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REGENERATION
in Bezug auf Anpassungsprozesse muss man auch über
Risiken und Nebenwirkungen der Kältetherapie nach-
denken. Diesbezüglich wird u.a. über eine verminderte
Glucoseverfügbarkeit aufgrund des reduzierten Blut-
flusses zur Peripherie (Glykogenresynthese vermin-
dert?) diskutiert.
Ferner gilt es möglicherweise eine unterschiedliche indi-
viduelle Reaktion bzw. Akzeptanz zu berücksichtigen,
verbunden mit der Frage, ob es dann noch positive Aus-
wirkungen haben kann.
Denn es sind in solchen Fällen durchaus Noceboeffekte
denkbar – eben weil der Athlet ein unangenehmes Emp-
finden mit der Kühlmethode verbindet oder weil dies mit
einer negativen Erwartungshaltung des Athleten einher-
geht, z.B. wenn die Regenerationsmethode aus logisti-
schen Gründen bei Auswärtsspielen nicht verfügbar ist.
Zusammenfassung
Kaltwasserbäder nach intensiven Spielen können die
Sprintleistung für zwei bis vier Tage positiv beein-
flussen. Diese Effekte besitzen gerade in der Sportart
Fußball eine große Relevanz, insbesondere in Phasen, in
denen die Spieler „englische“ Wochen, d.h. drei Spiele in
der Woche absolvieren müssen. Das betrifft schließlich
nicht wenige Spieler, selbst im Jugendbereich, und ins-
besondere Auswahlspieler. Es ist dagegen während
intensiver Trainingsphasen die zurückhaltende Anwen-
dung einer Kältetherapie zu empfehlen.
Zu konstatieren ist schließlich, dass die relative Effekti-
vität gegenüber anderen Regenerationsmethoden oder
Marcell Jansen (li.) und Stefan
Reinartz beim Cool-Down im
Eiswasser nach einem Training
(
USA-Reise, Mai 2013).
Kombinationen verschiedener Methoden bislang nicht
klar ist (Kontrast, Warmwasserbehandlung, aktive Erho-
lung, Kompression etc.). Entsprechende Studien fehlen
noch größtenteils.
Best Practice
Es stellt sich in Anlehnung an die Erkenntnisse und
Erfahrungen von Halson in ihrer Übersichtsstudie die
Frage, ob es grundsätzlich nötig ist, eine maximale
Regeneration möglichst schnell herzustellen oder ob in
bestimmten Phasen nicht auch eine gewisse Ermüdung
nützlich erscheint. Dies ist mit der Frage zu verbinden,
ob innerhalb von zwei bis vier Tagen eine maximale Leis-
tung erbracht werden muss.
Angesichts dieser Fragen kommt man zu dem Schluss,
dass eine Periodisierung von Regenerationsmaßnahmen
ähnlich wie bei Trainingsinhalten sinnvoll ist.
Eine solche Planung wäre wiederum auch an die
Erkenntnis zu knüpfen, ob durch die vorangegangene
Belastung Muskelschädigungen induziert wurden, zumal
im Anschluss solcher Schädigungen positive Effekte
einer Kältetherapie nachgewiesen worden sind.
Halson empfiehlt ggf. Ganzkörperanwendungen im Ste-
hen wegen des hydrostatischen Drucks (10 bis 15 Minu-
ten bei 10 bis 15 Grad). Denn wir wissen bis heute nicht,
was bei Kaltwasserbädern tatsächlich die Regeneration
unterstützt, ob es der hydrostatische Druck, die Kälte
oder beides ist. Ferner sind bei den Kühlmethoden indi-
viduelle Charakteristika (Körperdimensionen, Vorlieben)
und die Umgebungstemperatur zu beachten.