wur-
den 16 umol/L Ferritin und 12 g/dl Hämoglobin definiert.
Man stellte anhand dieser Definitionen fest, dass 67,9%
der Spielerinnen einen Eisenmangel aufwiesen und
25,9%
das Kriterium einer Blutarmut, einer Anämie er-
füllten. Diese Werte lassen sich mit einer Leistungsmin-
derung durchaus in Verbindung bringen.
Wie geht man nun damit um, wie oft sind Empfehlungen
auszusprechen? Dazu einige von uns erhobene Daten
von Topspielerinnen (Abb. 10):
Die Untersuchung zeigt bezüglich der Hämoglobinkon-
zentration bei einem Grenzwert von 12 g/dl und bezüg-
lich des Ferritin-Wertes bei einem Grenzwert von 20
g/dl, eine Verteilung in vier Quadranten. Bei den Spiele-
rinnen im unteren linken Quadranten (also mit einer er-
Es besteht durchaus Forschungsbedarf in der Frage, welche Folgen ein
Eisenmangel noch hervorrufen könnte.