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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 6 / 2 0 1 2
che Schiedsrichter von der FIFA nominiert worden.
am Steinhaus
aus dem Fernsehen – denn dort
wird normalerweise kein Frauen-
fußball gespielt.“
Von der Kulisse zwar beeindruckt,
aber zu 100 Prozent auf die Auf-
gabe konzentriert, hatte das
deutsche Schiedsrichterinnen-
Team beim 1:0-Sieg der Brasiliane-
rinnen keine Probleme mit der
Spielleitung. Dennoch sollte der
Vorrunden-Einsatz für die deut-
schen Schiedsrichterinnen der
letzte sein – bis eben zum olympi-
schen Finale, bei dem die US-Ame-
rikanerinnen mit 2:1 Revanche
nahmen für die WM-Niederlage
gegen Japan vor einem Jahr in
Deutschland. Und auch wenn
Steinhaus, Wozniak und Rafalski
am Ende keine Goldmedaille in
den Händen hielten, so durften
auch sie sich als Gewinnerinnen
fühlen. „An dem Tag haben wir
gewusst, dass sich hartes Training
auszahlt – denn dieses Erlebnis
kann uns niemand mehr nehmen“,
sagt Marina Wozniak.
Dass es für die deutschen
Schiedsrichter auch in der Zeit
zwischen den Spielen nie lang-
weilig wurde, dafür war gesorgt:
So kam Bibiana Steinhaus insge-
samt drei Mal als Vierte Offizielle
zum Einsatz, außerdem standen
täglich Trainings- und Analyse-
Einheiten auf dem Programm.
Untergebracht waren die Schieds-
richter nicht im Olympischen
Dorf, sondern im FIFA-Hauptquar-
tier, einem Hotel nahe des
Buckingham Palastes. Die Lauf-
einheiten fanden in Sichtweite
zu diesem, nämlich im Green-
Park, statt.
In der knapp bemessenen Freizeit
bestand die Möglichkeit, auch mal
bei anderen Sportarten vorbeizu-
schauen: „Wir haben zum Beispiel
ein Hockey-Spiel der deutschen
Männer besucht“, erzählt Bibiana
Steinhaus.
Der Flair der Wettkämpfe in
unmittelbarer Nähe zum Hotel“
war es, was auch für Schiedsrich-
ter-Assistent Mark Borsch den
Reiz an seinem London-Einsatz
ausmachte. „Zudem konnten wir
die Olympische Flamme gleich
drei Mal sehen, weil der Fackellauf
ganz in der Nähe unseres Hotels
stattfand.“
Schiedsrichter und Schiedsrichte-
rinnen wohnten während der Spiele
im gleichen Hotel. „Wir haben uns
mit den deutschen Mädels super
verstanden. Die Tatsache, dass die
ganze Gruppe im selben Quartier
untergebracht war, war gut für die
Stimmung und hat die Atmosphäre
aufgelockert“, berichtet Felix
Brych, dem das olympische Turnier
mit seinem Team „wahnsinnig
Spaß gemacht“ hat. Genau wie
Bibiana Steinhaus kam auch er
zweimal als Schiedsrichter zum
Einsatz: beim Gruppenspiel zwi-
schen Senegal und Uruguay (2:0)
und beim Viertelfinalspiel zwi-
schen Brasilien und Honduras
(3:2). „
Beides waren schwierige
Spiele, die uns alles abverlangt
und die wir am Ende aber gut
über die Bühne gebracht haben“,
sagt Brych.
Die Schwierigkeit bestand vor
allem darin, dass in beiden Spielen
verschiedene Mentalitäten aufein-
andertrafen. „In unterschiedlichen
In den intensiv geführten Spielen (hier Brasilien gegen Honduras) musste Felix Brych mit Persön-
lichen Strafen durchgreifen.
Im offiziellen Olympia-Dress gaben beide Teams auch abseits
des Rasens eine gute Figur ab.