Da der Fußball eine Sportart mit
relativ komplexer Struktur der
leistungsbestimmenden Kompo-
nenten darstellt, ist die Bewertung
der Effizienz von NEM proble-
matisch, zumal ein valides Maß zur
Beurteilung der fußballspezifischen
Leistung auf dem Spielfeld nicht
zur Verfügung steht. Insofern ist
man häufig auf Analogieschlüsse
von anderen (einfacher aufge-
bauten) Sportarten angewiesen.
Dieses Vorgehen ist jedoch offen-
sichtlich verzerrend, denn bei-
spielsweise positive Auswirkungen
auf Ausdauer (gemessen in Mara-
thon, Radsport) oder Schnellig-
keit/Kraft (gemessen in Kraftsport,
Sprung oder Sprint), die im Fußball
zwar wichtig, aber nicht primär
leistungslimitierend sind, können
im Extremfall sogar mit negativen
Auswirkungen auf andere leis-
tungsbestimmende Komponenten
einhergehen (Beeinträchtigung
der Feinkoordination durch Verän-
derungen der Kraft?).
Daher ist die Effizienzbewertung
sehr oft auf Surrogatparameter
angewiesen, beispielsweise auf
Laborwerte. Deren Interpretation
ist nicht selten problematisch, weil
Referenzbereiche sich entweder
auf die Abgrenzung zwischen
gesund“ und „krank“ beziehen
oder gar nicht vorliegen. Hier ist
ein kritischer Umgang mit gegen-
teiligen Behauptungen verschie-
dener Anbieter angezeigt (ver-
meintlich individuelle Substitution
auf der Basis einer Blutentnahme,
z. B. Antioxidanzienzufuhr).
Abgesehen von den bereits an-
gesprochenen Aspekten sollte
man vor Beginn einer Substitution/
Supplementation versuchen,
zumindest folgende 7 Fragen zu
beantworten:
1.
Besteht ein physiologisch nach-
vollziehbarer Wirkungszusam-
menhang eines Mangels mit
sportlicher Leistungsfähigkeit
oder Gesunderhaltung?
2.
Ist ein Mehrbedarf im Leis-
tungssport gesichert (z. B. in
intensiven Trainingsphasen)?
3.
Ist dieser Mehrbedarf nicht
ohnehin durch die (notwendiger-
weise als Folge des erhöhten
Arbeitsumsatzes) erhöhte
Nahrungszufuhr gedeckt?
4.
Liegen Belege für die Effizienz
vor?
5.
Ist bei Überdosierung mit
unerwünschten Wirkungen zu
rechnen?
6.
Sind Interaktionen mit anderen
NEM oder Medikamenten zu
bedenken?
7.
Wie hoch ist die Sicherheit
vor Verunreinigungen mit ver-
botenen Substanzen?
ad 1
NEM müssen eine leistungsphy-
siologische Plausibilität aufweisen,
und ihre potenzielle Wirksamkeit
sollte nicht auf geheimnisvollen
Zusammenhängen beruhen. Prä-
parate, die diese Mindestforderung
nicht erfüllen, kommen nicht in
Betracht. Hier ist anzumerken,
dass für eindeutige Wirkzusam-
menhänge in aller Regel auch
wissenschaftliche Literatur exis-
tiert, die konsultiert werden kann.
Anbieter sollten in der Lage sein,
diese beizubringen.
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Effizienzbewertung