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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 6 / 2 0 1 4
Panorama
Engländer Webb
beendet Karriere
Viel mehr kann ein Schiedsrichter
nicht erreichen: Der Engländer
Howard Webb leitete auf der Insel
mehr als 500 Profispiele, wurde
zweimal zum „Welt-Schiedsrichter“
ernannt, leitete ein WM- und ein
Champions-League-Finale. Jetzt
hat der 43-Jährige seine erfolgrei-
che Laufbahn beendet.
Ich hatte mehr als ein Jahrzehnt
lang den besten Platz im Stadion
für Premier-League-Spiele, durfte
an UEFA- und FIFA-Turnieren teil-
nehmen und auch Finalspiele lei-
ten“, sagte Webb, der insgesamt
25
Jahre lang als Schiedsrichter
im Einsatz war.
Künftig wird der 43-Jährige als
Technischer Direktor der engli-
schen Schiedsrichter-Vereinigung
PGMOL arbeiten, die Leistungen
der Unparteiischen beobachten
und Schulungen koordinieren. Es
sei wichtig, betonte Webb, dass
erfahrene Referees auch nach
ihrer Karriere ihr Wissen weiterge-
ben.
Das WM-Finale 2010 zwischen
Spanien und den Niederlanden
(1:0
n.V.) war der Höhepunkt seiner
langen Karriere. Im selben Jahr
leitete der frühere Polizist aus
Rotherham auch das Finale der
Champions League zwischen Bay-
ern München und Inter Mailand
(0:2)
in Madrid.
Webb war zudem bei den EM-End-
runden 2008 und 2012 sowie bei
der WM 2014 in Brasilien im Ein-
satz. Mike Riley, Generaldirektor
des Schiedsrichter-Verbandes,
lobte seinen Landsmann: „Webb
war der führende Schiedsrichter
seiner Generation und eine Inspi-
ration in England und auf der gan-
zen Welt.“
Howard Webb leitete unter
anderem das WM-Finale 2010
in Südafrika.
Wolf-Dieter Ahlenfelder
vor dem Bundesliga-Spiel
SV Waldhof Mannheim gegen
den VfB Stuttgart im Jahr
1987.
Aufhebung
der Altersgrenze?
Können FIFA-Schiedsrichter in
Zukunft länger das Wappen des
Weltverbandes auf der Brust tra-
gen? So zumindest sieht es der
Plan der FIFA vor, der die Alters-
grenze für internationale Unpartei-
ische aufheben könnte. Das
Schiedsrichterkomitee arbeitet
derzeit einen Vorschlag für die
Umsetzung aus.
Bereits im Juni war die Aufhebung
der Altersgrenze für FIFA-Mitglie-
Wolf-Dieter Ahlenfelder
verstorben
Mit Wolf-Dieter Ahlenfelder starb
am 2. August einer der beliebtes-
ten, aber auch ein umstrittener
Bundesliga-Schiedsrichter der
80
er-Jahre. Er wurde 70 Jahre alt.
In seiner aktiven Zeit leitete Ahlen-
felder 106 Bundesliga-Spiele. In der
Saison 1983/84 wurde er als bester
deutscher Schiedsrichter vom
Deutschen Fußball-Bund mit der
Goldenen Pfeife“ ausgezeichnet.
Die Laufbahn Ahlenfelders begann
auf den Ascheplätzen des Ruhrge-
biets. Er wurde 1944 in Oberhausen
geboren und machte eine Ausbil-
dung zum Mineralölkaufmann.
Durch eine der größten Pannen in
der Bundesliga-Geschichte erlangte
der Oberhausener Kult-Status:
Ahlenfelder bat 1975 beim Spiel
Werder Bremen gegen Hannover 96 –
seiner dritten Bundesliga-Begeg-
nung – bereits nach 32 Minuten
zum Pausentee.
Seine Entscheidung korrigierte der
Unparteiische zwar, aber erst
nachdem der Bremer Horst-Dieter
Höttges ihn auf seinen Irrtum hin-
wies. Später begründete der
Schiedsrichter den frühen Abpfiff
damit, dass er vor dem Spiel zum
Mittagessen neben einem Gänse-
braten ein Bier und einen Malte-
ser-Schnaps zu sich genommen
hätte.
Viele andere Schiedsrichter hätte
ein solcher Lapsus vermutlich die
Karriere gekostet. Nicht Ahlenfel-
der, der es verstand, seinen Skan-
dal-Auftritt geschickt umzudeuten.
Und wer in der Bremer Vereins-
gaststätte einen „Ahlenfelder“
bestellt, erhält auch heute noch
ein Bier und einen Malteser.
Schiedsrichter
boykottieren Spiele
Als „Weckruf für den Celler Fuß-
ball“ bezeichnete Kreis-Schieds-
richter-Obmann Michael Frede den
14-
tägigen Boykott seiner Schieds-
richter. Tritte, Schläge, Beleidigun-
gen und sogar Morddrohungen
hatten zu diesem drastischen
Schritt der Celler Schiedsrichter
geführt. Die Konsequenz: Spiele
von der ersten bis zur vierten
Kreisklasse fanden an zwei Wochen-
enden ohne neutrale Schiedsrich-
ter statt.
Wir mussten einfach reagieren.
Man kann ja nicht warten, bis es
der beschlossen worden. FIFA-Prä-
sident Joseph Blatter sprach sich
zuletzt dafür aus, den Beschluss
des Kongresses auch für Schieds-
richter zu erweitern: „Es gibt keine
Altersrichtlinie für das Karriere-
Ende von Spielern, Trainern und
allen anderen Positionen innerhalb
eines Fußballklubs. Schiedsrichter
sollen auch von dieser wesent-
lichen Freiheit profitieren“, sagte
der FIFA-Präsident.
Nachdem FIFA-Referees früher
maximal 50 Jahre alt sein durften,
wurde das „Rentenalter“ für die
internationalen Unparteiischen
schrittweise auf 48 und dann auf
47
Jahre herabgesetzt. Seit 1992
ist bereits mit 45 Jahren Schluss.
In der Bundesliga liegt die Alters-
grenze bei 47 Jahren.