TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND Entwicklung individueller Qualität
TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND EINFÜHRUNG 2 Liebe Trainerinnen und Trainer, liebe Jugendleiterinnen und Jugendleiter, liebe Trainerausbilderinnen und Trainerausbilder! Wir freuen uns, euch die „Trainingsphilosophie Deutschland“ zu präsentieren! Deutsche Fußballkultur ist nicht nur die Bundesliga und die Nationalmannschaft, sondern auch das Ehrenamt einschließlich Mamas und Papas, die Kinder und Jugendliche trainieren. Die Trainingsphilosophie Deutschland beinhaltet den alters- und niveauunabhängigen strategischen Einsatz von kleinen Spielformen auf dem gesamten sportlichen Lebensweg unserer Fußballerinnen und Fußballer: c Wir entwickeln in jeder Minute des Trainings die einzelnen Spielerinnen und Spieler weiter! c Wir trainieren mindestens zweimal pro Woche in kleinen Spielformen auf mehreren Feldern, damit jeder Spieler und jede Spielerin den Fußball hochdosiert und mit einer hohen Nettospielzeit erlebt! c Alle erleben Freude, Wiederholung und Intensität in jeder Minute des Trainings! Dies sind unsere elementaren Botschaften für die Identität des deutschen Nachwuchsfußballs! In unsere Überlegungen sind der gesellschaftliche Wandel durch längere Schulzeiten, mehr Bildschirmnutzung bei gleichzeitig weniger „Bolzplatz“ sowie die mentale und körperliche Gesundheit unserer jungen Menschen eingeflossen. Die „Taktisierung“ des Fußballs – vor allem die gegnerorientierte Mannschaftstaktik – und große Spielformen haben in den letzten Jahren verhindert, dass Spielerinnen und Spieler ihr individuelles Potenzial voll entfalten konnten. In Zukunft soll uns das nicht mehr passieren! Mit den vorgestellten Spielformen ermöglichen wir ein abwechslungsreiches Training. Wir trainieren ganzheitlich und kombinieren sowie pointieren unterschiedliche Fähigkeiten und Verhaltensweisen. Wir bauen in diesem Buch auch die Brücke zu den Spieltagen der Vereinsmannschaften und in den Ganztagsunterricht der ersten bis sechsten Klasse. Hier sehen wir großes Potenzial für den positiven Einfluss durch Bewegung im Allgemeinen und Mannschaftssport im Speziellen auf die Kinder in Deutschland. Die Trainingsphilosophie Deutschland ist für alle Trainerinnen und Trainer entwickelt worden. Und viele haben sie auch bereits in ihre tägliche Arbeit integriert. Die Rückmeldungen, die uns von diesen Trainerinnen und Trainern erreichen, beinhalten immer drei Dinge: 01 Es wird einfacher! 02 Die Spielerinnen und Spieler entwickeln sich besser! 03 Es macht mehr Spaß! Wir wünschen euch viel Freude beim Training und Spiel. EUER KOMPETENZTEAM Hanno Balitsch Antonio di Salvo Sven Bender Lars Bender Hermann Gerland Lena Lotzen Sabine Loderer Peter Hermann Nikola Ludwig Hannes Wolf Sandro Wagner Daniel Stredak EINE TRAININGSPHILOSOPHIE FÜR ALLE
3 EINFÜHRUNG TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern an einigen Stellen nur die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich immer für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung. INHALT 01 Trainingsphilosophie Deutschland 4 02 Spielformen der Trainings- philosophie Deutschland 14 Gleichzahlspiele 16 Gleichzahlspiele mit Anspielern 30 Eine Linie verteidigen und bespielen 38 Über-/Unterzahlspiele 46 03 Trainingseinheiten für den Kinder- und Jugendfußball 52 Bambini-Spielstunde 54 Trainingseinheit für F-/E-Junioren 56 Trainingseinheit für D- bis A-Junioren 58 D-Junioren-Trainingseinheit mit U21-Nationaltrainer Antonio di Salvo 60 04 Der Spieltag der Zukunft 62 05 Die Schule des Kleinfeldfußballs 66 Foto: DFB/Liam S. Curtis Mbella Ngom
TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND EINFÜHRUNG 4 TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND Entwicklung individueller Qualität TRAININGSPHILO DEUTSCHLAND Foto: DFB/Yuliia Perekopaiko DIE BESTE TRAININGSEINHEIT FREUDE Jede*r Gleichzahl AKTIVIERUNG/ ERWÄRMUNG 15 MIN SPIELEN 30 MIN ZWISCHENBLOCK 15 MIN SPIELEN 30 MIN
5 EINFÜHRUNG TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND Die Fußballbegeisterung in Deutschland ist ungebrochen. Im Kinder- und Jugendfußball haben wir Anmelderekorde zu verzeichnen: Über zwei Millionen Kinder und Jugendliche spielen Fußball in Deutschland! Es liegt in unserer Verantwortung, die Kinder und Jugendlichen bestmöglich zu fördern. Die Spielerinnen und Spieler stehen im Mittelpunkt und sollen den Fußball ganzheitlich und hochdosiert mit Freude, Intensität und Wiederholung erleben! ZUR PERSON Hannes Wolf Hannes Wolf hat trotz seines jungen Alters bereits in nahezu allen Bereichen des Fußballs Erfahrungen gesammelt: Senioren-Amateurtrainer beim ASC Dortmund, U17- und U19-Cheftrainer im Leistungszentrum von Borussia Dortmund, Profitrainer beim VfB Stuttgart, dem Hamburger SV und Bayer 04 Leverkusen sowie im Ausland beim KRC Genk. Danach zog es ihn zum DFB, wo er zunächst als U-Nationaltrainer (U18 bis U20) arbeitete. Derzeit betreut er die U20-Nationalmannschaft und fungiert als DFB-Direktor Nachwuchs, Training und Entwicklung. OSOPHIE BASIS- TRAININGSFORMEN 1 VS 1 bis 4 VS 4 HOHE NETTO- SPIELZEIT für jede*n Spieler*in INTENSITÄT WIEDERHOLUNG Jede Position Gleichzahl mit Anspieler*innen Über-/ Unterzahl Linie verteidigen/ bespielen VIELE FUSSBALL- AKTIONEN durch Spielen auf mehreren Feldern Spieler*in
TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND EINFÜHRUNG 6 DAS WARUM Die Fußballbegeisterung ist im Sommer 2024 ungebrochen. Anmelderekorde im Kinder- und Jugendfußball und volle Stadien in den deutschen Profiligen sprechen hier eine eindeutige Sprache. Jedoch gibt es zwei Fakten, die uns dazu bewogen haben, dem deutschen Nachwuchsfußball darüber hinausgehend dennoch deutliche Impulse zur Verbesserung zu geben: Geringe Einsatzzeiten von U21-Spielern in den Profiligen Zu wenig deutsche U21-Spieler schaffen den Sprung in die Profiligen und erhalten dort Einsatzzeiten. Für uns liegt die Ursache hierfür in erster Linie in der Ausbildung der Spieler. Werden diese in Zukunft besser ausgebildet, steigen dadurch ganz automatisch auch die Einsatzzeiten. Dropout-Quote Der „Dropout“ an der Basis ist zu hoch: Viele junge Spielerinnen und Spieler hören bereits ab dem D-Junioren-Alter wieder mit dem Fußballspielen auf. Wir möchten unterstützen, dass die Freude am Fußball auch über die Pubertät hinaus erhalten bleibt und Spielerinnen und Spieler erst frühestens im Alter von 35 Jahren ans Aufhören denken. WIE GEHEN WIR ES AN? Wir befinden uns mit dem DFB mitten in einer Bildungsoffensive für alle Trainerinnen und Trainer – von den „Mamas und Papas“ an der Basis bis zu den hauptberuflichen Trainerinnen und Trainern in den Leistungszentren. Sie alle wollen wir dabei unterstützen, ein besseres Training anzubieten. Uns ist klar, dass individuelle Qualität auf dem gesamten Lebensweg unserer Fußballerinnen und Fußballer entsteht. Deshalb skizzieren wir diesen Weg ganzheitlich und begleiten ihn strategisch. Wir benötigen alters- und trainerübergreifend ein sehr gutes Training, damit die Spielerinnen und Spieler ihr Potenzial vollständig ausschöpfen können. Das Kompetenzteam Um die Trainingsphilosophie Deutschland zu erstellen, haben wir ein starkes Kompetenzteam gebildet. Dabei war uns immer klar, dass es nicht erforderlich ist, alles neu zu erfinden. Vielmehr wollten wir an dem festhalten, was den deutschen Fußball in den vergangenen 50 Jahren ausgemacht hat. Deshalb haben wir zuerst die Trainerlegenden FRAGE AN Antonio Di Salvo WELCHEN EINFLUSS HABEN DIE EINSATZZEITEN JUNGER PROFIS AUF DIE NATIONALTEAMS? „In den vergangenen Jahren kamen viele junge deutsche Spieler nicht oder nur selten in der Bundesliga zum Einsatz. Das war früher anders. Die Kurve geht seit 2010 steil nach unten, die von ausländischen U23-Spielern steil nach oben (siehe Grafik unten). Das muss sich ändern, wenn wir mit den Nationalteams wettbewerbsfähig bleiben wollen.“ EINSÄTZE U23-SPIELER IN DER BUNDESLIGA SEIT 2004 (IN % DER GESAMTEINSÄTZE) 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 01/02 04/05 06/07 08/09 10/11 12/13 14/15 16/17 18/19 20/21 Gesamtzahl U23-Spieler Deutsche U23-Spieler Ausländische U23-Spieler Foto: IMAGO/Beautiful Sports Zu meiner Jugendzeit haben wir immer in kleinen Spielformen trainiert. Als kleiner Junge war mir das nicht bewusst, aber als Trainer reflektiere ich es und führe vieles darauf zurück. Sandro Wagner
7 EINFÜHRUNG TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND Hermann Gerland und Peter Hermann interviewt. Erst danach haben wir das Team kontinuierlich mit Experten aus den verschiedenen Perspektiven erweitert. DER SPIELER IM MITTELPUNKT Wie bereits erwähnt, entsteht individuelle Qualität über den gesamten Lebensweg. Deshalb soll in Zukunft in jeder Minute des Trainings die Entwicklung des einzelnen Spielers im Vordergrund stehen. Wir schaden der Entwicklung unserer Spielerinnen und Spieler, wenn wir sie nicht stringent und strategisch über ihre gesamte Kindheit und Jugendzeit hinweg optimal fördern! In zu großen Spielformaten, in taktisch und gegnerorientierten Trainingsformen sowie im Prinzipien- und/oder Spielausschnittstraining rückt die Entwicklung des Einzelnen hingegen häufig in den Hintergrund. Das können wir uns im deutschen Fußball nicht erlauben! Wenn wir zulassen, dass die Spielerinnen und Spieler in den zehn Jahren von der E- bis zur A-Jugend jährlich nur jeweils drei Prozent ihrer Qualität nicht entwickeln, dann nehmen wir schon jetzt wissentlich in Kauf, dass ihnen spätestens im Übergangsbereich zu den Senioren bereits 30 Prozent ihres eigentlichen Potenzials fehlen werden. Hier möchten wir bei allen Trainerinnen und Trainern einen klaren Wechsel der Perspektive erreichen: Die Spielerin bzw. der Spieler steht im Mittelpunkt, und es gilt, für sie bzw. ihn ein Training und ein Umfeld zu schaffen, in dem sie/er alle wichtigen Elemente des Spiels erlernen kann. Das Kompetenzteam: Lena Lotzen, Hannes Wolf, Antonio Di Salvo, Lars Bender (oben von links), Peter Hermann, Nikola Ludwig, Daniel Stredak (Mitte von links), Hermann Gerland, Hanno Balitsch, Sandro Wagner, Sven Bender und Sabine Loderer (unten von links) STECKBRIEF HERMANN GERLAND (* 4. JUNI 1954 IN BOCHUM) >seit 10.08.2021 Deutscher Fußball-Bund (Scout, Co-Trainer U21 und interimsweise A-Team) >01.07.2001 bis 30.06.2021 FC Bayern München (u. a. Co-Trainer Profis, Trainer FCB II, Leiter Nachwuchs) >Weitere Stationen als Trainer: SSV Ulm 1846, Arminia Bielefeld, TeBe Berlin, 1. FC Nürnberg STECKBRIEF PETER HERMANN (* 22. MÄRZ 1952 IN KLEINMAISCHEID) >2019 bis 29.03.2022 Deutscher FußballBund (Co-Trainer U18, U19 und U20) >1989 bis 2008, 2009 bis 2011 und 2021 Bayer 04 Leverkusen (u. a. Co-Trainer u. Trainer Profis, Trainer Leverkusen II) >Weitere Stationen als (Co-)Trainer (u. a.): Bor. Dortmund, Schalke 04, Bayern München, Fort. Düsseldorf, Hamburger SV, 1. FC Nürnberg Fotos: Getty Images (Alexander Hassenstein, Christof Koepsel, Christian Hofer, Thomas Eisenhuth (2), Boris Streubel (2), Alex Grimm, Christian Kaspar-Bartke, Simone Arveda); DFB (Thomas Boecker, Yuliia Perekopaiko)
FREUDE, INTENSITÄT UND WIEDERHOLUNG Freude, Intensität und Wiederholung sind die Erfolgs- und Qualitätsschlüssel des Trainings. Freude Das Spielen auf Tore, viele Aktionen für jeden Spieler und jede Spielerin sowie Spiele, die immer beim Stande von 0:0 starten, und viele Freiheitsgrade für das Lösen von verschiedenen Spielsituationen – all das steht für uns für „Freude am Fußball“! Diese Freude wird auf jedem Niveau und in jedem Alter sichtbar, wenn mit den Spielformen der Trainingsphilosophie Deutschland trainiert wird. Zusätzlich dazu können wir den Blick sogar noch erweitern: Die kleinen Spielformen beinhalten das gesamte Emotionsspektrum! So kommen z. B. auch der Umgang mit verloreTRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND EINFÜHRUNG 8 Das beinhaltet in allen Altersklassen die relevanten ganzheitlichen Fähigkeiten! Ab der C-Jugend darf dies um Positionsspezifik erweitert werden, allerdings nur in einer gesunden Mischung aus ganzheitlicher Ausbildung und Spezialisierung. Hierfür können wir mit der Trainingsphilosophie Deutschland die bestmögliche Rezeptur anbieten. FUSSBALL GANZHEITLICH UND HOCHDOSIERT ERLEBEN Fußball ist ein komplexes Spiel, bei dem die Akteure viele körperliche, technisch-koordinative, kognitive, mentale und soziale Elemente lernen und perfektionieren können. Nur in Spielformen auf Tore können wir die Ganzheitlichkeit des Fußballs trainieren und der Ganzheitlichkeit des Spiels gerecht werden. Folglich konzentrieren wir uns in der Trainingsphilosophie Deutschland auf kleine Spielformen vom 1 gegen 1 bis zum 4 gegen 4. Wir sind klar zu der Übereinstimmung gekommen, dass die in diesen Varianten geforderte deutlich erhöhte Anzahl an Fußballaktionen (siehe auch Tabelle „Wiederholungszahlen“ auf Seite 9) der Schlüssel ist, um unsere Spielerinnen und Spieler besser auszubilden. Wir empfehlen mindestens zwei Einheiten pro Woche, in denen wir nach dem Vorbild der „besten Trainingseinheit“ auf mehreren Feldern trainieren. Denn erst durch das gleichzeitige Trainieren auf mehreren Feldern