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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 4
einfach nicht für einen Strafstoß.“
Nächste Szene.
Hier müsst ihr auf dem Zwei-
kampf draufbleiben. Der Ball wird
zwar in die Mitte gespielt, aber das
für uns Relevante passiert an der
Außenlinie.“ Nächste Szene.
Die Schiedsrichter hören zu, disku-
tieren manchmal noch kurz mit
ihrem Sitznachbarn und überle-
gen, wie viele Szenen sie korrekt
bewertet haben. Bei Szene 19 ruft
Patrick Ittrich in den Saal „Bisher
alles richtig!“. Günter Perl ruft aus
ein paar Reihen dahinter zurück:
Du bist und bleibst ein Theoreti-
ker!“. Gelächter im Saal. Kleine
Nord-Süd-Sticheleien gehören
eben auch dazu.
Nachdem die Besprechung abge-
schlossen ist, werden die fünf
Gesamtsieger aus den Tagestests
bekannt gegeben: Benjamin Brand,
Christian Dingert, Sascha Stege-
mann, Deniz Aytekin und Guido
Winkmann haben im Laufe der
Woche insgesamt die meisten rich-
tigen Antworten gegeben und dür-
fen sich über ein kleines Präsent
freuen.
Dann zieht der sportliche Leiter
das Lehrgangs-Fazit. Herbert Fan-
del ist zufrieden mit dem Trai-
ningslager. „Der DFB-Bundestag
hat uns den Auftrag erteilt, die
Professionalisierung des Schieds-
richter-Wesens stetig voranzutrei-
ben. Der Weg ins Wintertrainingsla-
ger war ein weiterer Schritt dazu,
und ich kann euch sagen: Von
eurer Arbeitseinstellung und der
Harmonie in der Gruppe waren wir
sehr angetan.“
Der 49-Jährige bedankt sich bei
seinen Kollegen aus der Elite-Kom-
mission und dem sportphysiologi-
schen Team. Dann reflektiert er
den Verlauf des Lehrgangs. Wichtig
bei aller notwendigen Aufarbei-
tung sei es, so sagt er, das
menschliche Element im Schieds-
richter-Wesen und somit auch die
Freude und die Leidenschaft an
der Sache zu erhalten.
Dann spricht Herbert Fandel einen
bemerkenswerten Satz. „Bei aller
Professionalität muss ich an dieser
Stelle mal eines sagen: Wer in sei-
nem Leben nur die Schiedsrichte-
rei hat, der ist im Prinzip ein armer
Mensch.“ Punkt. Ein Satz, der in
vielerlei Hinsicht für sich selbst
steht.
Trotzdem: Vom Vorsitzenden der
Elite-Kommission ausgesprochen,
könnte er womöglich mancherorts
doch verstärkt Gehör finden. Dort,
wo diese gelassen ausgesprochene
Wahrheit vielleicht noch nicht
jeder realisiert hat.
Kurze Zeit später ist der offizielle
Teil des Lehrgangs beendet. Die
Delegation und die Schiedsrichter
verabschieden sich von ihren Gast-
gebern im mallorquinischen Hotel
und bekommen am letzten Abend
einer ansonsten eher intensiven
denn beschaulichen Woche auch
noch einen Einblick in die uralte
Kultur der Insel geboten: Traditio-
nell gekleidete Tänzerinnen und
Tänzer mit Kastagnetten zeigen
Volkstänze, die auf Mallorca schon
im 14. Jahrhundert getanzt wur-
den.
Die Schiedsrichter klatschen mit,
die Stimmung ist entspannt, eine
willkommene Abwechslung am
letzten Abend eines anstrengen-
den Trainingslagers.
Am nächsten Morgen schlängelt
sich der breite Reisebus zurück in
Richtung Flughafen. Ein letzter
Blick auf die Windmühlen, die
Zitronenbäume und die weidenden
Schafherden, wenig später steigen
die Referees dann in die Boeing
Richtung Heimat.
Das Wintertrainingslager der DFB-
Schiedsrichter war ein Versuch. Als
die Maschine abhebt, wissen alle,
er ist geglückt.
Bei der Video-Analyse mussten die Schiedsrichter blitzschnell eine
Entscheidung treffen.
Smalltalk in der Pause: Hellmut Krug, Manuel Gräfe und Eugen
Strigel (von links).
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