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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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Ergebnis war – im angloamerikanischen Raum vergleicht
man gerne die Veränderung der maximalen Sauerstoff-
aufnahme (VO
2
max
) –
dass die maximale Sauerstoffauf-
nahme mit der Zunahme des Schlagvolumens des Her-
zens verbunden ist und im Wesentlichen nur die beiden
Interventionsformen des Intervalltrainings dazu geführt
haben, dass man in etwa eine 5- bis 8-prozentige Zu-
nahme der maximalen Sauerstoffaufnahme erzielten
konnte.
Schaut man genauer auf die Trainingseffekte, erkennt
man als einen wesentlichen Vorteil des HIIT gegenüber
dem umfangsorientierten Training bzw. Dauerleistungs-
training die stärkere Zunahme des Herz-Minuten-Volu-
mens und des Blutvolumens.
Hinsichtlich der molekularen oder strukturellen Ebene
sind beim HIIT und High-Volume-Training relativ ähnli-
che molekulare Anpassungen zu verzeichnen, allerdings
beim HIIT im Gegensatz zum HVT auf aerober und an-
aerober Ebene gleichzeitig.
Die Indizien weisen darauf hin, dass Personen, die ge-
messen an einer maximalen Sauerstoffaufnahme von et-
wa 45 bis 55 ml eine relativ mäßige Ausdauer besitzen,
von beiden Interventionen profitieren. Haben die Spie-
ler erstmal einen gewissen Status erreicht, wird eine
weitere Leistungssteigerung fast nur noch über den
Trainingsreiz und nicht den Trainingsumfang zu erzielen
sein.
HIIT und HVT – eine Vergleichsstudie
Wir haben eine eigene Studie mit 19 Nachwuchsspielern
durchgeführt und Gruppen anhand der maximalen Sau-
erstoffaufnahme gebildet. Die Leistung beim 1-km-Lauf
diente uns als Indikator der Fitness. Es wurden dann 13
Trainingseinheiten in fünf Wochen absolviert und Base-
line-Werte sowie Werte eine Woche nach der Interven-
tionsphase erhoben. Das Training war zunächst geteilt in
ein Warm-up und fußballspezifisches Training, z.B.
„1
gegen 1“, „3 gegen 3“ oder „4 gegen 4“. Nach 40 Mi-
nuten wurden zwei Gruppen gebildet. Eine zehnköpfige
Gruppe machte annähernd 30 Minuten HIIT (90-95%
Hf
max
),
die anderen neun Spieler annähernd 60 Minuten
HVT (60-75% Hf
max
).
Bei der Trainingskonzeption im
HIIT haben wir die üblichen Elemente eines
konzept, bei Radrennfahrern, Skiläufern oder Leichtath-
leten.
Im Profifußball ist die Verteilung dagegen etwas ausge-
wogener zugunsten der intensiven Anteile, liegt eine
eher „uniforme“ Intensitätsverteilung über die jeweili-
gen Zonen hinweg vor.
An dieser Stelle lässt sich durchaus kritisch fragen, ob
man leichtathletische oder ausdauerspezielle Trainings-
systeme auf den Fußball übertragen kann.
Es lassen sich einige generelle Ausdauertrainingsstrate-
gien unterscheiden. Das „polarisierte Training“ ist eher
für Ausdauerspezialisten geeignet, das „Schwellentrai-
ning“ geht mit veralteten Konzepten einher.
Im Folgenden fokussiere ich mich daher insbesondere
auf zwei Strategien, deren Unterschiede sowie Vor- und
Nachteile im Bereich des Fußballs herausgestellt werden
sollen:
Grundlagenausdauertraining bzw. High-Volume-Low-
Intensity-Training (HVT), d.h. viele niedrig-intensive
Einheiten im Training
Hoch-intensives Ausdauertraining bzw. High-Intensity-
Interval-Training (HIIT), d.h. viele Einheiten mit vielen
Komponenten von sehr hoher Intensität
HIIT im Fußball als innovative Wiederentdeckung
HIIT gab es schon vor 100 Jahren, wurde u.a. von den
Olympiasiegern Paavo Nurmi und Emil Zátopek prakti-
ziert und findet seit geraumer Zeit wieder verstärkt die
Aufmerksamkeit in Wissenschaft und Sportpraxis. Eine
norwegische Studie kann gewissermaßen als Auslöser
für die verstärkte Anwendung des HIIT auch im heutigen
Fußball betrachtet werden. Dort wurden bei unter-
schiedlichen Gruppen vier Interventionen miteinander
verglichen, die über 8 Wochen hinweg 3 x wöchentlich
Anwendung fanden:
Long slow distance running (LSD) (45 min, 70% Hf
max
)
Lactate threshold running (LT) (25 min, 85% Hf
max
)
Intervalltraining “15/15” (47 x 15 s Belastung, ~95%
Hf
max
; 15
s Pause)
Intervalltraining „4 x 4“ (4 x 4 min Belastung, ~95%
Hf
max
;
P: 3 min 70% Hf
max
)