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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 3 / 2 0 1 3
Titelthema
Wenn ein Bundesliga-Schiedsrichter nach einem Spiel seine Leistung reflektiert, dann interessiert ihn
Fans oder der Spieler. Viel wichtiger ist ihm die Einschätzung des Experten auf der Tribüne: Der sogena
des Unparteiischen und gibt ihm nach dem Spiel wertvolle Ratschläge. Bianca Riedl hat Coach Rainer
Schalke“ begleitet.
Coaching – mehr als nur
F
ans strömen in Massen zu den
Eingängen, dick eingepackt in
Jacken, Handschuhe an und Müt-
zen auf. Die Schals tun heute ihren
Dienst nicht nur als Fan-Utensil. Es
ist der zweite Februar-Tag, und eisi-
ger Wind pfeift über die blau-wei-
ßen Fangruppen hinweg, die dem
bevorstehenden Bundesliga-Spiel
zwischen Schalke und Greuther
Fürth entgegenfiebern.
14.00
Uhr:
Unbeachtet von den
Wartenden gelangt Rainer Werth-
mann in den Eingangsbereich. Ziel-
strebig schreitet der hochgewach-
sene Mann durch die Eingangshalle
zur Rolltreppe, die direkt in die
Katakomben hinunterführt.
Er braucht nur wenige Schritte,
dann ist er den Gang entlang an
den vielen Ordnern vorbei und
klopft energisch an die Kabinentür.
Nach kurzem Warten wird sie
geöffnet, und Rainer betritt die
Schiedsrichter-Kabine. Die Assis-
tenten Martin Petersen und Tho-
mas Gorniak sowie der Vierte Offi-
zielle Thorsten Schriever erwarten
ihn bereits.
„
Ich bin seit sechseinhalb Jahren
raus aus dem Aktiven-Dasein“,
erläutert Werthmann, „aber ich
kann mich noch genau an die Anspan-
nung vor dem Spiel erinnern.“ Er
versuche daher immer, gute Laune
zu verbreiten, um dem Team die
Nervosität ein wenig zu nehmen.
Überhaupt sei es seine wichtigste
Aufgabe, die vier Unparteiischen in
jeder Form zu unterstützen.
Ein Klopfen unterbricht ihn, und
Bastian Dankert, der Schiedsrich-
ter des heutigen Spiels, tritt ein.
Als er Rainer sieht, lächelt er, und
beide begrüßen sich herzlich. Man
merkt schnell, dass sie sich ken-
nen und schätzen: Rainer Werth-
mann ist zugleich auch Bastians
Individual-Coach. Er verfolgt die
Entwicklung seines Schützlings
über die ganze Saison, gibt ihm
Tipps und begleitet seinen Werde-
gang.
Die Stimmung in der Kabine ist
gut, und während die Schiedsrich-
ter für die Massage vor dem Spiel
abwechselnd den Raum verlassen
(
eine Maßnahme, die es seit Beginn
dieser Saison in der Bundesliga
gibt), wird sich unterhalten, die
Jungs ziehen sich um, und es wird
auch mal gelacht. Bereits zwei
Stunden vor dem Spiel waren die
Schiedsrichter im Stadion und
haben die vielen Dinge, die vor
einem solchen Spiel anstehen,
längst erledigt: Abgleichen der
Trikotfarben, Kontrolle des Platz-
aufbaus, kurze Gespräche mit bei-
den Trainern. „Die Zeit rennt“,
merkt Bastian an, „langweilig wird
es nie.“
14.30
Uhr:
Wieder klopft es an der
Tür: Die Mannschafts-Aufstellun-
gen sind da und werden jedem der
Die Fernsehbilder machen es möglich: Schiedsrichter-Coach Rainer Werthmann nimmt gemein-
sam mit den Unparteiischen die Spielleitung unter die Lupe.
In der Kabine kann es auch mal locker zugehen…