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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 2
Auch Pausen gehören zum Training: Christel Arbini behält den Überblick.
Die Halbzeit-Tagung in Mainz ist inzwischen auch ein gefragter
Medientermin. Hier gibt FIFA-Schiedsrichter Felix Brych ein TV-
Interview.
eines Strafstoßes. Vier Kategorien
sind dafür im „Angebot“, die Lutz
Michael Fröhlich in ein Farb-Schema
umgesetzt hat. Weiß bedeutet:
darf man nicht pfeifen; hellgrau:
kann man pfeifen; dunkelgrau:
soll man pfeifen; schwarz: muss
man pfeifen. Daraus lässt sich
dann auch der Begriff „Grauzone“
ableiten, mit dem der Ermessens-
Bereich des Schiedsrichters gern
umschrieben wird und der ja
auch schon beim Abseits eine
Rolle gespielt hat (siehe oben).
Ebenfalls in vier Kategorien wur-
den die Szenen für die Disziplinar-
Kontrolle eingeteilt (darf man
nicht pfeifen, muss man pfeifen,
Gelb“ notwendig, „Rot“ notwen-
dig). Fröhlich lobte die Aktiven
mit Blick auf die Hinrunde: „Vor
allem der Kampf gegen die Fouls
mit gestrecktem Bein und offener
Sohle wurde bemerkenswert ein-
heitlich geführt.“
Bei der Zusammenarbeit im Team,
auf die wir ja im Titelthema dieser
Ausgabe ausführlich eingehen,
zeigte Hellmut Krug Szenen von
der Bewertung von Zweikämpfen
bis zu Handspielen im Strafraum.
Und immer wieder war die Frage:
Darf der Assistent hier eingreifen,
Gastreferent Dr. Marco Nill über
psychische Probleme
Sich selbst
entschleunigen“
Nach dem Suizidversuch von
Babak Rafati spielten auch die psy-
chischen Belastungen für einen
Bundesliga-Schiedsrichter bei der
Halbzeit-Tagung eine Rolle. Herbert
Fandel: „Wir müssen und wollen in
diese Thematik einsteigen und uns
zunächst einmal grundsätzliche
Informationen dazu von Fachleu-
ten holen.“ Als Gastreferent hatte
die Schiedsrichter-Kommission
deshalb Dr. Marco Nill eingeladen,
der als Facharzt für Psychiatrie
und Psychotherapie in Mainz prak-
soll er es, oder muss er es sogar?
Krug: „Der Assistent darf nicht
herumspekulieren, sondern er
muss sich seiner Entscheidung
absolut sicher sein. Wenn ein
Assistent lediglich glaubt, etwas
gesehen zu haben, soll er die Fin-
ger weglassen.“ Woraus auch
folgt, dass das Kriterium für das
Eingreifen nicht die Distanz zwi-
schen dem Assistenten und der
Spielsituation ist, sondern einzig
und allein, ob er die Situation von
außen klar erkannt hat.
Der Schiedsrichter wiederum
muss ganz besonders aufmerk-
sam sein, wenn sich eine Szene
unmittelbar vor dem Assistenten
abspielt. Denn der kann wegen
der kurzen Distanz nicht die
gesamte Situation erfassen, son-
dern erkennt oft nur, was entwe-
der die Beine oder die Arme
machen.
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Neben der Theorie standen auch
zwei 75-minütige Trainings-Einhei-
ten auf dem Programm. Mit dem
DFB-Bus ging es dazu in die
Leichtathletik-Halle der Uni Mainz,
in der das bewährte Team mit
Heinz-Dieter Antretter und Chris-
tel Arbini die Schiedsrichter ins
Schwitzen brachte.
Während Ausdauer und Schnel-
ligkeit bei den meisten Schieds-
richtern vorhanden sind, mangelt
es manchen an Beweglichkeit und
Gewandtheit“, erklärt Fitness-
coach Antretter. Gerade wenn es auf
dem Platz zu schnellen Richtungs-
wechseln kommt, seien die koor-
dinativen Fähigkeiten wichtig. „Da
die wenigsten Schiedsrichter aus
der Leichtathletik kommen, müs-
sen sie diese Kompetenzen nach-
lernen – wir stellen ihnen Übun-
gen vor, die sie in ihr eigenes Trai-
ningsprogramm einbauen kön-
nen.“
***
Am Ende der drei Tage von Mainz
waren „die Segel gesetzt für die
Rückrunde“, wie Herbert Fandel
es formulierte. Ob der Wind nun 17
Spieltage lang günstig steht oder
den Schiedsrichtern eher ins
Gesicht bläst, hängt in allererster
Linie von ihren Leistungen ab.
Denn „wichtig is nur auffem
Platz“, wie der legendäre Adi
Preißler es einst ausdrückte. Und
er wird ja nicht umsonst so oft
zitiert.