schaffen wir es, die Nettospielzeiten unserer jungen Spielerinnen und Spieler signifikant zu erhöhen. Wir sehen es als Aufgabe der Trainerinnen und Trainer an, die Nettospielzeiten der Spieler jederzeit im Auge zu behalten und diese zu kontrollieren. Hierfür haben wir MindestNettospielzeiten definiert, die es im Wochenverlauf zu erreichen oder gar zu überflügeln gilt. Diese liegen in den Altersklassen von der U8 bis zur U16 bei mindestens 48 Minuten sowie ab der U17 aufwärts bei mindestens 32 Minuten pro Woche netto pro Spieler. Der Bezug zur Nettospielzeit des Einzelnen ist für uns der Schlüssel, um das Training in Deutschland nachhaltig zu verbessern. Auch z. B. beim Joggen ist es ein gravierender Unterschied, ob man 60 oder nur 25 Minuten läuft. Durch die höhere Zeit, ist der Einfluss auf das System deutlich gesteigert. Dies gilt in besonderem Maße auch für den Fußball! FRAGE AN Lena Lotzen WELCHE BEDEUTUNG HABEN KLEINE SPIELFORMEN FÜR DICH? „Eine sehr große! Ich bin auf dem Bolzplatz aufgewachsen. Wir waren permanent dort und haben nichts anderes gespielt als 2 gegen 2 und 3 gegen 3. Die Spiele, die mir am meisten Spaß gemacht haben, waren die auf Tore mit vielen Aktionen und hoher Intensität. Ich habe nie Fußball gespielt, weil ich damit viel Geld verdienen wollte, sondern weil ich Freude daran hatte. Dieser Spaß soll wieder jedem Kind ermöglicht werden.“ Das Spielen auf mehreren Feldern ist der Schlüssel zu einem hochdosierten Fußballerlebnis für alle Spielerinnen und Spieler mit viel Freude, Intensität und Wiederholung! Die kleinen Spielformen machen nicht nur einzelne Spieler*innen ganzheitlich besser, sondern sind auch für jeden Trainer und jede Trainerin umsetzbar. Die Anzahl der Variationen verspricht eine Umsetzung für besonders große Trainingsgruppen, unterschiedlichste Materialressourcen und Platzgrößen. Voraussetzung dafür ist, dass wir die Spielerinnen und Spieler auf mehreren Spielfeldern agieren lassen. Nikola Ludwig Foto: Getty Images/Reinaldo Coddou H.
32 MINUTEN NETTO PRO SPIELER BALLAKTIONEN FUSSBALLSPEZIFISCHE ENTSCHEIDUNGEN ZWEIKÄMPFE TORSCHÜSSE 1 Trainingseinheit: 3-gegen-3-Varianten 7-gegen-7-Varianten 200 50 200 50 100 30 25 5 10 Trainingseinheiten: 3-gegen-3-Varianten 7-gegen-7-Varianten 2.000 500 2.000 500 1.000 300 250 50 100 Trainingseinheiten: 3-gegen-3-Varianten 7-gegen-7-Varianten 20.000 5.000 20.000 5.000 10.000 3.000 2.500 500 1.000 Trainingseinheiten: 3-gegen-3-Varianten 7-gegen-7-Varianten 200.000 50.000 200.000 50.000 100.000 30.000 25.000 5.000 ANZAHL DER AKTIONEN BEI 3-GEGEN-3-VARIANTEN GEGENÜBER 7-GEGEN-7-VARIANTEN IM LAUFE DER JUGEND EINFÜHRUNG TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND 9 nen Spielen, eigenen misslungen Aktionen sowie Fehlern von Mitspielern in hoher Dosierung vor. Dadurch lernen die Spielerinnen und Spieler, im Erfolg weiter „hungrig“ zu bleiben, aber auch mit Aggressionen und Enttäuschungen umgehen zu können und daraus keine selbst- und fremddestruktiven Verhaltensweisen zu entwickeln. Intensität Wir möchten die Wiederholungen relevanter Fußballaktionen strategisch erhöhen. Diesbezüglich gehen wir „Hand in Hand“ mit dem „neuen Kinderfußball“, für den auf kleineren Feldern mit weniger Spielern pro Team ähnliche Prinzipien gelten. Allerdings darf die gezielte Erhöhung der relevanten Fußballaktionen nicht mit den größeren Feldern im Wettspiel der D-Junioren urplötzlich enden! Vielmehr muss sie Die geringen Einsatzzeiten von Jungprofis waren die Initialzündung für die Trainingsphilosophie Deutschland. Wir wollen vielen Trainern an der Basis ihre Angst nehmen: Gutes Training muss nicht kompliziert sein! Detailcoaching ist nicht erforderlich! Das wird erst viel später in der Spezialisierung ein Thema. Hanno Balitsch systematisch und permanent im Training aller Mannschaften bis zu den A-Junioren stattfinden. Ein Top-Training braucht dabei immer eine geeignete „Rezeptur“ an Trainingsformen: Mit den unterschiedlichen Spielformen in unserer Struktur („Gleichzahlspiele“, „Gleichzahlspiele mit Anspielern“, „Linie verteidigen/bespielen“ und „Über-/Unterzahlspiele“) pointieren wir die unterschiedlichen Fähigkeiten, ohne dabei die Ganzheitlichkeit des Trainings zu verlieren. Die kontinuierliche Umsetzung der Trainingsphilosophie Deutschland im Training gewährleistet, dass alle Fußball spielenden Kinder und Jugendlichen als Sportler groß werden. Damit erfüllen wir einen gesellschaftlichen Beitrag zur Kinder- und Jugendgesundheit und für die sportliche Entwicklung unserer Spieler. Foto: IMAGO/Beautiful Sports
ÜBUNG UND DAUER INHALT TRAININGSZIELE 15 Minuten Aktivierung Ballbeherrschung: Fokus Dribbling, Fintieren Fangspiele mit und ohne Ball Viele Aktionen → wenige Standzeiten Spielfähigkeit erarbeiten möglichst kleines Spieler-Ball-Verhältnis 30 Minuten Mehrmals 3-4 Minuten netto pro Spieler ca. 1-2 Minuten Pause Spielblock 1 1-vs-1- bis 4-vs-4-Varianten Videos Ganzheitliche Entwicklung der Spielerinnen und Spieler (körperlich/technisch/taktisch/persönlich/ sozial/emotional) 15 Minuten Zwischenblock Grund- und Positionstechnik: Dribbling, Passspiel, Ballmitnahmen, Torschuss, Flanken, Kopfball, Flugball Schnelligkeitsentwicklung mit/ohne Ball, Pendelstaffeln, maximale Sprints, Sprünge Viele relevante Fußballaktionen → wenige Standzeiten Spielfähigkeit erarbeiten möglichst kleines Spieler-Ball-Verhältnis 30 Minuten Mehrmals 3-4 Minuten netto pro Spieler ca. 1-2 Minuten Pause Spielblock 2 1-vs-1- bis 4-vs-4-Varianten Videos Ganzheitliche Entwicklung der Spieler und Spielerinnen (körperlich/technisch/taktisch/persönlich/ sozial/emotional) STRUKTUR DER BESTEN TRAININGSEINHEIT Mindestens 2-mal pro Woche ohne Spiel-Ersatztraining und in jeder Woche 15 30 15 30 DIE BESTE TRAININGSEINHEIT Wir wünschen uns, dass jedes Kind und jeder Jugendliche mindestens zweimal pro Woche nach der Struktur der „besten Trainingseinheit“ trainiert. Trainingsstruktur Die ersten 15 Minuten dienen der Aktivierung. In dieser Phase des Trainings wollen wir technische Elemente (Schwerpunkt „Dribbeln und Fintieren“) mit vielen Wiederholungen bei wenig Standzeiten trainieren. Auch Fangspiele mit und ohne Ball sind ein sehr guter Inhalt für die ersten 15 Minuten des Trainings. Danach gehen wir für 30 Minuten in den ersten Spielblock, in dem auf mehreren Feldern auf Tore gespielt wird. Darauf folgt der 15 Minuten dauernde Zwischenblock, in dem technische und athletische Inhalte pointiert und miteinander kombiniert werden. So müssen beispielsweise Torschüsse, Flanken, Flugbälle, Kopfbälle, aber auch maximale Sprints gesondert trainiert werden, um auf geeignete Wiederholungszahlen zu kommen. Dies ist im Zwischenblock in kompakter Form möglich. Zum Abschluss lassen wir im zweiten Spielblock erneut für 30 Minuten auf mehreren Feldern auf Tore spielen. Klare Botschaften zum Trainieren auf mehreren Feldern Je nach Altersklasse sind verschiedene organisatorische und inhaltliche Faktoren zu berücksichtigen. BEFRAGUNG VON 135 C-, B- UND A-JUGEND-TRAINERN DER LEISTUNGSZENTREN Möchtet ihr, dass alle Spielerinnen und Spieler in den drei Jahren, bevor sie zu euch kommen, in der Struktur und mit den Inhalten der Trainingsphilosophie Deutschland trainieren? Ja 135 0 Nein TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND EINFÜHRUNG 10
