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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 5 / 2 0 1 3
Reportage
K
larheit, Geradlinigkeit und
Konsequenz in der Regelum-
setzung sind die Dinge, die wir
von allen erwarten“, sagte Lutz
Michael Fröhlich, Leiter der
Schiedsrichter-Abteilung beim
DFB. So wurden insbesondere die
neuen Regelauslegungen (siehe
hierzu auch Seite 24) mit den
Bundesliga-Schiedsrichtern inten-
siv diskutiert.
Etwas knifflig: die neue Abseits-
Auslegung. „Es war für uns aller-
dings ein kleiner Schreckschuss,
als die sogenannte ‚neue Abseits-
regel’ durch die Medien ging –
denn eigentlich ist es eher eine
Präzisierung als eine gravierende
Veränderung“, sagte Fröhlich.
Herbert Fandel, der Vorsitzende
der DFB-Schiedsrichter-Kommis-
sion, erklärte diese Präzisierung
wie folgt: „Wenn ein Verteidiger
mit 100-prozentiger Absicht auf
den Ball geht, um diesen zu spie-
len, und der Ball gelangt dann
vom Verteidiger zu einem zuvor
abseits stehenden Stürmer, dann
ist diese Abseitsstellung nicht
strafbar, und das Spiel läuft wei-
ter.“
Die größte Schwierigkeit für den
Schiedsrichter: Er muss bewerten,
ob der Verteidiger tatsächlich die
Absicht hat, den Ball zu spielen.
Ein Indiz dafür kann sein, dass der
Verteidiger mehrere Meter zum
Ball hinläuft, bevor er ihn spielt.
Keine Absicht, den Ball zu spielen,
liegt dagegen vor, wenn zum Bei-
spiel ein Torschuss vom Körper
des Verteidigers abprallt, oder
wenn der Verteidiger reflexartig
gegen den Ball tritt, der in seine
Richtung fliegt. In solchen Fällen
wird das Spiel wie gehabt unter-
brochen, wenn der Ball anschlie-
ßend zu einem (dann strafbar)
abseits stehenden Stürmer
gelangt.
„
Bestehen beim Schiedsrichter
Zweifel, welcher von den beiden
Fällen vorliegt, sollte auf Abpral-
len beziehungsweise Ablenken
des Balles entschieden und damit
die Abseitsstellung bestraft wer-
den“, sagte Fröhlich.
Fandel erläuterte auch die zwei
weiteren neuen Regelauslegun-
gen: So muss ein absichtliches
Handspiel, mit dem ein Schuss auf
das Tor aufgehalten wird, künftig
mit „Gelb“ bestraft werden. Wird
dabei eindeutig ein Treffer verhin-
dert, bleibt es wie bisher bei
„
Rot“.
Und ein Torhüter, der mit einem
Foulspiel eine klare Torchance
verhindert, muss künftig mit der
Roten Karte rechnen – die Sonder-
regelung für den Keeper, die bis-
her galt, entfällt demnach. „Für
den Schiedsrichter wird es künftig
einfacher, weil er bei einer ‚Not-
bremse’ des Torhüters nicht mehr
überlegen muss, ob der Torhüter
bei seiner Aktion noch eine Chance
hatte, den Ball zu spielen“,
erklärte der Kommissions-Vorsit-
zende.
***
Dass bei dem Sommer-Lehrgang
Zufriedenheit und Optimismus
vorherrschten, hing unter ande-
rem damit zusammen, dass die
Schiedsrichter „am Ende der ver-
gangenen Saison zufrieden sein
konnten, wie diese verlaufen war“.
Dabei legte Lutz Michael Fröhlich
die Betonung auf das Wort „Ende“.
Denn: „Für die richtigen Entschei-
dungen am letzten Spieltag gab es
Trainingscamp am Chi
Statt in Altensteig im Schwarzwald trafen sich die Bundesliga-Schiedsrichter in diesem Jahr erstmals in Gr
Während ihres viertägigen Trainingslagers stellten sie die Weichen für die neue Saison. David Bittner be
die dabei im Fokus standen.
Den Hit-Test, in diesem Jahr zwölf Runden lang statt wie bisher zehn, haben alle Schiedsrichter
und Assistenten bestanden.