10
S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 3 / 2 0 1 4
Panorama
Keine Torlinientechnik
in Deutschland
Die 36 Mitglieder der Deutschen
Fußball Liga (DFL) entschieden im
März über den Einsatz der Torli-
nientechnik in deutschen Stadien
und erteilten dieser eine deutliche
Absage. Die Deutsche Fußball Liga
wird somit vorerst keine Torlinien-
technologie in ihren Spielklassen –
der Bundesliga und 2. Bundesliga –
einführen.
Nur neun Bundesliga-Vereine spra-
chen sich bei der Abstimmung für
die Einführung der neuen Techno-
logie aus, in der 2. Bundesliga war
das Votum noch eindeutiger: Nur
drei von 18 Vereinen gehörten zu
den Befürwortern. „Bis auf Weite-
res hat sich dieses Thema für uns
damit erledigt“, sagte Dr. Reinhard
Rauball, der Präsident des Ligaver-
bandes, nachdem die nötige Zwei-
Drittel-Mehrheit nicht zustande
kam.
Die FIFA hingegen wird bei der WM
2014
in Brasilien die Torlinientech-
nik in Form des deutschen Systems
Goal Control“ einsetzen. In der
englischen Premier League kommt
bereits die „Hawk-Eye“-Technik
zum Einsatz.
Beschlüsse
der Regelwächter
Anders als die DFL setzt der Fuß-
ball-Weltverband (FIFA) weiterhin
auf die Torlinientechnik als techni-
sches Hilfsmittel für Schiedsrich-
ter. Dem Einsatz des Videobewei-
ses erteilte der International Foot-
ball Association Board (IFAB) auf
seiner 128. Jahresversammlung
Anfang März dagegen eine Absage.
Durch Video-Wiederholungen und
weitere Spielunterbrechungen
bestehe „die Gefahr, dass sich der
Charakter des Spiels ändert“, sagte
FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke.
Änderungen in den Spielregeln
wurden für die „Regel 4 – Ausrüs-
tung der Spieler“ beschlossen:
Dabei legte der IFAB fest, dass
männliche und weibliche Akteure
künftig Kopfbedeckungen, wie
Schleier oder Turbane, auf dem
Spielfeld tragen dürfen. Diese
Änderung der Spielregeln tritt am
1.
Juni 2014 in Kraft und gilt somit
bereits während der Weltmeister-
schaft in Brasilien.
Weiterhin verboten bleibt dagegen
das Sichtbarmachen von Slogans,
Bildern oder Botschaften jeder Art –
sowohl auf den vorgeschriebenen
Ausrüstungsteilen als auch auf der
Unterwäsche der Spieler.
Die umstrittene „Dreifachbestra-
fung“ bei der Vereitelung einer
Das Tragen von Kopftüchern
ist künftig offiziell erlaubt.
Riem Hussein während eines
Einsatzes beim Algarve Cup.
klaren Torchance innerhalb des
Strafraums wurde erneut disku-
tiert. Die FIFA wird zunächst jedoch
an der bisherigen Auslegung fest-
halten.
Die 129. Jahresversammlung des
IFAB findet vom 27. Februar bis
zum 1. März 2015 in Belfast statt.
Erfolgreich
beim Algarve Cup
FIFA-Schiedsrichterin Dr. Riem Hus-
sein und FIFA-Assistentin Christina
Biehl haben mit ordentlichen Leis-
tungen beim Algarve Cup über-
zeugt. Die deutschen Unpartei-
ischen standen im Aufgebot für
das 21. Turnier in Portugal, das
ein wichtiges Kräftemessen der
A-Nationalmannschaften für die
Frauen-WM in Kanada 2015 war.
Der erste Eindruck eines FIFA-Tur-
niers war für die 33-jährige
Schiedsrichterin äußerst positiv –
das Niveau durchaus anspruchs-
voll. „Wir konnten uns individuell
weiterentwickeln und haben viele
Impulse bekommen, uns zu ver-
bessern“, sagt Hussein.
Dazu trugen neben den Spiellei-
tungen und der Videoanalyse auch
die täglichen Trainingseinheiten
bei, bei denen unter anderem
spieltypische Übungen absolviert
wurden.
Wir haben auf dem Feld Spielsze-
nen nachgestellt, diese direkt ana-
lysiert und ein Feedback erhalten.
Das war schon sehr intensiv und
alles andere als oberflächlich“,
sagt die FIFA-Schiedsrichterin, der
besonders die Professionalität und
der Teamspirit unter den Schieds-
richterinnen imponierten.
Das Schiedsrichterinnen-Team um
Riem Hussein mit Christina Biehl
und Michelle O’Neill aus Irland
absolvierte insgesamt zwei Spiele:
Am ersten Spieltag leitete das
Team die Begegnung zwischen
Portugal und Österreich, am drit-
ten Spieltag folgte die Partie zwi-
schen USA und Dänemark.
Punktabzüge wegen zu
wenigen Schiedsrichtern
Manche Vereine werden die Punkte
schmerzlich vermissen, die der
Hessische Fußball-Verband der
jeweils klassenhöchsten Mann-
schaft wegen Nichterfüllung des
Schiedsrichter-Solls am Ende der
Saison abzieht.
Der in Bayern heimische Hessen-
ligist Bayern Alzenau verliert einen
Punkt und ist damit der prominen-
teste Verein mit zu wenigen Unpar-
teiischen. Insgesamt sind 471 Ver-
eine in Hessen von der Strafmaß-
nahme betroffen.
Am Beispiel des Kreises Waldeck
zeigt sich, warum der Hessische
Fußball-Verband zu diesem Schritt
gezwungen wurde: Allein in diesem
Kreis fehlen 29 Schiedsrichter.
Sollten die vielen Vereine auch in
Zukunft ihr Schiedsrichter-Soll
nicht erfüllen, könnte das also