Bambini: Spielformen dürfen 2-gegen-2-Varianten nicht übersteigen. Das bedeutet, dass wir bei den Jüngsten besonders viele Felder benötigen. Hierfür wollen wir Eltern als Spielfeldbegleiter in das Training integrieren. Der beste Betreuungsschlüssel ist dabei bei einem Begleiter pro vier Kinder gegeben. F-Junioren: In dieser Altersklasse dürfen die Spielformen maximal auf 3 plus TW gegen 3 plus TW vergrößert werden. Zudem benötigen wir für jeweils sechs Spieler (ggf. plus zwei Torhüter) einen Spielfeldbegleiter. E-Junioren: In dieser Altersklasse darf die Größe der Spielformen ein 4 plus TW gegen 4 plus TW nicht übersteigen. D- bis A-Junioren: Auch in den höheren Altersklassen sollen auf jedem Niveau mindestens zwei Trainingseinheiten pro Woche gemäß der „Trainingsphilosophie Deutschland“ vom 1 gegen 1 bis zum 4 gegen 4 auf mehreren Spielfeldern durchgeführt werden. Die 4-plus-TW- gegen-4-plus-TW-Varianten können dabei zusätzlich um bis zu zwei Anspieler pro Team erweitert werden. Nur, wenn diese Prinzipien in allen Teams Berücksichtigung finden, können wir eine so hohe Nettospielzeit pro Spieler erreichen! Einteilung der Felder nach Entwicklungsstand und biologischem Alter Die besondere Bedeutung des Trainings auf mehreren Feldern von den Bambini bis zu den A-Junioren haben wir vorstehend bereits herausgestellt. Dabei entsteht jedoch die berechtigte Frage, wie diese Felder eingeteilt werden sollen. Wir empfehlen grundsätzlich eine Einteilung nach dem Entwicklungsstand der Spieler, da die Leistungsunterschiede bei Kindern und Jugendlichen im Basisfußball oftmals sehr groß sind. So kann jedes Kind auf seinem eigenen Niveau Fußball erleben und sich dadurch bestmöglich entwickeln. Darüber hinaus fördern wir auf diese Art und Weise die Spitze (Goldniveau), ohne Kinder, die noch nicht so weit sind (Bronzeniveau), auszuschließen. Spätestens mit Eintritt in die Pubertät kommt auch auf dem höchsten Niveau ein weiterer Faktor hinzu: Jugendliche entwickeln sich in dieser Phase sehr unterschiedlich. Dadurch kann das sogenannte „biologische Alter“ eines Spielers von seinem „kalendarischen“ um bis zu fünf Jahre abweichen. Es liegt auf der Hand, dass diese immensen Unterschiede hinsichtlich des Entwicklungsstandes ganz besonders auch im Sport zum Tragen kommen. Das Trainieren auf mehreren Feldern ermöglicht es, Frühentwickler nicht zu unter- und Spätentwickler nicht zu überfordern. Ab der C-Jugend kann darüber hinaus auch die Positionsspezifik in die Einteilung einfließen: Die Trainingsphilosophie Deutschland bietet in den unterschiedlichen Spielformaten vielfältige Möglichkeiten, auch die positionsspezifischen Merkmale und Inhalte strategisch zu entwickeln. 11 EINFÜHRUNG TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND Das Training ist für die Spielerinnen und Spieler! Um diese bestmöglich zu entwickeln, gilt es, viel in Spielformen zu trainieren. Nur so verbessern wir deren Spielfähigkeit, das Anwenden von Techniken unter Druck und die Entscheidungsfähigkeit. Dabei muss die Komplexität der Spielformen mit dem Alter wachsen, um das Fundament – die Spielfreude – kontinuierlich zu bedienen. Sabine Loderer Spielformen beinhalten alles, was Spielerinnen und Spieler brauchen! Diese Fähigkeiten begleiten sie durch ihr ganzes Fußballleben. Gutes Training muss nicht kompliziert sein! Hannes Wolf
TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND EINFÜHRUNG 12 ÜBERGREIFENDE KONZEPTE Egal, wie gut das Training ist: Von zwei Trainingseinheiten pro Woche und einem Spieltag wird kein Spieler und keine Spielerin richtig gut. Deshalb brauchen wir Konzepte, die eine organisations- und mannschaftsübergreifende Fußballförderung vorsehen. Im „Fußballland“ Deutschland gibt es Tausende Kinder, die am liebsten jeden Tag Fußball spielen möchten. Um dies zu ermöglichen, müssen wir solche Angebote bis mindestens zum Ende des D-Jugend-Alters schaffen: > ein tägliches Angebot für Fußball in der Schule > mannschaftsübergreifende Trainingskonzepte in den Vereinen (z. B: die motiviertesten und besten F-Junioren kommen auch zum Training der E-Junioren usw.) > Fußball und anderes Sportarten auch in der Freizeit (polysportive Ausbildung) > DFB-Stützpunkt-Training > Trainingsangebote von Fußballschulen und -camps > Angebote für Individualtraining (z. B. Hausaufgabenprogramme zum Jonglieren und Fintieren sowie für Sprünge und Sprints usw.) Fazit: Wichtig ist, dass an den unterschiedlichsten Orten bestmögliches Fußballtraining angeboten wird. Die Grundlage dafür bilden der „neue Kinderfußball“ und die Trainingsphilosophie Deutschland. UNTERSTÜTZUNG AUS GANZ „FUSSBALL- DEUTSCHLAND“ Das Kompetenzteam hat jede Facette der Trainingsphilosophie Deutschland intensiv besprochen. Darüber hinaus setzt es auch auf den Austausch und die Zusammenarbeit mit den Vereinen, den Landesverbänden, der Talentförderung und vor allem mit den Trainerinnen und Trainern aller Niveaustufen und Altersbereiche. Um die Trainingsphilosophie sozusagen als „gesellschaftliches Wissen“ in der Gemeinschaft zu verankern, suchen und brauchen wir die Unterstützung aller handelnden Personen im deutschen Fußball. Die Rückmeldungen aus allen Bereichen des Trainings sind überwältigend positiv. Die einhellige Meinung lautet, dass wir auf dem bestmöglichen Weg sind! Die gute Resonanz (siehe z. B. auch die Umfrage unter den C-, B- und A-JugendTrainern der Leistungszentren auf Seite 10) hilft uns sehr bei der Verbreitung der Trainingsphilosophie in ganz „FußballDeutschland“. Kleine Spielformen sind die Essenz für Torhüterinnen und Torhüter, weil sie dort extrem viele Wiederholungen im Strafraum und der Raumverteidigung haben sowie beim Mitspielen stark involviert sind. Darüber hinaus sind sie in der Kommunikation mit den Vorderleuten enorm gefragt und können nie abschalten. Andreas Kronenberg Die kleinen Spielformen der