Im Zuge der Dopingenthüllungen
in den letzten Monaten gerät die
Nahrungsergänzung im Leistungs-
sport erneut in die Diskussion.
Einerseits wird vermutet, dass
durch die vielfach anzutreffende
Polypragmasie eine „Dopingmen-
talität“ gebahnt wird, nach dem
Motto: „Ein Athlet kann den An-
forderungen des Leistungssports
nicht ohne externe Hilfen stand-
halten; viel hilft viel.“ Andererseits
belegen verschiedene Untersu-
chungen, dass eine beträchtliche
Zahl frei verkäuflicher Präparate
Verunreinigungen mit Substanzen
aufweist, die auf der Dopingliste
stehen.
Unter Nahrungsergänzung soll in
diesem Statement alles verstanden
werden, was zusätzlich zur norma-
len Ernährung aufgenommen wird,
sei es zum Ersatz vermeintlich im
Übermaß verlorener bzw. verbrauch-
ter Stoffe (Substitution) oder zum
bewusst erhöhten Angebot über
den Normalbedarf hinaus (Supple-
mentation). Daneben erfasst diese
Definition auch spezielle Substan-
zen, für die kein Bedarf im eigent-
lichen Sinne festgelegt werden
kann, weil sie nicht zum Spektrum
der physiologischen Nährstoffe
zählen (z. B. Koffein).
Da hinter der Nahrungsergänzung
mittlerweile eine ganze Industrie-
sparte steht, existieren handfeste
materielle Interessen für den
Einsatz im Leistungssport, der aus
Sicht der beteiligten Firmen Vor-
bildcharakter für das Heer der
Breitensportler hat. Insofern hat
sich eine (Des-)Informations- und
Werbepolitik entwickelt, die jener
der Arzneimittelfirmen kaum
nachsteht. Am attraktivsten sind
hier offensichtlich alle Präparate,
die „vorbeugend“ einzusetzen sind,
um Mangelzustände zu vermeiden
und damit eine bessere Leistung
versprechen.
Dieses zusammenfassende State-
ment soll als Hilfestellung dienen
beim verantwortungsvollen Umgang
mit Nahrungsergänzungsmitteln.
Es ist ein Versuch, sowohl sport-
medizinisch-wissenschaftliches
Wissen als auch aktuelle ethische
Anforderungen an die sportärzt-
liche Betreuung zu berücksichtigen.
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Einleitung