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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 3 / 2 0 1 3
soll ihnen nach ihrer Haftentlassung die Integration
ten vor.
ds-) Richter
Alexander K. (25):
Nach meiner Entlassung
werde ich mich direkt in einem
Fußballverein anmelden. Ich
möchte in Zukunft meine Frei-
zeit positiv gestalten, neue
Menschen kennenlernen, mir
ein neues Umfeld aufbauen.
Vielleicht können die neuen
Kontakte dann sogar in anderen
Lebensbereichen nützlich sein.“
Michael B. (27):
Ich finde es eine tolle Sache,
dass die JVA uns dieses Ange-
bot gemacht hat. So kann man
seine Zeit hier sinnvoll nutzen.
Ich selbst habe sechs Jahre
lang Fußball gespielt. Die Aus-
bildung zum Schiedsrichter wird
nach der Haft sicherlich eine
Hilfe sein, um wieder den Weg
ins richtige Leben zu finden.“
Hanspeter H. (48 Jahre):
Vor meiner Haft war ich
bereits in meinem Heimatort
als Schiedsrichter aktiv. Das ist
aber schon lange her. Bei die-
sem Lehrgang konnte ich
meine Kenntnisse nochmal auf-
frischen. Und wenn ich im Früh-
jahr entlassen werde, möchte
ich auf jeden Fall wieder mit
dem Pfeifen beginnen.“
Umfrage
mit ihren Betreuern und Herbert Fandel (rechts). Der Vorsitzende
ist Pate des Projekts.
Die Grafik aus dem DFB-Lehrbrief Nr. 35 stellt die Kompeten-
zen dar, die man als Schiedsrichter entwickelt.
herausgebracht, die sich speziell
mit der Schiedsrichter-Ausbildung
im Justizvollzug befasst. „Das
gerechte Vermitteln zwischen zwei
Parteien (...) und das Vertreten von
Entscheidungen gegenüber Mitin-
haftierten können Schritte zur
Weiterentwicklung der Persönlich-
keit sein“, heißt es darin.
Obwohl die Häftlinge in Wittlich
ihre Prüfung gerade erfolgreich
abgeschlossen haben, fängt für sie
die „Herausforderung Schiedsrich-
ter“ jetzt erst an. „Wenn man ein
Fußballspiel als Zuschauer sieht,
scheint der Job des Unpartei-
ischen möglicherweise leichter zu
sein, als er es in Wirklichkeit ist“,
mahnt Herbert Fandel. „Zur Tätig-
keit eines Schiedsrichters gehören
nämlich auch Fehler. Und man
muss lernen, offen zu seinen Feh-
lern zu stehen und damit umzuge-
hen.“
Während die neu ausgebildeten
Schiedsrichter zunächst beim
Gefängnissport zum Einsatz kom-
men, knüpfen die Organisatoren
des Projekts die Kontakte außer-
halb der Anstalt. „Unser Ziel ist es,
die erfolgreichen Anwärter an Ver-
eine zu vermitteln, sie also nach
ihrer Haftentlassung als Schieds-
richter in die Sportfamilie zu inte-
grieren“, sagt Klimperle. Er nennt
es „einen Anker legen“. Nur so
könne das Projekt nachhaltig wir-
ken.
Dass dabei auch der Fußballver-
band mithilft, ist selbstverständ-
lich. Denn auch dort hoffen die
Verantwortlichen, dass sich die
Investition in die Ausbildung neuer
Schiedsrichter lohnt und diese
dem Fußball möglichst lange erhal-
ten bleiben.