Substratutilisation im Kontext des physiologi-
schen und metabolischen Anforderungsprofils
im Fußball
Um die Regeneration nach einer Belastung im Fußball
durch Ernährung zielgerecht zu fördern, muss man sich
zunächst die Charakteristik dieser Belastung vergegen-
wärtigen. Die zurückgelegte Laufstrecke in einem 90-
minütigen Spiel beträgt 9 bis 12 km und ist seit den
1980
er Jahren durch einen Zunahme intensiverer Belas-
tungsanteile geprägt. Typisch ist der Wechsel zwischen
hoch und niedrig intensiven Anteilen. Die durchschnitt-
liche Belastungsintensität liegt bei 70 bis 80% der maxi-
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REGENERATION
Mit einer gezielten Ernährung in der Nachbelastungsphase kann im Fußball die Regeneration des
Leistungsvermögens begünstigt werden. Gerade bei der Kohlenhydratzufuhr wird den Empfehlungen
aber vielfach unzureichend entsprochen, obwohl diese für die Glykogenresynthese nach der Belastung
relevant ist und hierin nicht zuletzt Kraft und Ausdauer fördert. Auch auf die ausreichende und zeitnahe
Einnahme von Proteinen für eine positive Stickstoffbilanz als Voraussetzung der Muskelhypertrophie
gilt es zu achten. Die erhöhte muskuläre Proteinsynthese steht im Zusammenhang mit einer erhöhten
Verfügbarkeit von Aminosäuren und einem Insulinanstieg.
Ernährung nach dem Training – eine
Leistungsreserve?
Prof. Dr. med. Andreas Nieß, Universitätsklinikum Tübingen
Ein Spiel auf Spitzenniveau oder ein vergleichbar intensives Training
fordert einen Energie- und Substratumsatz von 1100 bis 1500 kcal.
malen Sauerstoffaufnahme (VO
2
max
),
Höhere Laktat-
konzentrationen von 3 bis 8 mmol/l und VO
2
max
-
Werte
von 55 bis 68 ml/kg/min sind im Profifußball dabei zu
verzeichnen.
Für ein 90-minütiges Spiel oder ein vergleichbar intensi-
ves Training auf Spitzenniveau ist daher ein Energie-
und Substratumsatz von 1100 bis 1500 kcal zu veran-
schlagen – abhängig von der Körpergröße.
Das lässt sich mittels Messungen in den Halbzeiten und
der Pause über die Spieldauer hinweg durch indirekte
Kalorimetrie unter Messung der Atemgase noch ge-
nauer auflösen. Zwar ist die indirekte Kalorimetrie bei
intensiverer Belastung nicht ganz unproblematisch, weil
Effekte des zusätzlich über die Bicarbonatpufferung an-
fallenden CO 2 etwas verfälschend wirken können,
dennoch kommt das Ergebnis der Realität nahe (Abb. 1).
Der Energieumsatz ist in der ersten Halbzeit höher als in
der zweiten Halbzeit, in der ein Ermüdungseffekt wirk-
sam ist.
Für die Kohlenhydratutilisation ergibt sich eine ähnliche
Konstellation: In der ersten Halbzeit liegt der Energie-
anteil über Kohlenhydrat-Verbrennung zwischen 70 und
75%
und in der zweiten Halbzeit verringert sich der
Wert bis auf 55%, auch aufgrund eines geringeren Lauf-
umfangs, möglicherweise mitbeeinflusst durch zur Nei-
ge gehende, Glykogenspeicher. Die muskulären Glyko-
gendepots hat man im Fußball in verschiedenen Arbei-