Trainingsphilosophie Deutschland ermöglichen in allen Alters- und Leistungsklassen zahlreiche leidenschaftliche Duelle im direkten 1 gegen 1. Der neue Bereich “Mein.Fußball“ auf FUSSBALL.DE wird die neue Informationsplattform der Trainingsphilosophie Deutschland mit allen aktuellen Inhalten und Entwicklungen im Detail. Nachdem die Neuausrichtung des Internetauftritts abgeschlossen ist, finden sich hier alle Informationen geballt an einem Ort: Von Informationen zu konkreten Umsetzungsmöglichkeiten, Anwendungsbeispielen aus den Vereinen, wichtigen Tipps zur Akquise von Spielfeldbegleitern oder zur Anschaffung des erforderlichen Materials bis hin zu allen Spielformen im Überblick, fertigen Trainingseinheiten inklusive Aktivierung/Erwärmung und Prinzipien für die Zwischenteile sowie vielem mehr! Alle Inhalte werden zudem von Hannes Wolf und dem gesamten Kompetenzteam intensiv begleitet. So bringen auch Sie die Trainingsphilosophie Deutschland in Ihren Verein und bereiten Ihren Spielerinnen und Spielern ein hochdosiertes Fußballerlebnis für lebenslangen Spaß am Fußball! DIE AKTUELLSTEN NEWS UND PRAXISINHALTE ZUR TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND GIBT ES BEI MEIN.FUSSBALL AUF FUSSBALL.DE! Foto: DFB/Thomas Boecker
13 EINFÜHRUNG TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND DIE VIDEOS DER „TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND“ IM SCHNELLZUGRIFF Über die folgenden QR-Codes gelangen Sie zu den Videos „Vom Wohnzimmer auf den Trainingsplatz“ mit Hannes Wolf und Hermann Gerland sowie „Vom Trainerzimmer auf den Trainingsplatz“ mit Hannes Wolf und Peter Hermann. Im dritten bis sechsten Teil „Von der Umkleidekabine auf den Trainingsplatz“ spricht Hannes Wolf mit Sandro Wagner, Lars Bender, Sven Bender und Hanno Balitsch. Trainingsphilosophie Deutschland - Teil 1 MIT HANNES WOLF, SANDRO WAGNER, ANTONIO DI SALVO UND SVEN BENDER Trainingsphilosophie Deutschland - Teil 2 MIT HANNES WOLF, SANDRO WAGNER, ANTONIO DI SALVO UND SVEN BENDER Teil 6: Von der Umkleidekabine auf den Trainingsplatz (4) MIT HANNES WOLF UND HANNO BALITSCH Teil 5: Von der Umkleidekabine auf den Trainingsplatz (3) MIT HANNES WOLF UND SVEN BENDER Teil 3: Von der Umkleidekabine auf den Trainingsplatz (1) MIT HANNES WOLF UND SANDRO WAGNER Teil 4: Von der Umkleidekabine auf den Trainingsplatz (2) MIT HANNES WOLF UND LARS BENDER Teil 1: Vom Wohnzimmer auf den Trainingsplatz MIT HANNES WOLF UND HERMANN GERLAND Teil 2: Vom Trainerzimmer auf den Trainingsplatz MIT HANNES WOLF UND PETER HERMANN DIE TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND BEIM „SKY MATCHPLAN SPEZIAL“ In den beiden unten aufgeführten Folgen vom „Sky Matchplan Spezial“ sprechen Hannes Wolf und Teile seines Kompetenzteams mit Moderator Jan Henkel. Hier wird über Training im Allgemeinen, aber auch über relevante Spielformen aus der „Trainingsphilosophie Deutschland“ diskutiert. So erhalten Sie konkrete Tipps zur Umsetzung auf dem Platz. TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND Entwicklung individueller Qualität TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND
TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND SPIELFORMEN 14 SPIELFORMEN DER TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND GLEICHZAHLSPIELE Gleichzahlspiele pointieren frontale 1-gegen-1-Situationen und beinhalten dabei trotzdem den Kontext des gemeinsamen Angreifens sowie des gemeinsamen Verteidigens. S. 16 GLEICHZAHLSPIELE MIT ANSPIELERN Gleichzahlspiele mit Anspielern verändern den Spielrhythmus: Durch die „lebendige Bande“ gelangt der Ball viel seltener ins Aus. Außerdem akzentuieren diese Spielformen ein weiträumiges Passspiel und erhöhen die Anzahl von Kopf- und Körperbewegungen aller beteiligten Spieler um ein Vielfaches. S. 30
15 SPIELFORMEN TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND EINE LINIE VERTEIDIGEN/BESPIELEN Spielformen aus dem Bereich „Eine Linie verteidigen/bespielen“ akzentuieren das Spiel gegen eine organisierte Abwehr bzw. das gemeinsame Verteidigen im Raum. Zudem pointieren sie positionsbezogene frontale und diagonale 1-gegen-1-Duelle. S. 38 Foto: Getty Images/Stringer ÜBER-/UNTERZAHLSPIELE Über-/Unterzahlspiele akzentuieren das Passspiel. Darüber hinaus können sich die Verteidiger nicht nur auf einen Gegenspieler konzentrieren, sondern müssen den jeweils gefährlicheren Spieler decken. S. 46
TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND SPIELFORMEN 16 GLEICHZAHLSPIELE Gemeinsames Angreifen und Verteidigen mit vielen 1-gegen-1-Duellen
17 SPIELFORMEN TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND DER SCHLÜSSEL ZUR ENTWICKLUNG: AUF MEHREREN FELDERN TRAINIEREN! Unsere Identität in der Trainingsphilosophie Deutschland lautet: In jeder Minute des Trainings entwickeln wir die individuelle Qualität unserer Spielerinnen und Spieler. Der Kern einer jeden Trainingswoche sind kleine Spielformen auf mehreren Feldern, damit alle eine hohe Nettospielzeit erreichen und in den Spielformen Freude, Intensität und Wiederholung erleben. Wir berücksichtigen dabei die Unterschiedlichkeit von individueller Qualität auf den verschiedenen Positionen sowie bei unterschiedlichen Spielerpersönlichkeiten. Wir bieten für die Spielformen ein breites Repertoire von Varianten an, die unterschiedliche Fähigkeiten pointieren und so eine optimale Ausbildung ermöglichen. KOMMENTAR von Hannes Wolf „KLEIN“ TRAINIEREN – OFFENSIVSPIELER FÖRDERN „In großen Spielformen haben insbesondere die Stürmer und Flügelspieler seltener den Ball. Im 11-gegen-11-Wettspiel haben die Innenverteidiger signifikant mehr Ballkontakte als der Stürmer. Das bedeutet, dass die Offensivspieler darunter leiden, wenn „groß“ trainiert wird.“ KOMMENTAR von Hermann Gerland ALLE RELEVANTEN AKTIONEN „Kleine Spielformen machen den Spielern immer richtig Spaß. Sie enthalten das A und O des Fußballs. Sie haben positionsunabhängig permanent den Ball, führen viele Zweikämpfe und kommen zu Torabschlüssen. Verteidiger schießen Tore, Angreifer müssen verteidigen. Keiner kann sich verstecken. Der Ehrgeiz ist groß, weil man jeden Durchgang gewinnen will.“ KOMMENTAR von Antonio di Salvo ÜBUNG MACHT DEN MEISTER „Je häufiger man das Trainieren auf mehreren Feldern durchführt, desto mehr gewöhnt sich der Trainer daran. Eine Lösung ist simpel und auf der Hand liegend: Der Coach stellt sich zwischen zwei Felder und hat beides im Blick, oder er konzentriert sich auf ein Feld und lässt die anderen frei spielen.“ Freude, Intensität und Wiederholung für jeden Spieler und jede Spielerin und auf jeder Position in jeder Minute des Trainings! Foto: regios24/Darius Simka
TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND SPIELFORMEN 18 KOMMENTAR von Sandro Wagner VERSTECKEN VERBOTEN „Wir haben immer in kleinen Spielformen trainiert, von klein auf. Gerade als Offensivspieler ist man immer gezwungen, in Duelle zu gehen und kreative Lösungen zu finden. Das sind Themen, die einen im Profibereich extrem beschäftigen und teilweise an das Limit bringen. Als kleiner Junge war mir das nicht bewusst, aber wenn ich es heute aus Trainersicht reflektiere, ist vieles, was mich als Spieler ausgezeichnet hat, auf diese kleinen Spielformen zurückzuführen. Wir geben diesem Thema aktuell viel zu wenig Raum. Das ist erschreckend und tut mir geradezu weh. Ich war als Profispieler sehr weit weg von der Basis. Durch die Trainertätigkeit habe ich wieder Einblicke erhalten und erschreckende Defizite festgestellt.“ KOMMENTAR von Lars Bender DIE HALLENSAISON ALS ENTWICKLUNGSCHANCE „Wenn ich auf mein erstes Jahr beim DFB zurückblicke, haben die Spieler nach der Hallensaison den größten Schritt gemacht. Und dort wird eben 4 gegen 4 gespielt. Der Ball ist kaum im Aus. Das Spiel ist schnell und alle haben viele Aktionen. Keiner kann sich rausnehmen. Deswegen halte ich die Integration von kleinen Spielformen ins Training für unabdingbar. Hinzu kommt, dass man nie genug spielen kann. Das gibt es nicht. Spieler üben im Spiel, ohne es überhaupt richtig zu merken.“ In kleinen Spielformen das Hauptaugenmerk des Coachings vor allem auf Motivation und Umschaltaktionen richten! DER GLOBALE SPIELER In unseren Spielformen werden die Verhaltensweisen hochdosiert erlebt, die Spieler unabhängig von ihrer Position perfektionieren sollen: Ballsicherheit unter Druck, technische Perfektion, Zweikampfverhalten offensiv und defensiv, sofortiges Umschalten in beide Richtungen und intuitives Spielverständnis mit einer hohen Entscheidungsqualität in allen Spielphasen. Mit diesen Kernelementen von Training sollen die Kinder und Jugendlichen in Deutschland aufwachsen. Bei konsequentem Spielen auf mehreren Feldern braucht es dafür ungefähr zwei Stunden der Trainingswoche. Die zusätzliche Trainingszeit kann wunderbar mit vielen weiteren Elementen des Fußballtrainings gefüllt werden. Aber auch dabei sollte stets die Entwicklung des Einzelnen im Mittelpunkt stehen und den Ausgangspunkt der Trainingsplanung bilden. GLEICHZAHLSPIELE Gleichzahlspiele können auf zwei Tore, auf ein Tor oder im Funino-Feld sowie in Hybridfeldern umgesetzt werden. Unterschiedliche Provokationsregeln wie zum Beispiel die Shotclock, verschiedene Rückpassregeln und die Veränderung der Feldgrößen und -formen lassen den Trainern Raum, vielfältig und facettenreich zu trainieren – ohne den Kern von gutem Training aus den Augen zu verlieren. Gleichzahlspiele pointieren direkte Duelle, insbesondere das Dribbling und dessen Verteidigung. Trotzdem steht neben den individuellen Verhaltensweisen immer auch der Kontext des gemeinsamen Angreifens und Verteidigens im Vordergrund. KOMMENTAR von Hannes Wolf PURE GLEICHZAHL „Funino ist ein pures Gleichzahlspiel, weil ohne Torhüter gespielt wird, wodurch die Anwendung des Dribblings in den Vordergrund rückt. Das Feld sollte so groß sein, dass die Spieler sich nicht mit dem Bälleholen verheizen.“ Foto: Conny Kurth
19 SPIELFORMEN TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND 4 GEGEN 4 ORGANISATION Ein 25 x 25 Meter großes Feld mit > 2 Toren und Torhütern markieren. 2 Teams à 4 Spieler bilden. > ABLAUF Geht der Ball ins Aus oder wird ein Treffer erzielt, > so eröffnet der jeweilige Torhüter. VARIATIONEN Nur Quer- oder Vorwärtspässe erlauben. > Pro Ballbesitzphase ist nur ein Rückpass zum > Torhüter erlaubt. Mit „Shotclock“ spielen: Der Angriff muss in > 8 (10) Sekunden abgeschlossen werden. KOMMENTAR von Hermann Gerland FÜR JEDES NIVEAU GEEIGNET „Diese Form ist nicht nur für Kinder und Jugendliche ideal. Profis wie Robben, Ribéry oder Gnabry hatten dabei viel Spaß. Wer im Training nicht dribbelt, wird darin nicht besser. Übung macht den Meister! Die Grundlagen werden in solchen Spielformen gelegt. Der Ball muss den Spielern gehorchen und je öfter sie ihn haben, desto wahrscheinlicher wird es. Bei der Belastung muss man sich vor allem bei Kindern weniger Gedanken machen. Sie spüren Ermüdung doch kaum.“ KOMMENTAR von Sandro Wagner KLEINE ANPASSUNGEN MIT WIRKUNG „Diese Spielform wirkt einfach, man kann jedoch durch kleine Änderungen viele Variationen entwickeln. Nehmen wir die Regel, dass nur nach vorne gepasst werden darf: Es gibt Spielstände, bei denen das Hinten-herum-Spielen nicht gefragt ist. Diese Provokation führt genau dazu und kann im Wettkampf helfen, wenn es zuvor im Training vermittelt wurde.“ KOMMENTAR von Antonio di Salvo ZIELGERICHTETES SPIEL „Durch die Regel, nur nach vorne passen zu dürfen, entstehen viele direkte Duelle mit dem Rücken zum Tor, die dennoch zielgerichtet gelöst werden müssen.“ Foto: Getty Images/Reinaldo Coddou H. Foto: Conny Kurth
TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND SPIELFORMEN 20 1 GEGEN 1 BIS 4 GEGEN 4 ORGANISATION Einen doppelten Strafraum mit 1 Tor und > Torhüter sowie 2 Minitoren markieren. 2 Teams à 4 Spieler bilden und jeweils von 1 bis > 4 durchnummerieren. Der Trainer steht mit Bällen an der Seitenlinie. > ABLAUF Der Verteidiger eröffnet mit einem Flugball zum > Angreifer. freies Spiel 1 gegen 1 > Der Trainer spielt nach jeweils 30 Sekunden > einen neuen Ball zum 2 gegen 2, 3 gegen 3 und 4 gegen 4 ein. Fällt innerhalb der Spielzeit ein Treffer oder geht > der Ball ins Aus, eröffnet der Torhüter für Blau oder der Trainer spielt für Rot ein. Nach Beendigung eines Durchgangs beginnen > dann die Spieler 2 (3, 4) usw. Nach einiger Zeit die Seiten tauschen. > VARIATIONEN Die Spielzeit erhöhen/verringern. > Treffer müssen aus der gegnerischen Hälfte > erzielt werden. Mit Abseits spielen. > HINWEIS Aufgrund der Nettospielzeit pro Spieler darauf > achten, dass die Belastungen gleich verteilt werden und die „Startspieler“ mit jedem Durchgang rotieren. KOMMENTAR von Hannes Wolf ALLES DRIN „Diese Form macht Spaß, weil einfach alles drin ist: Man muss dribbeln und sich durchsetzen. Zu beachten ist, dass jeder mal beginnt, damit die Spieler auf ihre Nettospielzeit kommen.“ KOMMENTAR von Peter Hermann VIELFÄLTIGE ANFORDERUNGEN „Eine tolle Trainingsform, die einem Fußballer alles abverlangt: Angreifen, Verteidigen, schnelles Umschalten. Da ist Intensität drin, weil jeder mal von Anfang bis Ende durchspielt.“ Foto: Conny Kurth Foto: Getty Images/Reinaldo Coddou H.
