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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 6 / 2 0 1 2
DFB-POKAL
Alemannia Aachen –
Borussia Mönchengladbach
Die erste Runde im DFB-Pokal fand
Mitte August am heißesten Wochen-
ende des Jahres statt. Temperatu-
ren bis zu 35 Grad im Schatten gab
es vor allem im Westen Deutsch-
lands.
Beim Spiel in Aachen gewährte
Schiedsrichter Felix Zwayer des-
halb den Spielern jeweils nach der
Hälfte einer Halbzeit eine Trink-
pause
(
Foto 2).
Eine vorbildliche
Maßnahme, denn zur ordnungsge-
mäßen Durchführung des Spiels
gehört für den Schiedsrichter ja
auch, auf die Gesundheit der Betei-
ligten zu achten.
Das ist auch im Regelwerk abge-
deckt, denn in den „Erläuterungen
des DFB“ zu Regel 5 heißt es:
Der Schiedsrichter kann das Spiel
wegen der Witterungsverhältnisse
unterbrechen.“ Dazu zählen
eben nicht nur Gewitter, Hagel
oder ein Wolkenbruch.
Natürlich ließ Felix Zwayer die je
zwei Minuten dauernden Trink-
Unterbrechungen am Ende der
jeweiligen Halbzeit nachspielen.
Denn wegen der Hitze die Spielzeit
zu verkürzen – das ist nicht gestat-
tet.
BUNDESLIGA, 1. SPIELTAG
Eintracht Frankfurt –
Bayer 04 Leverkusen
Genau wie für die Mannschaften
ist der erste Spieltag in der höchs-
ten deutschen Spielklasse für die
amtierenden Schiedsrichter immer
besonders interessant: Ist die Vor-
bereitung gelungen, haben die
Testspiele schon den richtigen
Rhythmus gebracht, ist man gleich
im Spiel?
Unseren Top-Schiedsrichtern und
ihren Assistenten kann man wirk-
lich einen gelungenen Start attes-
tieren. Die Akzeptanz bei den Spie-
lern war groß, es gab nur ganz
wenige umstrittene Entscheidun-
gen. Wobei: Der Begriff „umstrit-
ten“ weist ja eigentlich darauf hin,
dass man eine Situation so oder so
sehen kann. Manchmal löst eine
Zeitlupe den Zweifelsfall auf – dann
ist die Entscheidung des Schieds-
richters nicht mehr „umstritten“,
sondern richtig oder falsch. Aber
oft bleiben auch nach dem Stu-
dium der TV-Bilder die Meinungen
geteilt. Ein typisches Beispiel dafür
lieferte das Spiel in Frankfurt.
39.
Minute: Aus dem Frankfurter
Strafraum wird der Ball lang nach
vorn geschlagen, der Leverkuse-
ner Wollscheid köpft ihn zu seinem
Torwart. Allerdings etwas zu kurz,
so dass Frankfurts Angreifer Meier
den Ball erläuft und ihn über Tor-
wart Leno hinweg Richtung leeres
Tor hebt. Meier läuft nun links am
Torwart vorbei und kommt plötz-
lich zu Fall, der Ball trudelt neben
dem Tor ins Aus.
Ein äußerst schwieriger Fall. Ist
Meier von Torwart Leno getroffen
worden, oder hat er, dem hochflie-
genden Ball nachschauend, das
Gleichgewicht verloren
(
Foto 3)
?
Diesen Zweifel – diese „Umstritten-
heit“ der Situation – nimmt der
Schiedsrichter zum Anlass, das
Spiel laufen zu lassen. Denn gerade
bei einer so wichtigen Entschei-
dung wie dem Strafstoß muss die
Sicherheitsquote bei 100 Prozent
liegen.
Auch die Zeitlupe lässt nur ahnen,
wie die Situation in der realen
Geschwindigkeit wirklich war.
Gerade im Zweifelsfall, wenn also
eine Situation umstritten ist, muss
die Entscheidung des Schiedsrich-
ters akzeptiert werden. So schwer
es manchem Beteiligten auch fällt.
SC Freiburg – FSV Mainz 05
In diesem Spiel gab es zwei kniff-
lige Situationen für Schiedsrichter
Deniz Aytekin. Besonders interes-
sant war daran, dass zwei ähnlich
gelagerte Szenen (Zweikampf mit
Sturz des Angreifers an fast identi-
scher Stelle im Strafraum) vom
Schiedsrichter beurteilt werden
mussten. Dass beide Trainer
jeweils vehement einen Strafstoß
für ihr Team forderten, gehört in
der Bundesliga zum Alltag. Dass
nur einer der beiden richtig lag,
auch.
Nicolai Müller hat den Ball in
der 64. Minute schon an seinem
Analyse
Für solch brutales Einsteigen muss es „Rot“ geben.
Die Gladbacher Spieler nutzen die Trinkpause.
Umstritten: Auch dieses Foto gibt keinen endgültigen Auf-
schluss.
Zu spät: Schuster bringt seinen Gegenspieler zu Fall.
Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4