Auftrag und Ziele
Das Zentrum für medizinische Auswertung und For-
schung (F-Marc) wurde 1994 durch die sportmedizini-
sche Kommission der FIFA gegründet und trägt seither
maßgeblich zum laufend wachsenden Wissen in der Fuß-
ballmedizin bei. Das primäre Ziel von F-Marc ist die För-
derung der Gesundheit (Abbildung 1). Wir führen daher
verschiedene Untersuchungen bezüglich der Häufigkeit,
der Umstände und der Ursachen von Verletzungen
durch und entwickeln Präventionsprogramme. Darüber
hinaus untersuchen wir weitere medizinische Themen,
wie den Einfluss des muslimischen Fastenmonats Rama-
dan, den Ge- bzw. Missbrauch von Medikamenten und
natürlich den Kampf gegen Doping. Ein weiterer wichti-
ger Aspekt für die FIFA ist nicht nur das Sammeln von
Wissen, sondern auch dessen Verbreitung. Dazu veröf-
fentlichen wir zahlreiche Broschüren, veranstalten Fort-
bildungen und verbreiten Informationen auf unserer In-
ternetplattform
). Unter dem
Leitsatz „football for health“ setzen wir zudem Projekte
in Afrika um, die der Prävention von Krankheiten dienen.
Verletzungen im Leistungsfußball
Seit 1998 dokumentieren wir die Verletzungen bei allen
Fußball-Weltmeisterschaften inklusive der Junioren-
Turniere und des Confederation-Cups, sodass wir bei un-
seren Analysen auf die Daten von mehr als 40 Turnieren
zurückgreifen können. Wir bitten die Teamärzte bei die-
sen Turnieren, jeweils nach dem Spiel einen Bogen aus-
zufüllen und unter anderem die Spielernummer, die Zeit
der Verletzung, das verletzte Körperteil, die Art der Ver-
letzung, die Schwere der Verletzung, die Ursache der
Verletzung und die Konsequenzen zu notieren. Die Aus-
wertung der Bögen (Rücklaufquote 94%) ergab eine
durchschnittliche Verletzungshäufigkeit von 2,6 Verlet-
zungen pro Spiel, wobei etwa eine Verletzung pro Spiel
dazu führt, dass der Spieler ausfällt, also nicht an Trai-
ning oder Spiel teilnehmen kann.
Während die Anzahl der Verletzungen bei den Männern
stabil blieb, ist sie bei den Frauen systematisch angestie-
gen und hat bei den letzten beiden Weltmeisterschaften
bereits ein vergleichbares Niveau erreicht. Möchte man
diesen Verletzungen vorbeugen, muss man die jeweili-
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AKTUELLE WISSENSCHAFT FÜR DEN SPITZENFUSSBALL
Die Anzahl der Verletzungen im Fußball kann durch
gezielte Präventionsprogramme deutlich verringert
werden. Analysen der FIFA-Weltmeisterschaften
haben gezeigt, dass 85% der Verletzungen im
Profibereich durch Kontakt mit einem anderen
Spieler verursacht werden, die Schiedsrichter aber
nur in 47% der Fälle auf Foulspiel entscheiden. Die
notwendigen Interventionen auf der Ebene der
Schiedsrichter führten zu einem Rückgang der
Kopfverletzungen um 50%. Im Amateurbereich
treten die meisten Verletzungen dagegen ohne
Gegnerkontakt auf (70%). Dies erforderte die Ent-
wicklung eines Präventionsprogramms, das regel-
mäßig durchgeführt werden sollte und die Anzahl
der Verletzungen nach ersten Untersuchungen um
etwa ein Drittel reduziert.
Die Präventionsprogramme der FIFA
PD Dr. phil. Astrid Junge
BLOCK
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REHABILITATION UND PRÄVENTION