21 SPIELFORMEN TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND VOM 2 GEGEN 2 ZUM 4 GEGEN 4 ORGANISATION Ein 25 x 25 Meter großes Feld mit 2 Toren und > Torhütern markieren. 2 Teams à 4 Spieler und innerhalb dieser Paare > bilden. ABLAUF 2 gegen 2 für 15 (20) Sekunden > Anschließend für die gleiche Dauer im 4 gegen 4 > weiterspielen. Nach Beendigung eines Durchgangs beginnen > die anderen Paare. HINWEIS Aufgrund der Nettospielzeit pro Spieler darauf > achten, dass die Belastungen gleich verteilt werden und die „Startspieler“ mit jedem Durchgang rotieren. KOMMENTAR Lars Bender PERMANENT IN ALLEN PHASEN GEFORDERT „Das Beste ist der ständige Wechsel von Angriff auf Abwehr. Von einem Moment auf den anderen werde ich vom Stürmer zum ersten Verteidiger und muss z. B. den Fuß vor den Ballbesitzer bekommen, weil er sonst freie Schussbahn hat. Die Anforderungen an die Handlungsschnelligkeit, Aufmerksamkeit und Konzentration sind sehr hoch. Offensiv geht es um das 1 gegen 1, aber ebenso um das gemeinsame Angriffsspiel. Defensiv bin ich im 1 gegen 1 gefordert, muss mich aber auch im Zusammenspiel mit dem Partner taktisch clever verhalten. Da geht es dann um Themen wie das Herausstechen und Absichern. Was die Belastungszeit betrifft, muss das Ziel sein, sie im Laufe der Zeit zu steigern.“ Fotos: regios24/Darius Simka
TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND SPIELFORMEN 22 2 GEGEN 2 IN 8 SEKUNDEN ORGANISATION Ein 25 x 20 Meter großes Feld mit > 2 Toren und Torhüter markieren. 2 Teams à 6 Spieler bilden und neben die Tore > verteilen. Der Trainer steht mit Bällen an der Seitenlinie. > ABLAUF Der Trainer eröffnet mit einem Zuspiel zu einem > Angreifer. 2 gegen 2 über 8 Sekunden > Ein Treffer oder die Spielzeit beenden den > Durchgang. Geht der Ball ins Aus, so spielt der Trainer inner- > halb der 8 Sekunden schnellstmöglich wieder ein. HINWEIS Die Zeit nicht mit der Uhr stoppen, sondern die > Sekunden mit dem Einspielen laut runterzählen. KOMMENTAR von Hermann Gerland ZIELSTREBIG ZUM TOR „Eine überragende Spielform, bei der man in viele Zweikämpfe verwickelt wird. Sie gehört jede Woche ins Training, weil sie einfach ist, aber Qualität bringt. Die Intensität und Aktionsdichte sind hoch. Der Spieler weiß, dass er Zeitdruck hat, und kann nicht auf den Ball treten und zurückspielen. Und genau das wird auch im Spiel verlangt – zielgerichtet zum Tor spielen. Im Gegensatz zum 1 gegen 1 hat man die Möglichkeit, seinen Mitspieler einzusetzen, wenn er besser postiert ist. Auch die Torhüter stehen permanent unter Druck, weil zu jeder Zeit ein Schuss auf ihr Tor möglich ist. Bei Kindern kann man es auch etwas länger über 10 (12) Sekunden spielen.“ KOMMENTAR von Antonio di Salvo OFFENSIV DENKEN „Durch die 8-Sekunden-Regel müssen die Angreifer sofort nach vorn und gegebenenfalls ins gegnerüberwindende Dribbling. Es wird die Kompetenz gefördert, nach vorne zu denken. Hier ist alles drin, was Flügelspieler und Außenverteidiger in der Offensive und Defensive benötigen – nicht nur im individualtaktischen, sondern auch im gruppentaktischen Verhalten zu zweit. Die Intensität ist hoch, auch weil nach einem Treffer oder Ausball sofort die nächsten Teams loslegen. Die Zeit wird nicht mit der Uhr gestoppt, sondern mit dem Einspielen vom Trainer laut runtergezählt. Das macht richtig Spaß.“ Foto: Conny Kurth
23 SPIELFORMEN TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND FUNINO IM 3 GEGEN 3 ORGANISATION Ein 20 x 18 Meter großes Feld mit zwei 5 Meter > tiefen Abschlusszonen und je 2 Minitoren auf den Grundlinien markieren. Zwischen den Toren ein Balldepot errichten. > Der Trainer steht mit Bällen neben dem Feld. > 2 Teams à 3 Spieler bilden. > ABLAUF Geht der Ball ins Aus, so spielt der Trainer ein, > ansonsten bedienen sich die Spieler eigenständig aus dem jeweiligen Balldepot. Treffer zählen nur innerhalb der Abschlusszonen. > VARIATIONEN Ohne Abschlusszonen spielen. > Mit Abseits spielen. > Eine Mittellinie markieren: Treffer zählen nur in > der gegnerischen Hälfte. KOMMENTAR von Sandro Wagner ACTION UND WETTBEWERB „In dieser Spielform ist permanent Action, zumal der Trainer nach einem Ausball oder Treffer sofort wieder einen Ball einspielt. Zudem liegen Bälle zwischen den Toren bereit. Nach kürzester Zeit erkennt man, dass alles enthalten ist: 1 gegen 1 offensiv und defensiv, Abschlüsse, schnelles Umschalten, Pressing und Gegenpressing. Das sind äußerst wichtige Elemente in einem einfach organisierten 3 gegen 3. Und es geht auch immer um Gewinnen und Verlieren. Dafür braucht es nicht immer einen Pokal. Dieses Feld mehrmals aufbauen und im Champions-League-Modus spielen und es ist „Feuer“ garantiert. Das haben wir selbst im Profibereich gemacht.“ KOMMENTAR von Hanno Balitsch COACHING EINFACH HALTEN „Es gibt zwei Dinge, die es zu beachten gilt und für die keine fußballerische Vorerfahrung notwendig ist – deswegen kann man beim Training auch Eltern mit einbeziehen. Erstens sollten der Spielfluss und damit die Intensität gewährleistet sein, indem immer wieder sofort ein neuer Ball ins Spiel kommt. Zweitens hilft es, das Spiel stimmlich zu begleiten – und dabei dürfen wir unbedingt positiv sein und für Emotionalität sorgen. Wir müssen vielen Trainern an der Basis die Angst nehmen, dass das Training kompliziert sein müsste. Detailcoaching ist nicht erforderlich. Das kommt später in der Spezialisierung.“ Foto: regios24/Darius Simka
TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND SPIELFORMEN 24 3 GEGEN 3 MIT DREHENDEM ANGRIFFSRECHT ORGANISATION Ein 20 x 20 Meter großes Feld mit 1 Tor mit > Torhüter und 2 Minitoren markieren. 2 Teams à 3 Spieler bilden. > Der Trainer steht mit einem Balldepot neben > dem Feld. ABLAUF Nach einem Treffer auf die Minitore erhält das > erfolgreiche Team das Angriffsrecht auf das Tor mit Torhüter. Gelingt es den Verteidigern, den Ball zu erobern, > so kontern sie auf die Minitore, um ihrerseits das Angriffsrecht auf das Großtor zu erhalten usw. KOMMENTAR von Hannes Wolf 3-X-3-BASKETBALL „Bei Olympia 2024 begeisterten die 3-x-3-Basketballerinnen nicht nur wegen ihrer Goldmedaille. Die Spiele wurden von vielen Menschen verfolgt, weil sie schnell und intensiv waren. 3 vs 3 mit wechselndem Angriffsrecht und Shotclock (12 Sekunden) ist geprägt von direkten Duellen und zielstrebigen Aktionen. Das wünschen wir uns auch im Fußballtraining: Kleine Spielformen auf ein Tor und mit einer Shotclock sollten strategischer Teil des Fußballtrainings über alle Altersklassen sein!“ Foto: Conny Kurth Foto: Getty Images/Francois-Xavier Marit
