DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE SPIELBETRIEB 16 BIOLOGISCHES ALTER Kinder eines Jahrgangs entwickeln sich unterschiedlich schnell – und treten dennoch in derselben Altersklasse gegen- einander an. Während größere und schwerere Spieler*innen ihre körperlichen Vorteile auf dem Platz ausspielen können, bleiben Spätentwickler*innen und spät im Jahr geborene Spieler*innen häufig auf der Strecke. Reduzierte Förderungs- und Entwicklungschancen, die teilweise sogar in einem Dropout münden, sind die Folge. „Playing Down“ ist ein Projekt, das dieser Benachteiligung entgegenwirkt, indem es das biologische Alter der Spieler*innen in den Blick nimmt. ENTWICKLUNGSUNTERSCHIEDE ALS HERAUS- FORDERUNG FÜR DIE TALENTFÖRDERUNG Kinder des gleichen chronologischen Alters unterscheiden sich in ihrem biologischen Alter zum Teil erheblich voneinander. Daher kann es vorkommen, dass spätentwickelte Kinder gemeinsam mit normal- und frühentwickelten Mitspieler*innen in derselben Altersklasse spielen. Darüber hinaus weist ein im Januar geborenes Kind gegenüber einem im Dezember geborenen Kind häufig einen deutlichen Reife- und Leistungsvorsprung auf. Relativ ältere Kinder haben daher häufig körperliche und entwicklungsbedingte Vorteile, erhalten mehr Einsatzzeit und sind folglich in Talentauswahlmannschaften überrepräsentiert („Relative Age Effect“). Da sich die Mannschaftseinteilung im Nachwuchsfußball nach dem Jahrgang richtet, sind biologisch jüngere und spät im Jahr geborene Spieler*innen doppelt benachteiligt: Kleinere und leichtere Kinder treffen im Training und im Wettkampf auf körperlich überlegene Gegner*innen und können sich meist weniger gut in Zweikämpfen oder Laufduellen durchsetzen. Das kann sie frustrieren und sogar dazu führen, dass diese Kinder irgendwann mit dem Fußballspielen aufhören. „PLAYING DOWN“-PILOTPROJEKT GIBT LÖSUNGSANSÄTZE Um diese Chancenungleichheiten aufzufangen und die Fähigkeiten und Potenziale der Spieler*innen gerechter zu bewerten, findet das biologische Alter eine zunehmende Berücksichtigung in der Talentförderung. Das Institut für Sportwissenschaft der Universität Tübingen unter Prof. Dr. Oliver Höner begleitet seit vielen Jahren die DFB-Talentförderung wissenschaftlich. Im Rahmen dieser Kooperation führte der DFB gemeinsam mit Markus Hirte, dem sportlichen Leiter der Talentförderung, in der Saison Das chronologische Alter misst die Zeitspanne, die seit der Geburt des*der Spieler*in vergangen ist. Das biologische Alter beschreibt den körperlichen Entwicklungsstand des*der Spieler*in. Bestimmung des biologischen Alters Die Erfassung des biologischen Alters ist weniger aufwendig, als man vermuten mag: Die Mirwald-Methode, die auch im Pilotprojekt eingesetzt wurde, stellt eine etablierte und kostengünstige Alternative zu aufwändigen Verfahren wie z. B. Röntgenuntersuchungen der Handknochen dar. Anhand der Messung von Gewicht, Körpergröße und Sitzhöhe erfolgt dabei die Schätzung des biologischen Alters.
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