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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 6 / 2 0 1 2
Nach der Prüfung: Die Jugendlichen mit ihren frisch erworbe-
nen Schiedsrichter-Ausweisen. Rechts: Kreis-Schiedsrichter-
Obmann Joachim Ren.
Bezirks-Schiedsrichter-Lehrwart Klaus-Peter Otto nimmt am
Ende des Lehrgangs die Prüfung ab.
Die vermeintlichen Fehl-
entscheidungen von
Schiedsrichtern ließen
Paul Bockmann aus Vie-
nenburg als jüngsten Lehr-
gangsteilnehmer seine
Anmeldung abgeben: „Ich
möchte einfach mehr über
die Fußballregeln erfahren –
und später natürlich auch
selber pfeifen“, wenn der
Elfjährige das Mindestalter
erreicht hat.
Sophie Bross aus Loch-
tum: „Es ist wirklich sehr
interessant. Viele der Regeln
kannte ich so genau auch
nicht“, gesteht die 17-Jäh-
rige. Als aktive Spielerin
ist sie seit vielen Jahren
mit dem TSV Lochtum ver-
wachsen. In der kommen-
den Fußballsaison spielt
sie dort in der Frauen-
mannschaft.
den Bundesligaspielen sei eine
attraktive Begleiterscheinung,
denn schließlich sind Wolfsburg,
Hannover und Braunschweig in
etwa einer Autostunde zu errei-
chen. Timmy hat gleich noch einen
Freund mit zum Lehrgang genom-
men. Gemeinsam lernt es sich
leichter, und so lassen sich auch
die ersten Schwierigkeiten auf
dem Platz später besser überwin-
den.
Wie Timmy findet auch der 14-jäh-
rige Lennart Böhme die Möglich-
keit, in den Sommerferien Schieds-
richter zu werden, attraktiv. Er
hatte die Ankündigung des Lehr-
gangs auf der NFV-Homepage ent-
deckt. „In den Ferien ist der Kopf
viel freier“, nennt er einen Grund,
warum er dabei ist. Während der
Schulzeit sei es schwierig, so
etwas nebenbei zu absolvieren.
Der Besuch von Riem Hussein
kommt bei Timmy und Lennart
besonders gut an: „Inspirierend“,
sagt Lennart kurz und knapp. „Ihr
Vortrag hat Spaß gemacht. Man
erfährt mal, wie das so ist als
höherklassige Schiedsrichterin“,
fasst Timmy seine Eindrücke
zusammen. Riem hat einiges zu
erzählen, schließlich ist sie gerade
erst von ihrem Einsatz bei der
U 19-Frauen-Europameisterschaft
aus Antalya zurückgekehrt.
Zehn Tage nach der Ausbildung
absolvierten die Anwärter ihre
Prüfung, und schon kurz darauf
konnten sie ihre ersten Erfahrun-
gen auf dem Platz machen. Denn in
den Ferien gibt es noch eine weitere
Besonderheit. „Viele unserer jun-
gen Schiedsrichter sind im Urlaub.
Es ist ganz schön schwierig, unse-
ren Bezirks-Schiedsrichtern an den
ersten Spieltagen Assistenten zur
Verfügung zu stellen“, berichtet
Christian Biel aus seiner Ansetzer-
Erfahrung, da könne man die
Neuen gleich einsetzen. Auch die-
jenigen Teilnehmer, die bei der
Prüfung nicht erfolgreich waren,
bleiben im Blick des Schiedsrich-
ter-Ausschusses. „Wir haben allen
ein Angebot zur Nachschulung
gemacht und hoffen, dass sie sich
einer erneuten Prüfung stellen
werden“, beschreibt Christian Biel
das Bemühen um jeden Einzelnen.
Mit dem „Ferienpass-Lehrgang“
haben die Nordharzer Schiedsrich-
ter übrigens mit einer alten Tradi-
tion gebrochen: In der Vergangen-
heit hatten die Ausbildungs-Lehr-
gänge stets während der Schulzeit
stattgefunden. „In den Ferien sind
zu viele im Urlaub“, war das Argu-
ment, das oft vorgebracht wurde.
Die nur noch zwölf Schuljahre
bis zum Abitur und die Lerndichte
im achtjährigen Gymnasialzweig
haben die Schiedsrichter-Funktio-
näre nun aber zum Umdenken
gebracht: „Während der Schulzeit
wollen und können sich Jugendli-
che nicht auch noch mit anderen
Lerngebieten befassen“, hat Biel
festgestellt. „Während der Ferien
aber lockt die Daheimgebliebenen
diese Form der Abwechslung.“
Wolfgang Mierswa, Vorsitzender
der AG „Schiedsrichter-Gewinnung
und -Erhaltung“ beim DFB, emp-
fiehlt die Aktion auch anderen
Kreisen zur Nachahmung: „Das Bei-
spiel zeigt, dass man mit kreativen
Ideen immer wieder neue Schieds-
richter gewinnen kann.“ Auch im
Kreis Nordharz ist eine Neuauflage
schon in Planung, sagt Christian
Biel: „Vielleicht machen wir es
beim nächsten Mal in den Herbst-
ferien. Dann verreisen möglicher-
weise weniger Jugendliche als im
Sommer, und wir haben noch bes-
sere Voraussetzungen.“