25 SPIELFORMEN TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND 4 GEGEN 4 MIT DREHENDEM ANGRIFFSRECHT ORGANISATION Ein 20 x 20 Meter großes Feld mit einer 5 Meter > tiefen „Eröffnungszone“ (gelb) sowie 1 Tor mit Torhüter markieren. 2 Teams à 4 Spieler bilden. > Der Trainer steht mit einem Balldepot neben > dem Feld. ABLAUF Nach einem Dribbling in die Eröffnungszone > erhält das jeweilige Team das Angriffsrecht auf das Tor mit Torhüter. Gelingt es den Verteidigern, den Ball zu erobern, > so versuchen sie, in die Eröffnungszone zu kontern, um so ihrerseits das Angriffsrecht auf das Großtor zu erhalten. KOMMENTAR von Peter Hermann KICKEN WIE FRÜHER „So haben wir früher auf dem Bolzplatz gespielt. Die Spieler lernen das schnelle Umschalten. Die Regeln können auch verändert werden, sodass z. B. ohne Zone sofort auf das Tor angegriffen werden darf.“ KOMMENTAR von Hannes Wolf FÜR ALLE BEDINGUNGEN GEEIGNET „Diese Form lässt sich auf ganz kleinem Raum umsetzen, sodass sie selbst auf einem Viertelfeld zwei Mal aufgebaut werden kann. Selbst ohne Torhüter und auf Minitore lässt sie sich organisieren.“ Foto: DFB/Thomas Boecker
TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND SPIELFORMEN 26 3 GEGEN 3 MIT DREHENDEM ANGRIFFSRECHT MIT ANSPIELER ORGANISATION Ein 25 x 25 Meter großes Feld mit einer > Abseitslinie 15 Meter vor dem Tor mit Torhüter markieren. 2 Teams à 3 Spieler bilden und 1 Anspieler > (hier: Gelb) an der Grundlinie postieren. ABLAUF Nach einem Zuspiel zum Anspieler erhält das > jeweilige Team das Angriffsrecht auf das Tor mit Torhüter. Dabei in Richtung Tor mit Abseits spielen. > Gelingt es den Verteidigern, den Ball zu erobern, > so kontern sie zur anderen Seite und versuchen ebenfalls, zum Anspieler zu passen, um ihrerseits das Angriffsrecht auf das Großtor zu erhalten. VARIATIONEN 6 Spieler: Anstelle des Anspielers mit Dribbellinie > spielen. Ohne Abseits spielen. > KOMMENTAR von Lars Bender PROBLEMLÖSER-TRAININGSFORM „Mit dieser Spielform wird für viele Jugendtrainer ein Problem gelöst, denn häufig hat man nur einen Torhüter zur Verfügung und keine Minitore. So wird trotz nicht optimaler Voraussetzungen intensiv gespielt. Sie enthält viel Bewegung und Action, aber auch den Umschaltmoment beim Wechsel des Angriffsrechts. Zudem schult sie den Spielaufbau gegen ein hohes Pressing, wenn in Richtung Anspieler angegriffen wird, und das Spiel im letzten Drittel, wenn es in Richtung Tor geht. Und all das geschieht weitgehend intuitiv ohne Coaching. Der Feldaufbau mit der Abseitslinie ermöglicht das Spiel in die Tiefe mit und ohne Ball. Die Variationsmöglichkeiten sind vielfältig, sodass diese Form mit kleinen Veränderungen nie langweilig wird.“ Foto: Conny Kurth
27 SPIELFORMEN TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND 3 GEGEN 3 MIT DREHENDEM ANGRIFFSRECHT MIT ANSPIELER ORGANISATION Zwei 22 x 25 Meter große Felder mit je 1 Tor mit Torhüter markieren. > Je 2 Teams à 3 Spieler bilden und je 1 Anspieler (hier: Gelb) an der > Grundlinie postieren. Ausreichend Bälle in den Toren bereitlegen. > ABLAUF jeweils 3 gegen 3 im Feld > Nach einem Zuspiel zum Anspieler erhält das jeweilige Team das > Angriffsrecht auf das Tor mit Torhüter. Dabei in Richtung Tor mit Abseits spielen. > Gelingt es den Verteidigern, den Ball zu erobern, so kontern sie zur > anderen Seite und versuchen ebenfalls, zum Anspieler zu passen, um ihrerseits das Angriffsrecht auf das Großtor zu erhalten. EXEMPLARISCHES NUTZEN VON 2 FELDERN BEI 14 FELDSPIELERN UND 2 TORHÜTERN KOMMENTAR von Hannes Wolf LÖSUNGEN STATT AUSREDEN „Diese Spielform ist ein gutes Beispiel, um das Prinzip der Trainingsphilosophie Deutschland zu verdeutlichen: Bei 14 Spielern und 2 Torhütern würden viele Trainer im 7 gegen 7 auf zwei Tore spielen. Um jedoch die Aktionsdichte zu erhöhen und in kleinen Spielformen zu trainieren, ergibt es Sinn, das 3 gegen 3 auf ein Tor mit wechselndem Angriffsrecht mit Anspieler doppelt aufzubauen. Das lässt sich sogar problemlos auf einem Viertel des Platzes organisieren. Mit dem kleinen Unterschied, dass das Feld etwas kürzer ist, damit die Anspieler ausreichend Platz haben – und das mit einem sehr geringen Materialaufwand. Stellt der Trainer sich zwischen deren Grundlinien, hat er beide Felder bestens im Blick. Diese Form bietet also nicht nur bei ungeraden Spielerzahlen und einem Torhüter Vorteile. Denken wir es noch größer, z. B. bei einer B- oder A-Jugend, wo es ein realistisches Szenario ist, mit 21 Spielern und 3 Torhütern zu trainieren, bauen wir dieses Feld dreimal auf und haben somit eine pragmatische Lösung, die Nettospielzeiten pro Spieler zu erhöhen. Denn große Kader in diesen Altersklassen sind Normalität. Das unterstreicht, wie wichtig es ist, in mehreren Feldern zu trainieren.“ Foto: Getty Images/Stringer
TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND SPIELFORMEN 28 FUNINO IM 2 GEGEN 2 MIT ANSPIELER UND DREHENDEM ANGRIFFSRECHT ORGANISATION Ein 25 x 18 Meter großes Feld mit Mittellinie und > 2 Minitoren auf einer Grundlinie markieren. 2 Teams à 2 Spieler bilden und 1 Anspieler > (hier: Gelb) an der anderen Grundlinie postieren. Bälle zwischen den Toren bereitlegen. > ABLAUF Nach einem Zuspiel zum Anspieler erhält das > jeweilige Team das Angriffsrecht auf die Minitore. Dabei in Richtung Minitore mit Abseits spielen. > Gelingt es den Verteidigern, den Ball zu erobern, > so kontern sie zur anderen Seite und versuchen ebenfalls, zum Anspieler zu passen, um ihrerseits das Angriffsrecht auf die Minitore zu erhalten. VARIATIONEN Anstelle des Anspielers mit Dribbellinie spielen > (siehe Abbildung unten). Ohne Abseits spielen. > KOMMENTAR von Hannes Wolf FLEXIBILITÄT FÜR JEDE SITUATION „Diese Spielform löst viele Probleme und bietet Flexibilität für alle erdenklichen Voraussetzungen, wenn man keine vier Minitore hat. Sie kann mit einem kleinen Kniff – der Dribbellinie – an gerade und ungerade Spielerzahlen angepasst werden.“ Fotos: regios24/Darius Simka
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQwODM=