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| DFB von A-Z
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Sie hat nicht nur schöne Tage erlebt. Was man sich
in Zeiten, in denen Jahr für Jahr der Zuschauer-Rekord
fällt, bewusst machen sollte. Die erste große Krise, mit
der sie in den Manipulations-Skandal 1971 geriet, wirkte
lange nach. Die Fans blieben weg, die Kassen leer. 1973
gab es Überlegungen, die Liga in zwei Neuner-Gruppen
aufzuteilen, um Reisekosten zu sparen. Der Vorschlag
aus Köln fand kein Gehör – zum Glück.
Im April 1990 beschloss der DFB auf dem Stuttgar-
ter Bundestag die Reduzierung auf 16 Klubs ab der Sai-
son 1992/1993. Doch die politische Wende, die im Herbst
1989
auf den Straßen der DDR ihren Lauf nahm und im
Oktober 1990 in der deutschen Einheit gipfelte, machte
diese Pläne zunichte. Wenn Deutschland größer wird,
konnte doch die Bundesliga nicht kleiner werden.
Das Zusammenspiel von großer Politik und Sport
gab der Bundesliga den entscheidenden zusätzlichen
An­schub. Denn in jene Tage fiel auch der bis dato letzte
WM-Triumph, damals in Rom. 1989/1990 waren im
Schnitt noch 19.880 Zuschauer zu den Bundesligaspie-
len gekommen, mit dem Gewinn des dritten Weltmeis-
tertitels schnellten die Besucherzahlen explosionsartig
in die Höhe. Fünfmal in Folge meldete die Liga einen
Zuwachs, 1997/1998wurde erstmals die 30.000er-Schall-
mauer durchbrochen.
Wesentlicher Konjunktur-Faktor war der Einzug des
Privatfernsehens in die deutsche Medienlandschaft, in
deren Fokus die Bundesliga seit demersten Tag steht. Mitt-
lerweile hat sie, begünstigt durch die für die WM 2006 in
Deutschland entstandene neue Stadien-Landschaft mit
hohem Komfort und deutlich verbesserter Infrastruktur,
sogar die 40.000er-Marke genommen. In der 50. Saison
wurde der Vorjahres-Rekord von 45.116 wegen kleinerer
Stadien der Aufsteiger nur knapp unterboten (42.623),
dennoch war es der dritthöchste aller Zeiten. Dass nie-
mand eine Antwort auf die Frage hat, wo das eigentlich
enden soll, ist die geringste Sorge der Verantwortlichen.
Stolz können DFB und DFL, der im Dezember 2000
ins­tal­lierte Zusammenschluss der Bundesliga-Klubs,
verkünden: In Europa ist die Bundesliga die klare Num-
mer 1 nach Zuschauern, weshalb sie auch für die Stars
aus dem Ausland, denen seit dem Bosman-Urteil alle
Türen offenstehen, große Anziehungskraft hat. Zumal
keine Liga gesünder ist. Ein strenges Lizenzierungs-Ver-
fahren lässt Hasardeuren und Scharlatanen, die in den
ersten Jahrzehnten zuweilen ihr Unwesen treiben konn-
ten, erst gar keinen Raum. Einen Lizenz-Entzug hat es
seitdem nicht mehr gegeben.
❙❙
sensationell: Mit
Trai­­ner Otto Rehhagel
wird der 1. FC Kaisers­
lautern 1998 als
Aufsteiger Deutscher
Meister.