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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 4
Lehrwesen
Regel 3 – mehr als eine Fo
Ein Spiel wird von zwei Teams mit jeweils höchstens elf Spielern bestritten, von denen einer der Torwart
Zahl der Spieler – aber weit „mehr als eine formale Vorgabe“ ist, erläutert Günther Thielking. Er stellt
briefs Nr. 53 zu diesem Thema vor.
Eine regelkonforme Auswechslung: Der einzuwechselnde
Spieler wartet, bis sein Mitspieler das Spielfeld verlassen hat.
Als der Spielerwechsel 1967 eingefü
Überwachung durch den Linienricht
Horst Schmidt (1860 München) kom
A
m 4. September 2013 hieß es
auf der Internetseite der Zei-
tung „Die Welt“: „Der Drittligaver-
ein MSV Duisburg erwägt einen
Protest gegen die Wertung der
Niederlage gegen die U 23 des
BVB.“ Der Grund: ein 19-jähriger
Borusse, der nach seiner Aus-
wechslung weiterspielen wollte.
Der Schiedsrichter hatte in der
79.
Minute einem Wechsel zuge-
stimmt. Dabei gewährte er dem
neuen Spieler Zutritt auf den Platz –
übersah jedoch, dass der auszu-
wechselnde Spieler diesen noch
gar nicht verlassen hatte. Zum
Zeitpunkt der Spielfortsetzung
waren also zwölf Dortmunder auf
dem Feld – ein Verstoß gegen die
Regel 3.
Im amtlichen Regeltext heißt es
zur Anzahl der Spieler: „Die Partie
wird von zwei Teams bestritten,
von denen jedes höchstens elf
Spieler aufweist; einer von ihnen
ist der Torwart.“
Die Regel 4 ergänzt hierzu: Der
Torwart „unterscheidet sich in der
Farbe der Sportkleidung von den
anderen Spielern“.
Für die Fußball-Gründerväter war
die Spielerzahl bei Pflichtspielen
bis 1967 sakrosankt. Seit 1870
stand nach einem Beschluss der
Football Association, dem Engli-
schen Fußballverband, fest, dass
elf Aktive zu einer Fußballmann-
schaft gehören – nicht mehr.
Dies galt von der ersten Minute
bis zum Schlusspfiff. Der Begriff
Auswechselspieler“ fand sich
bis dahin nur beim Eishockey,
Handball, Basketball und bei eini-
gen anderen Mannschaftssport-
arten.
Die Reservespieler blieben nur
Zuschauer, gleich ob jemand ver-
letzt wurde, ob ein Spieler einen
schwachen Tag hatte oder ob der
Trainer die Mannschaftstaktik
verändern wollte.
Einen ersten weltweiten Versuch
zum Spielerwechsel machte die
englische Liga. Sie erlaubte in der
Saison 1965/1966, dass ein verletz-
ter Spieler ausgetauscht werden
konnte.
Im Hintergrund stand hierbei die
Frage der Chancengleichheit. Denn
was konnte ein Team dafür, wenn
sich ein Spieler verletzte und des-
sen Mannschaft dann nur noch mit
zehn Mann weiterspielen konnte,
noch dazu, wenn dies durch ein
Foul eines Gegenspielers verur-
sacht wurde?
Zwei Jahre später, zum Saisonbe-
ginn 1967/1968, entschied die FIFA,
dass nunmehr zunächst ein Spie-
ler, wenig später zwei Spieler pro
Mannschaft ersetzt werden durf-
ten – die Auswechselregel war ein-
geführt.
Veränderungen dazu gab es erst
wieder im Sommer 1994, als jetzt
neben den zwei Auswechselspie-
lern mit dem Einwechseln eines
Ersatztorwarts ein dritter Wechsel
zugelassen wurde. Doch wer war
Ersatztorwart? Eine verbindliche
Definition dafür gab es von den
Regelwächtern nicht.
Diese Unsicherheit trug dazu bei,
dass die Mannschafts-Verantwort-
lichen immer wieder versuchten,
die „2 + 1-Regel“ nach eigenem
Belieben auszuhebeln. So kam
schon ein Jahr später die bis
heute gültige Fassung, dass pro
Spiel und Mannschaft drei Spieler
ausgewechselt werden dürfen,
gleich ob Feldspieler oder Torwart.