DFB-Jugendstrategie | "Kicken mit Spielfreude, wachsen im Team!"

KICKEN MIT SPIELFREUDE, WACHSEN IM TEAM! IDEEN ZUR ENTWICKLUNG DES JUGENDFUSSBALL-ANGEBOTS DER ZUKUNFT

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE VORWORT 2

Die vorliegende Broschüre zur Jugendfußball-Strategie ist das Ergebnis eines intensiven, partizipativen Prozesses, in dem Vertreter*innen aus Landesverbänden, Kreisen, Vereinen, gemeinsam mit Expert*innen aus dem Spitzenfußball, an einer zukunftsfähigen Ausrichtung des Jugendfußballs gearbeitet haben. Ziel war es, praxisnahe Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu entwickeln – von der zeitgemäßen und entwicklungsgerechten Organisation des Spielbetriebs bis hin zu alternativen Fußballangeboten, die das Portfolio der Vereine erweitern. Der vorliegende Maßnahmenkatalog orientiert sich an den gemeinsam in Dialogen mit der Zielgruppe erarbeiteten Handlungsfeldern, die im Jugendfußball-Kongress verdichtet und unter das Dach einer gemeinsamen Identität gestellt wurden. Er bietet sowohl strategische Leitlinien als auch konkrete Umsetzungsideen für die Praxis, die nun als Grundlage zur Durchführung von Pilotprojekten herangezogen werden können. „Die Jugendfußball-Strategie ist ein starkes Zeichen für die Zusammenarbeit in der Fußballentwicklung. Sie zeigt, was möglich ist, wenn alle Ebenen ihre Expertise einbringen und an einem Strang ziehen.“ HERMANN WINKLER DFB-Vizepräsident Jugendfußball „Jetzt ist die Zeit, gemeinsam anzupacken. Die vorliegende Strategie bietet uns allen eine hervorragende Grundlage, um den Jugendfußball in Deutschland nachhaltig zu weiterzuentwickeln.“ HOLGER BELLINGHOFF Vorsitzender des DFB-Jugendausschusses DEN JUGENDFUSSBALL IN DIE ZUKUNFT FÜHREN!

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE – ARBEITSPAPIER SPIELBETRIEB 4 BEI UNS GIBT’S JETZT KLEINERE TORE UND GRÖSSERE CHANCEN. Fußballzeit ist die beste Zeit. Erlebe den neuen Kinderfußball. Mehr auf: dfb.de/kinder

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE EINLEITUNG 5 INHALT 01 . DIE „TOOLBOX“ FÜR DEN JUGENDFUSSBALL Einleitung: Vision und zentrale Fragestellungen 06 Philosophie des DFB-Kompetenzteams: Der Spieltag der Zukunft 10 02 . SPIELBETRIEB Altersklassen 15 Biologisches Alter 16 Art des Wettbewerbs 18 Wettbewerbsformate 19 Mindestspielzeit pro Spieler*in 20 Vereinswechsel 21 Ligeneinteilung –Leistungsniveau 22 Ligeneinteilung – Fahrtwege 23 Spielplangestaltung 24 Anstoßzeiten und Spielverlegung 25 Spielbetrieb Juniorinnen 26 Übergang zu den Erwachsenen 27 Einheitliche Regeln 28 Spielzeit, Nettospielzeit, Timeout 30 Einkicken, Eindribbeln & Selbstpass 32 Auswechslung und fliegender Wechsel 33 03 . ALTERNATIVE FUSSBALLANGEBOTE Altersklassenübergreifende Angebote 34 Offene Trainings- und Spielangebote 36 Kleinfeldturniere 38 Highlight-Events für Freizeitteams 40 Fußballvarianten 42 Angebote in App/Comunity vernetzen 44 E-Football 46 © Copyright Deutscher Fußball-Bund Das Manual ist urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf einer schriftlichen Einwilligung durch die Autoren. HERAUSGEBER Deutscher Fußball-Bund e. V. PROJEKTKOORDINATION Thomas Schlierbach, Markus Dorrmann, Laura Weinel REDAKTION Sven Hehl, Josefine Höppener, Bruno Vallon (philippka GmbH & Co. KG) INHALTLICHE MITARBEIT DFB-Jugendausschuss, DFB-Jugendbeirat, AG Jugendfußball, Teilnehmer*innen der Jugendfußball-Dialoge und des Jugendfußball-Kongresses, Hauptamt Jugendfußball des DFB und der Landesverbände, Steuerungsgruppe Zukunftsstrategie Amateurfußball GRAFISCHES KONZEPT Janosch Peltzer (philippka GmbH & Co. KG) FOTOS DFB, IMAGO Sportfoto, Getty images, Conny Kurth

Hierfür ist es zunächst einmal erforderlich, ein gemeinsames Verständnis für die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen zu erlangen. Im Abgleich mit dem aktuellen Status quo in den jeweiligen Teilbereichen hat die hierfür eigens gegründete AG Jugendfußball aus Vertreter*innen der Regional- und Landesverbände gemeinsam mit dem Team Jugendfußball des DFB Probleme und Herausforderungen identifiziert. Die daraus abgeleiteten wirksamen und messbaren Maßnahmen und Handlungsempfehlungen finden sich auf den folgenden Seiten wieder. Sie dienen als Anstoß und sollen stetig weitergedacht werden. DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE EINLEITUNG 6 Es ist die zentrale Aufgabe des DFB und der Landesverbände, den Jugendfußball und die Vereinslandschaft zukunftssicher zu gestalten. 01 DIE „TOOLBOX“ FÜR DEN JUGENDFUSSBALL VISION: WIR STÄRKEN DIE BEGEISTERUNG VON JUGENDLICHEN FÜR DEN MODERNEN FUSSBALLVEREIN Bei der Entwicklung des Fußballangebots in den Verbänden werden Jugendliche einbezogen, um ihre Bedürfnisse bestmöglich zu fokussieren. Somit sichern wir die Grundlage für eine breite Basis junger Fußballer*innen und ehrenamtlich Engagierter in den Vereinen.

DIE JUGENDFUSSBALLSTRATEGIE IST KEINE WETTBEWERBSREFORM! Gestützt durch wissenschaftliche Untersuchungen, Zahlen, Daten, Fakten und den Dialog zwischen der Zielgruppe sowie den Vereinen und Verbänden haben sich die Gremien der Frage gewidmet, wie das Jugendfußballangebot der Zukunft aussehen könnte. Basierend auf konkreten Anforderungen an die Vereine und Verbände in Bezug auf ein möglichst modernes Jugendfußballangebot finden sich Empfehlungen und Ansätze für Pilotprojekte wieder, die mögliche Meilensteine und Zielsetzungen für die Arbeit in den kommenden Jahren sind. Das Strategiepapier ist kein Konzept für eine Wettbewerbsreform. Es dient als ganzheitlicher Ansatz für Vereine und Verbände, individuell passende Maßnahmen auszuprobieren bzw. mögliche Projekte einmal im eigenen Umfeld zu pilotieren und die dabei gesammelten Erfahrungen zu teilen. Bei positivem Verlauf können entsprechende Rahmenbedingungen, Formate, Regeln und Maßnahmen zur Flexibilisierung in der DFB-Jugendordnung und offiziellen Empfehlungen verankert und so die flächendeckende Umsetzung ermöglicht werden. WIR STÄRKEN DIE BEGEISTERUNG FÜR DEN MODERNEN FUSSBALLVEREIN! Der DFB und die Landesverbände schaffen die Rahmenbedingungen für bedarfsgerechte Trainings- und Spielangebote und versetzten die Vereine so in die Lage, passende und attraktive Fußball- und Freizeitangebote zu bieten. In diesem Zusammenhang ist es mehr denn je erforderlich, den ständigen Abgleich mit den Bedürfnissen der Zielgruppe im Auge zu halten. Denn über allem geistert der Begriff des „Dropouts“: Jugendliche kehren dem Fußball dem Rücken – und setzen so eine Abwärtsspirale in Gang, die mit der Abmeldung ganzer Mannschaften endet und damit die Organisation eines attraktiven Spielbetriebs zukünftig immer schwieriger macht. Vielmehr sollen das Vereinsleben und die Vereinskultur nachhaltig gestärkt werden. Es sind die Jugendlichen selbst, die bei der Entwicklung von Angeboten einbezogen werden, um die Bedürfnisse der Zielgruppe bestmöglich zu fokussieren. DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE EINLEITUNG 7 ZENTRALE FRAGESTELLUNGEN: Wie schaffen wir gemeinsam mit den Landesverbänden und den Fußballkreisen bedarfsgerechte Spielbetriebsangebote für Jugendliche (U12 bis U19), um ihnen dauerhafte Freude am Vereinsfußball zu vermitteln? Wie können wir Vereine unterstützen, zielgruppenorientierte Fußball-/Freizeitangebote für Jugendliche (U12 bis U19) zu schaffen, um sie für den modernen Fußballverein zu gewinnen und an diesen zu binden? Nur so ist es möglich, die Grundlage für eine breite Basis junger Fußballer*innen und ehrenamtlich Engagierter in den Fußballvereinen zu sichern. Die zu diesem Zweck in Auftrag gegebene Jugendstudie unter 14- bis 21-Jährigen spricht diesbezüglich eine eindeutige Sprache: Junge Menschen haben wenig Freizeit und viele Optionen, was zu Unsicherheit führt. Aus diesem Grund bevorzugen sie einige Angebote, die relativ unverbindlich sind und für die sie sich nicht großartig binden müssen. Trotzdem treiben 44 Prozent der Befragten mindestens einmal pro Monat Sport im Verein. Auch wenn die grundsätzliche Bereitschaft vorhanden ist, so stellt sich die Frage, inwieweit dies mit den klassischen Spielbetriebsangeboten im Fußball vereinbar sein kann. Immerhin ist und bleibt Fußball die beliebteste Sportart unter den 14- bis 21-Jährigen. Doch ob dies am Ende für eine Vereinsmitgliedschaft reicht? Zum Zeitpunkt der Studie Ende 2024 war nur etwa ein Viertel der Fußballerfahrenen in Vereinen organisiert. Als Hauptgründe wurden auch hier Zeitmangel und die geforderte Verbindlichkeit genannt. WIDER DEM „DROPOUT“! Wer im Vereinsleben integriert ist, schätzt den Sport und die Gemeinschaft. Doch im Alter von etwa 18 bis 19 Jahren bei Jungen sowie noch etwas früher im Alter von 16 bis 17 Jahren bei den Mädchen machen sich einige Gedanken, den Verein zu verlassen. Hier gilt es, die Gründe für den Dropout gezielt zu beleuchten und geeignete Interventionsmöglichkeiten zu entwickeln. Auch Rückgewinnungsaktionen sind durchaus vielversprechend, denn auch unter den 18- bis 21-Jährigen gibt es einige Fußballspieler*innen, die jedoch noch keine Vereinsmitglieder sind. Sie schätzen die Flexibilität und die Gemeinschaft und sind mit solchen Angeboten sicher zu begeistern. WOFÜR STEHT DER JUGENDFUSSBALL IN DEUTSCHLAND? Auch beim Jugendfußballkongress im März 2025 am DFBCampus in Frankfurt haben sich die Teilnehmer*innen damit auseinandergesetzt, wofür der Jugendfußball in Deutschland stehen und was er jungen Menschen bieten sollte. Dabei ist

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE EINLEITUNG 8 eine übergreifende Identität entstanden, die gemeinsame Leitplanken absteckt (siehe Abbildung unten). Das Motto ist: „Kicken mit Spielfreude, wachsen im Team!“ Mit den definierten Schwerpunkten im Gepäck haben sich AG und Team Jugendfußball dann an die Arbeit gemacht und die Ergebnisse der Jugendfußball-Dialoge und des Jugendfußball-Kongresses aufbereitet. Die Ideen von mehr als 500 Teilnehmer*innen, davon rund ein Drittel aktive Spieler*innen, sind nun in dieser Broschüre näher dargestellt. Entstanden ist die aktuelle „Toolbox“ für die Landesverbände, die Fußballkreise und die Vereine – ein Maßnahmenkatalog zum Probieren und Testen im eigenen Umfeld. Erste Pilotprojekte sind bereits angelaufen. Ausgehend von den vorgeschlagenen Lösungen müssen hierfür vor Ort konkrete Aufgaben definiert werden. Am Beispiel der Ligeneinteilungen nach Leistungsniveau haben die Verantwortlichen zunächst den zu testenden Modus festgelegt und die hierfür geeignete Modellregion gewählt. Anschließend wurden die Staffelleiter*innen und Vereinsverantwortlichen geschult sowie mit den Chancen und Risiken des geplanten Projekts vertraut gemacht, bevor die Pilotierung startete. So oder so ähnlich lassen sich auch die anderen Themen angehen. Wichtig dabei ist, alle Beteiligten rechtzeitig mit auf den Weg zu nehmen! JUGENDFUSSBALL BEDEUTET FÜR MICH … Spielfreude Freundschaft Kraft Leistung Wettbewerb Emotionen Intensität Kreativität Leidenschaft Teamgeist Ausbildung Mentale Stärke Körperliches Wohlbefinden Trainer*in Werte Förderer Fair-Play Fitness Ehrgeiz Schiri Alle finden ihren Platz Altersgerecht Talentförderung Wiederholung Generationsübergreifend Egal wo man herkommt Freude Selbstbewusstsein Kameradschaft Unbeschwertheit ENTWICKLUNG ENGAGEMENT GEMEINSCHAFT GESUNDHEIT BEGEISTERUNG SPASS SPIELFREUDE & BEGEISTERUNG IDENTITÄT GEMEINSCHAFT / VIELFALT ENTWICKLUNG & GESUNDHEIT LEIDENSCHAFT EHRGEIZ WETTBEWERB INTENSITÄT UNBESCHWERT EMOTIONEN KREATIVITÄT SPASS GEMEINSAME LEITPLANKEN „KICKEN MIT SPIELFREUDE. WACHSEN IM TEAM.“ › Werte › Leistung › Persönlichkeit › Selbstbewusstsein › Durchhaltevermögen › Kraft › Fitness › körperliches Wohlbefinden › mentale Stärke › Ausbildung › Talentförderung › Wiederholung › alters-/entwicklungsgerecht › Team(-geist) › Kameradschaft › Freundschaft › Fair-Play › Alle finden ihren Platz. › generationsübergreifend › Alt und Jung › m/w/d › Herkunft und sozialer Kontext – egal!

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE EINLEITUNG 9 SPORTFACHLICHE EXPERTISE VOM DFB-KOMPETENZTEAM Auch das DFB-Kompetenzteam um DFB-Direktor Hannes Wolf beschäftigt sich bereits seit geraumer Zeit mit der Neuausrichtung des Kinder- und Jugendfußballs – unter anderem, um dem bestehenden Dropout im Jugendbereich entgegenzuwirken. Es stimmt sehr positiv, dass alle Teams und Gremien aus zwei verschiedenen Blickwinkeln auf die Problematik geschaut haben und dabei durchaus zu ähnlichen Erkenntnissen gekommen sind. Die Vision von Hannes Wolf und dem Kompetenzteam (siehe Seiten 10 bis 13) ist dabei bereits sehr konkret gefasst und formuliert einige Vorschläge, die sich in einigen Handlungsempfehlungen von Team und AG Jugendfußball sogar bereits wiederfinden. IDENTITÄT SPIELBETRIEB FREIZEITFUSSBALL GEMEINSCHAFT / VIELFALT ENTWICKLUNG & GESUNDHEIT SPIELFREUDE & BEGEISTERUNG ART DES WETTBEWERBS WETTBEWERBSFORMATE LIGENEINTEILUNG – LEISTUNGSNIVEAU ALTERSKLASSENÜBERGREIFEND FUSSBALLVARIANTEN E-FOOTBALL KLEINFELDTURNIERE OFFENE TRAININGS- UND SPIELANGEBOTE ANGEBOTE IN APP / COMMUNITY VERNETZEN HIGHLIGHT-EVENTS FÜR FREIZEITTEAMS ÜBERGANG ZU DEN ERWACHSENEN ANSTOSSZEITEN & SPIELVERLEGUNG SPIELBERECHTIGUNG SPIELPLANGESTALTUNG SPIELBETRIEB JUNIORINNEN MINDESTSPIELZEIT PRO SPIELER*IN AUSWECHSLUNGEN & FLIEGENDER WECHSEL REGELN RAHMENBEDINGUNGEN & FORMATE EINKICKEN, EINDRIBBELN & SELFPASS SPIELZEIT, NETTOSPIELZEIT & TIMEOUT EINHEITLICHE REGELN IN KREIS/VERBAND/BUND LIGENEINTEILUNG – FAHRTWEGE VEREINSWECHSEL ALTERSKLASSEN BIOLOGISCHES ALTER HANDLUNGSFELDER & THEMENSCHWERPUNKTE

Alle Kinder und Jugendlichen sollen spielen – niemand bleibt zuhause! Die optimale Entwicklung eines*einer Spieler*in kann nur über viele Aktionen mit Ball gelingen – das gilt für das Training wie für den Wettkampf. Die Wettspielreform ermöglicht genau das, denn die neuen Spielformate erhöhen die Nettospielzeiten aller Akteur*innen signifikant und damit auch deren Chancen, bessere Fußballer*innen zu werden. Hannes Wolf und sein Kompentenzteam zeigen, wie sich in den verschiedenen Altersklassen Spieltage organisieren lassen und wie sich Ligenstrukturen verändern sollten, um der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen bestmöglich gerecht zu werden. DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE EINLEITUNG 10 DER SPIELTAG DER ZUKUNFT „Alle Kinder sollen mindestens 75 Prozent Spielzeit erhalten und keines soll zu Hause bleiben müssen. Deswegen braucht es am Spieltag mehrere Felder und wenig Rotationsspieler*innen.“ Hannes Wolf

DIE TRAININGSPHILOSOPHIE UND DER SPIELTAG Wir wünschen uns, dass alle Kinder durch den Fußball Freude, Intensität und Wiederholung konstant und hochdosiert erleben dürfen. Das darf sich nicht auf das Training beschränken: Auch der Wettkampf stellt einen zentralen Entwicklungsort für die Spieler*innen dar. Für den Spieltag gehen wir Hand in Hand mit dem „neuen“ Kinderfußball. Die Feldgrößen und die Anzahl der Spieler*innen in einem Feld sollten mit den Kindern wachsen: > G-Jugend: 3 gegen 3 auf Minitore als größtmögliches Spielformat > F-Jugend: 4 gegen 4 (inklusive Torhüter*in) als größtmögliches Spielformat > E-Jugend: 5 gegen 5 (inklusive Torhüter*in) als größtmögliches Spielformat. Viele Fußballaktionen, die Einbeziehung aller Kinder in das Spiel, viele Tore und hohe Nettospielzeiten pro Kind sind für uns essenzielle Themen. Einige wesentliche Prinzipien stellen wir hier noch einmal heraus. Alle spielen die ganze Zeit – kein Kind bleibt zuhause! Wir möchten das Bewusstsein schaffen, stets mit höchstens einem*einer Rotationsspieler*in pro Feld zu spielen. Sobald ein weiteres 2 gegen 2 möglich ist, soll ein weiteres Feld aufgebaut werden. Es kann jedoch auch immer mit unterschiedlichen Feldern agiert werden: In der E-Jugend z. B. einmal im 5 gegen 5 inklusive Torhüter*in und zweimal im 3 gegen 3! Es ergibt keinen Sinn, Spielformate zu verkleinern und dann Kinder nicht für den Kader zu nominieren oder bei einem 3 gegen 3 mit drei Rotationsspieler*innen zu spielen. Wir sollten den Anspruch haben, dass jedes Kind mindestens 75 Prozent Spielzeit erhält. Hoher Spielrhythmus In kleinen Spielformen geht der Ball häufig ins Aus, weshalb wir an jedem Feld mindestens drei Bälle bereitlegen. Spielfeldbegleiter*innen sorgen hier für eine schnelle Spielfortsetzung. Bälle im Aus sollten dabei von den Erwachsenen bzw. Eltern zurückgeholt werden, damit die Kinder sich ganz auf ihr Spiel konzentrieren können. Jedes Kind spielt auf seinem aktuellen Niveau! Wir haben im neuen Kinderfußball die Möglichkeit, jedes Kind zu fördern. Die Einteilung der Mannschaften sollte nach den Leistungsniveaus in „Gold“, „Silber“ und „Bronze“ erfolgen. Damit vereinen wir die Spitzenförderung mit der Förderung aller Kinder. Die Leistungsunterschiede im Kinderfußball und im Breitensport sind groß und eine Herausforderung für alle Trainer*innen. Wir empfehlen ihnen daher, in die Kommunikation mit ihren Trainer*innen-Kolleg*innen zu gehen, den eigenen Teams das jeweils angemessene Niveau zuzuweisen und die Teams dann gegen die entsprechenden Teams der WAS IST DIE TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND? Die Fußballbegeisterung ist ungebrochen, der Kinder- und Jugendfußball verzeichnet Anmelderekorde, und die Stadien in den deutschen Profiligen sind immer voll! Trotzdem gibt es zwei problematische Entwicklungen, die uns dazu bewogen haben, dem deutschen Nachwuchsfußball deutliche Impulse zur Verbesserung zu geben: Die Einsatzzeiten deutscher U21Spieler in den Profiligen sind zu gering und der „Dropout“ an der Basis ist zu hoch. Mit der Trainingsphilosophie Deutschland möchten wir das Kinder- und Jugendtraining in Deutschland nachhaltig verbessern. Dafür rücken wir die Spieler*innen und ihre ganzheitliche Ausbildung in den Mittelpunkt des Trainings. Freude, Intensität und Wiederholung sind für uns die Schlüssel zur Entwicklung individueller Qualität. Diese erleben die Kinder und Jugendlichen am besten in kleinen Spielformen auf Tore. 1-gegen-1- bis 4-gegen-4-Varianten auf mehreren Feldern garantieren eine hohe Nettospielzeit und viele Ballaktionen für jede*n Spieler*in auf jeder Position. Unser Ziel ist, dass jedes Kind mindestens zweimal pro Woche nach der Struktur der „besten Trainingseinheit“ trainiert: > Aktivierung (15 Minuten): Dribbeln und Fintieren mit kleinem Spieler*innen-Ball-Verhältnis und wenig Standzeiten. > Spielblock 1 (30 Minuten): Kleine Spielformen auf mehreren Feldern auf Tore. > Zwischenblock (15 Minuten): Technische/athletische Inhalte mit festen Prinzipien (v. a. viele Wiederholungen, wenig Standzeiten usw.). > Spielblock 2 (30 Minuten): Kleine Spielformen auf mehreren Feldern auf Tore. DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE EINLEITUNG 11

gestalten. Die Kinder brauchen unsere Mitarbeit: Die Aufgabe der Kindertrainer*innen ist es, die Felder einzuteilen und den Spielrhythmus durch Balldepots und das Motivieren der Kinder hoch zu halten. Um einen großartigen Fußballort für unsere Kinder zu schaffen, müssen wir die Eltern als Spielfeldbegleitende einbeziehen. Sie benötigen dabei im neuen Kinderfußball nicht zwingend einen Fußball-Background. Wir stellen Eltern mit der Trainingsphilosophie Deutschland alle Informationen zur Verfügung, die sie benötigen, um ihre Kinder zu trainieren. Auch die Qualifizierung in der Trainer*innenausbildung ist eine Chance, den Kindern die bestmögliche Zeit im Fußball zu eröffnen. REALITÄTSCHECK FÜR DAS BESTE SPIELFORMAT Wir agieren im Kinderfußball in Festivals oder in Freundschaftsspielen. Auch Turniere sind eine gute Option, wenn bei der Durchführung allen Spieler*innen eine hohe Nettospielzeit gewährleistet wird. Grundsätzlich muss für die Zukunft diskutiert werden, welches Format den größten Sinn ergibt. Wenn sich zwei FJugend-Mannschaften mit einmal 15 und einmal 20 Spieler*innen treffen, reicht dies vollends aus, um auf mehreren Spielfeldern verteilt einen tollen Spieltag für alle zu gestalten. Wenn die Teams in den Vereinen jedoch deutlich kleiner sind, ist es sinnvoller, sich gleich mit mehreren Vereins-Mannschaften zu treffen und ein „Festival“ zu organisieren. UNSERE VISION FÜR DIE ZUKUNFT Bis Sommer 2025 haben wir landauf, landab bereits unfassbar viele Menschen erreicht, die die Prinzipien „Alle spielen die ganze Zeit – kein Kind bleibt zuhause“, „Freude, Intensität und Wiederholung“ DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE EINLEITUNG 12 Gegner*innen spielen zu lassen, um möglichst homogene Mannschaften und ausgeglichene Spiele zu gewährleisten. Hier kann ab der F-Jugend auch im Champions-LeagueModus (Auf- und Abstieg nach jedem Spiel) gespielt werden. Spielwertung auf mehreren Feldern Damit jedem Kind dieselbe Aufmerksamkeit zuteil wird, ist es entscheidend, dass wir auch dem zweiten (und dritten) Feld eine Bedeutung geben. Egal, ob Gold, Silber oder Bronze: Alle Felder sind gleich viel wert – und zählen daher auch gleichermaßen für das Spielergebnis: Erzielt eine Mannschaft in jeweils 4 Spielen à 15 Minuten auf zwei Feldern 4 Siege, 1 Unentschieden und 3 Niederlagen, gewinnt sie den Spieltag mit 4:3. Gezählt werden also die jeweils gewonnenen Durchgänge für das Gesamtergebnis und nicht die erzielten Treffer. DIE ROLLE DER ERWACHSENEN Das Spiel gehört den Kindern, wir Erwachsenen unterstützen die Organisation und den Spielfluss. So haben wir die Möglichkeit, die Fußball-Lebenswelt für unsere Kinder optimal zu Um allen Kindern gerecht zu werden, müssen wir ihnen die selbe Aufmerksamkeit in der Betreuung der Felder und der Wertigkeit des Ergebnisses schenken. Hanno Balitsch WETTSPIELFORMATE D-JUGEND

UNSERE IDENTITÄT! Vision Spielformate D-Jugend (plus) > 14 spielen die ganze Zeit! > 7-vs-7-Zwillingsspiel (oder D1 und D2) > Spielzeiten- und Spielformate-„Buffet“ für C- bis A-Jugend Kinderfußball (G- bis E-Jugend) > Alle Kinder spielen die ganze Zeit – kein Kind bleibt zu Hause! > Alle spielen möglichst auf ihrem Niveau … > … auf mehreren von Erwachsenen begleiteten Feldern! DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE EINLEITUNG 13 sowie „Jede*r spielt auf seinem*ihrem Niveau“ in ihre Vereine mitnehmen. Während die neuen Spielformate bislang jedoch nur bis zur E-Jugend greifen, will die Trainingsphilosophie diese Prinzipien auch von der D- bis zur A-Jugend einführen, damit alle Spieler*innen den Fußball hochdosiert erleben können. 7-gegen-7-Zwillingsspiele in der D-Jugend Aus unserer Sicht ist für den Spielbetrieb der D-Jugend ein 7 gegen 7 als Zwillingsspiel auf zwei Feldern die beste Lösung. Die Vorteile sind: > 14 Kinder spielen die ganze Zeit. > Jedes Kind hat deutlich mehr Spielzeit und Fußballaktionen und damit auch größere Entwicklungsmöglichkeiten als im 9 gegen 9. > Wir beugen der Positionsunfairness vor: Zwei Torhüter*innen und Stürmer*innen haben immer 100 Prozent Spielzeit und deutlich mehr Aktionen! Das alles sind starke Argumente, um den D-Jugend-Fußball der Zukunft zu denken. Im 7-gegen-7-Zwillingsspiel können wir sowohl deutlich besser in der Spitze fördern als auch durch den permanenten Einsatz von 14 Spieler*innen in der Breite einen großen Vorteil erreichen. Neben den DFB- Leistungszentren pilotieren in der Saison 2025/26 bereits einige Landesverbände die Durchführung von 7-gegen-7Zwillingsspielen. Das Spielzeiten- und Spielformate-„Buffet“ Auch über die D-Jugend hinaus sollten Trainer*innen bei Freundschaftsspielen und vielleicht auch im Ligaspielbetrieb aus unterschiedlichen Spielformaten und -zeiten wählen können. Reduziert man in den höheren Altersklassen beispielsweise leicht die Spielzeit im 11 gegen 11, so können die Teams zusätzlich auch noch im 7-gegen-7-Zwillingsspiel gegeneinander antreten – und so auch bei den Älteren ausreichend Spielzeit für alle garantieren. Diese flexiblen Lösungen halten wir für sinnvoll, um alle Spieler*innen und Positionen bestmöglich zu fördern. VOM SCOUTING- ZUM ENTWICKLUNGSLAND Deutschland sollte in der Entwicklung(!) von Spieler*innen die Nummer eins der Welt werden und nicht in Kaderplanung und Scouting! Deshalb sollten wir Ausbildungsarbeit belohnen und auch kleinen Vereinen die Möglichkeit geben, in höheren Spielklassen anzutreten. Die aktuellen Strukturen erzwingen viele Vereinswechsel durch „geerbte“ Ligenrechte geradezu. Die Argumentation für einen Wechsel sollte jedoch immer auf einer besseren Förderung (häufigeres und besseres Training, höheres Spieltempo durch bessere Mitspieler*innen usw.) basieren und nicht auf einem irgendwann wahrscheinlich von einer ganz anderen Mannschaft erworbenen Ligenrecht! Spielklassen neu denken – im Sinne der Kinder Kinder entwickeln sich am besten, wenn sie sich mit gleich starken Kindern messen. Aus diesem Grund empfehlen wir Meldeligen, in denen die Trainer*innen und Jugendleiter*innen zu Saisonbeginn gemeinsam festlegen, auf welchem Niveau ihre Mannschaft antritt (z. B. in einer „Gold-, Silber- oder BronzeStaffel“). Dabei soll zunächst ein Wintermeister ausgespielt und zur Rückrunde dann erneut selbst entschieden werden, wo die jeweilige Mannschaft einzuordnen ist. Danach ginge es dann um die Sommermeisterschaft. Der jeweilige Jahrgang eines Vereins kann so auf seinem passenden Leistungsniveau spielen und profitiert selbst von seiner sportlichen Entwicklung. So wird es möglich, auch im Heimatverein auf hohem Niveau zu spielen, was viele Vereinswechsel überflüssig macht. Wir möchten allen Kindern und Jugendlichen ermöglichen, wohnortnah in einem Umfeld Fußball zu spielen, in dem sie sich wohlfühlen und Orte entstehen lassen, an denen mit exzellentem Training und übergreifenden Konzepten wie Kooperationen mit Schulen sehr gute Spieler*innen heranwachsen.

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE SPIELBETRIEB 14 Der Spielbetrieb bildet das Herzstück des organisierten Fußballs. Im Jugendfußball sollen dabei sowohl die Entwicklung der Spieler*innen als auch ein attraktiver Wettbewerb im Einklang stehen. Daneben erfordern es regionale und lokale Gegebenheiten, mitunter kreativ zu werden und den Spielbetrieb flexibler zu gestalten. Zu guter Letzt fordern Teile der jungen Zielgruppe Regeländerungen, um das Spiel für sie attraktiver zu gestalten. In diesem Kapitel bündeln unterschiedliche Themenfelder in diesem Kontext die Ideen aus dem Beteiligungsprozess. Sie dienen als Anstoß zum gemeinsamen Mit- und Weiterdenken. So können im weiteren Prozess neue Ideen hinzukommen, Dinge, die sich bewährt haben, verstetigt und andere wiederum verworfen werden. Die Pilotprojekte in den Landesverbänden, werden vom DFB-Jugendausschuss und -beirat begleitet und vernetzt. 02 SPIELBETRIEB

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE SPIELBETRIEB 15 ALTERSKLASSEN Derzeit sind die Altersklassen nach Stichtagen unterteilt, die sich am Kalenderjahr orientieren. Gleichzeitig nimmt im Verlauf der Spieljahre in den Jugendaltersklassen die „Dropout“-Problematik zu, was Gegenmaßnahmen erforderlich macht. STATUS QUO Die Einteilung der Altersklassen im Jugendfußball erfolgt in Deutschland nach den Richtlinien des Deutschen FußballBundes (DFB). Die Altersklassen sind wie folgt unterteilt: • G-Jugend (U7): Spieler*innen, die im Kalenderjahr, in dem das Spieljahr beginnt, noch nicht das siebte Lebensjahr vollenden. • F-Jugend (U8/U9): Spieler*innen, die das 7. oder 8. Lebensjahr vollenden. • E-Jugend (U10/U11): Spieler*innen, die das 9. oder 10. Lebensjahr vollenden. • D-Jugend (U12/U13): Spieler*innen, die das 11. oder 12. Lebensjahr vollenden. • C-Jugend (U14/U15): Spieler*innen, die das 13. oder 14. Lebensjahr vollenden. • B-Jugend (U16/U17): Spieler*innen, die das 15. oder 16. Lebensjahr vollenden. • A-Jugend (U18/U19): Spieler*innen, die das 17. oder 18. Lebensjahr vollenden. HERAUSFORDERUNG • „Relative Age Effect“: Kinder, die spät im Jahr geboren sind, spielen oft gegen ältere und körperlich weiter entwickelte Kinder, was zu Nachteilen führen kann. • Der vom Schulsystem abweichende Stichtag (01.01.) führt häufig zu Frustration bei Kindern, die nicht (mehr) mit ihren Schulkamerad*innen zusammenspielen können. Gefahren für „Dropout“: • Viele Kinder verlieren im Laufe der Zeit die Freude am Fußball und melden sich ab, besonders wenn sie sich nicht ausreichend gefördert, bzw. unter- oder überfordert fühlen. Die Stichtagsregelung (= Einteilung nach Kalenderjahren) bringt einige Herausforderungen mit sich • Geburtenschwache Jahrgänge, strukturschwache Regionen oder aber auch die zu geringe Verfügbarkeit von Plätzen und Vereinen in Ballungsräumen führen zu eingeschränkten Spielmöglichkeiten. • Auf dem Weg durch die Jugendteams bis hin zum Erwachsenenbereich verliert der Fußball zahlreiche Spieler*innen, was häufig zu kleinen Kadern in den B- und A-Jugend-Kategorien führt. Vorzeitige Spielberechtigungen für die Wettbewerbe der Erwachsenen verschärft dieses Problem zusätzlich. LÖSUNGSANSÄTZE • Jahrgänge bei Bedarf zusammenlegen, sodass sie spielfähig sind. • Die Stichtage am Schulsystem orientieren/variabler gestalten (z. B. quartalsweise Wechsel). • A-Jugend: Die Altersspanne auf U18 bis U20/U21 erweitern. • B-Jugend: Die Altersklassen um ein Jahr herauf-/herabsetzen. • Reine Jahrgangswettbewerbe: U14, U15, U16 usw. (s. Hamburger FV) • Entwicklungsdefizite berücksichtigen: siehe „Biologisches Alter“ CHANCEN • Mehr Akzeptanz durch Angleichung an die Schule • Stärkung der A-Jugend-Altersklasse • Verringerung des Dropouts • Erleichterung des Übergangs zu den Erwachsenen RISIKO • Die Einteilung nach Schuljahrgängen kann die Altersspanne weiter vergrößern (> 2 Jahre).

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE SPIELBETRIEB 16 BIOLOGISCHES ALTER Kinder eines Jahrgangs entwickeln sich unterschiedlich schnell – und treten dennoch in derselben Altersklasse gegen- einander an. Während größere und schwerere Spieler*innen ihre körperlichen Vorteile auf dem Platz ausspielen können, bleiben Spätentwickler*innen und spät im Jahr geborene Spieler*innen häufig auf der Strecke. Reduzierte Förderungs- und Entwicklungschancen, die teilweise sogar in einem Dropout münden, sind die Folge. „Playing Down“ ist ein Projekt, das dieser Benachteiligung entgegenwirkt, indem es das biologische Alter der Spieler*innen in den Blick nimmt. ENTWICKLUNGSUNTERSCHIEDE ALS HERAUS- FORDERUNG FÜR DIE TALENTFÖRDERUNG Kinder des gleichen chronologischen Alters unterscheiden sich in ihrem biologischen Alter zum Teil erheblich voneinander. Daher kann es vorkommen, dass spätentwickelte Kinder gemeinsam mit normal- und frühentwickelten Mitspieler*innen in derselben Altersklasse spielen. Darüber hinaus weist ein im Januar geborenes Kind gegenüber einem im Dezember geborenen Kind häufig einen deutlichen Reife- und Leistungsvorsprung auf. Relativ ältere Kinder haben daher häufig körperliche und entwicklungsbedingte Vorteile, erhalten mehr Einsatzzeit und sind folglich in Talentauswahlmannschaften überrepräsentiert („Relative Age Effect“). Da sich die Mannschaftseinteilung im Nachwuchsfußball nach dem Jahrgang richtet, sind biologisch jüngere und spät im Jahr geborene Spieler*innen doppelt benachteiligt: Kleinere und leichtere Kinder treffen im Training und im Wettkampf auf körperlich überlegene Gegner*innen und können sich meist weniger gut in Zweikämpfen oder Laufduellen durchsetzen. Das kann sie frustrieren und sogar dazu führen, dass diese Kinder irgendwann mit dem Fußballspielen aufhören. „PLAYING DOWN“-PILOTPROJEKT GIBT LÖSUNGSANSÄTZE Um diese Chancenungleichheiten aufzufangen und die Fähigkeiten und Potenziale der Spieler*innen gerechter zu bewerten, findet das biologische Alter eine zunehmende Berücksichtigung in der Talentförderung. Das Institut für Sportwissenschaft der Universität Tübingen unter Prof. Dr. Oliver Höner begleitet seit vielen Jahren die DFB-Talentförderung wissenschaftlich. Im Rahmen dieser Kooperation führte der DFB gemeinsam mit Markus Hirte, dem sportlichen Leiter der Talentförderung, in der Saison Das chronologische Alter misst die Zeitspanne, die seit der Geburt des*der Spieler*in vergangen ist. Das biologische Alter beschreibt den körperlichen Entwicklungsstand des*der Spieler*in. Bestimmung des biologischen Alters Die Erfassung des biologischen Alters ist weniger aufwendig, als man vermuten mag: Die Mirwald-Methode, die auch im Pilotprojekt eingesetzt wurde, stellt eine etablierte und kostengünstige Alternative zu aufwändigen Verfahren wie z. B. Röntgenuntersuchungen der Handknochen dar. Anhand der Messung von Gewicht, Körpergröße und Sitzhöhe erfolgt dabei die Schätzung des biologischen Alters.

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE SPIELBETRIEB 17 HERAUSFORDERUNG Unterschiedliche Kadergrößen führen oftmals dazu, dass nicht alle Spieler*innen zum Einsatz kommen, wenn nur eine begrenzte Anzahl von Wechseln möglich ist. LÖSUNGSANSÄTZE • Das „biologische Alter“ zunächst in den am stärksten von Entwicklungsunterschieden betroffenen Altersklassen berücksichtigen. • Mit den hier gesammelten Erfahrungswerten perspektivisch die Ausweitung auf weitere Altersklassen prüfen. STATUS QUO Status Quo und Herausforderungen Biologisches Alter vs. chronologisches Alter: Das biologische Alter kann stark vom chronologischen Alter abweichen, besonders während der Pubertät. Dies führt zu erheblichen Unterschieden in der körperlichen und psychischen Entwicklung der Spieler*innen. Ungleichheiten: Frühentwickler*innen haben oft physische Vorteile gegenüber Spätentwickler*innen, was zu Ungleichheiten in der Talentförderung führen kann. Messmethoden: Die Bestimmung des biologischen Alters erfordert oft aufwändige Methoden wie Röntgenuntersuchungen der Handknochen. Es gibt jedoch auch etablierte Messverfahren mit einer zufriedenstellenden Genauigkeit, die mit weitaus weniger Daten auskommen (z. B. die Mirwald- Methode). CHANCEN • Entwicklungsgerechtere Spielmöglichkeiten können potenziell für einen geringeren Dropout sorgen. RISIKEN • Der administrative Aufwand bei den Verbänden kann – je nach Fallzahl – hoch sein. 2024/25 das Pilotprojekt „Playing Down“ in ausgewählten Landesverbänden des männlichen Juniorenbereichs durch. Dieses gab Spätentwicklern die Möglichkeit, temporär am altersklassentieferen Wettbewerb teilzunehmen, um sich mit körperlich ähnlich entwickelten Spielern zu messen. „Playing Down“ soll … > … spätentwickelten und spät im Jahr geborenen Nachwuchsspieler*innen größere Chancen auf eine adäquate Förderung im und Partizipation am Fußballsport bieten. > … auf allen Leistungsebenen Dropouts aufgrund von Entwicklungsverzögerungen vermeiden. KRITERIEN FÜR DIE TEILNAHME AN „PLAYING DOWN“ Das Pilotprojekt fand in den jüngeren C- und B-Jugend-Jahrgängen (U14 und U16) statt, da in diesem Altersbereich auch wegen der Pubertät besonders große Entwicklungsunterschiede vorkommen. Die Ermittlung von für das „Playing Zu den häufigsten Fragestellungen (FAQ) rund um das „Playing Down“ gelangen Sie mit diesem QR-Code! Down“ berechtigten Spielern lief dabei wie folgt ab: War das berechnete biologische Alter eines Spielers zum 1. Juli eines Jahres um mehr als ein Jahr geringer als bei „durchschnittlich entwickelten“ Spielern seines Jahrgangs zum gleichen Zeitpunkt, so konnte dieser Spieler ein Sonderspielrecht für die U13 bzw. die U15 erhalten. Spätentwickler konnten auf diese Weise in einer faireren und weniger körperbetonten Umgebung Fortschritte erzielen, was ihre Freude am Fußball steigerte, ihr Selbstvertrauen stärkte und ihre sportlichen Fähigkeiten besser zur Geltung brachte. AUSBLICK Sowohl die Evaluation durch die Universität Tübingen als auch die Rückmeldungen der beteiligten Spieler, Trainer*innen und Verbandsverantwortlichen zur Pilotierung von „Playing Down“ fielen sehr positiv aus. Ab der Saison 2025/26 sollen daher alle Mitgliedsverbände die Möglichkeit erhalten, Spieler auf Basis des erprobten Verfahrens zurückzustufen.

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE SPIELBETRIEB 18 CHANCEN • Flexiblere Strukturen sind robuster gegen kurzfristige Änderungen, Ausfälle usw. • Auch in den unteren Klassen können Jugendliche dem Fußball durch mehr Flexibilität erhalten bleiben. RISIKEN • Gewöhnung an freie Wochenenden macht es schwierig, Jugendliche im Senior*innenbereich an wöchentliche Spieltage zurückzuführen. ART DES WETTBEWERBS HERAUSFORDERUNGEN Leistungsdruck: Auch in den unteren Leistungsklassen kann der Druck, Spiele zu gewinnen, hoch sein, was den Spaß am Spiel mindern kann. Ungleiche Spielzeiten: Nicht alle Spieler*innen bekommen gleich viel Spielzeit, was zu Frustration und einer höheren Dropout-Quote führen kann. Freizeitverhalten von Jugendlichen: Nicht alle Spieler*innen sind gewillt, an jedem Wochenende ein Spiel auszutragen. Gerade in den unteren Ligen besteht vermehrt der Wunsch nach mehr Flexibilität. STATUS QUO Der Modus im Jugendfußball variiert je nach Altersklasse und Region. Generell gibt es in den höheren Altersklassen (ab der D-Jugend) Ligaspielbetrieb, während in den jüngeren Altersklassen (G- bis E-Jugend) oft Spielfeste und Turniere ohne festen Ligabetrieb stattfinden. Spätestens ab dem D-Jugend-Alter sind die Jugendlichen an einen regelmäßigen Ligaspielbetrieb am Wochenende gewöhnt. Da dieser jedoch nicht immer mit den sonstigen Gewohnheiten vereinbar ist, droht der frühzeitige „Dropout“. LÖSUNGSANSÄTZE • Blitzturniere statt Einzelspiele • Alternative Wettbewerbsformate (z. B. Kreisliga im „Nations-League”-Modus)

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE SPIELBETRIEB 19 STATUS QUO D-Jugend (U12/U13): • Spielform: 9 gegen 9, 8 gegen 8 oder 7 gegen 7 • Spielfeldgröße: 65 x 50 bis 75 x 55 Meter • Spieldauer: 2 x 30 Minuten C-Jugend (U14/U15): • Spielform: 11 gegen 11 • Spielfeldgröße: 90 x 60 bis 100 x 64 Meter • Spieldauer: 2 x 35 Minuten B-Jugend (U16/U17): • Spielform: 11 gegen 11 • Spielfeldgröße: 100 x 64 Meter • Spieldauer: 2 x 40 Minuten A-Jugend (U18/U19): • Spielform: 11 gegen 11 • Spielfeldgröße: 100 x 64 Meter • Spieldauer: 2 x 45 Minuten WETTBEWERBSFORMATE Um allen Spieler*innen bestmöglich gerecht zu werden, gilt es, die Wettbewerbsformate an die individuellen Entwicklungsstände anzupassen. Was im Kinderfußball bereits gelingt, hat bei den Älteren noch Verbesserungspotenzial. In jeder Altersklasse sollen den jeweiligen Besonderheiten entsprechend Anpassungen vorgenommen werden, um den Entwicklungsstand der Spieler*innen bestmöglich zu berücksichtigen und sie optimal auf die nächste Stufe vorzubereiten. Das Spielen in kleineren Formaten im Kinderfußball (G- bis E-Jugend) sorgt für mehr Spielzeit und Ballkontakte für alle und fördert die individuelle Entwicklung der Spieler*innen. Der Sprung in die größeren Formate ab der D-Jugend sorgt häufig für einen Bruch mit dieser Philosophie und birgt die Gefahr, dass die individuelle Entwicklung aller Spieler*innen nicht mehr gewährleistet werden kann. Starre Kadergrößen und der verstärkte Leistungsbezug führen zu wachsenden Herausforderungen und können den Dropout von Jugendlichen erhöhen. LÖSUNGSANSÄTZE D-Jugend: • 7-gegen-7-Zwillingsspiele (= Twin-Modus) • pro Spielfeld 4 Spiele zu je 15 Minuten • Alle Einzelspiele gehen (ohne Torverhältnis) in die Gesamtwertung ein: Die Summe der gewonnenen und verlorenen Spiele bildet das Endergebnis. Prinzipien: • Alle Kinder spielen die ganze Zeit – kein Kind bleibt zuhause! • Alle Kinder spielen möglichst auf ihrem Niveau! • Alle Kinder spielen auf mehreren Feldern, die jeweils von Erwachsenen begleitet werden. • Der Twin-Modus ist auch in den höheren Altersklassen anwendbar. C-, B- und A-Jugend: • 11 gegen 11 • Freundschaftsspiele im 7-gegen-7-Twin-Modus • „Norweger Modell“: Reduzierung der Spieler*innenzahl bis zum 7 gegen 7, falls bei einem Team nicht ausreichend Spieler*innen zur Verfügung stehen. CHANCEN • Auch kleinere Vereine „überleben“! • Es gibt weniger Vereinswechsel! • Mehr Spieler*innen = mehr Mitgliedsbeiträge! • Es gibt mehr Spielzeit für jede*n (= bessere Förderung!) RISIKEN • Die handelnden Personen müssen die Vorteile alternativer Modelle zunächst verstanden haben, ehe sie eine Umsetzung in Erwägung ziehen. • Entstehung von Kapazitätsproblemen auf den Sportanlagen • Über-/Unterforderung wegen falscher Mannschaftseinteilungen

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE SPIELBETRIEB 20 MINDESTSPIELZEIT PRO SPIELER*IN Wer sich für Fußball als Hobby entschieden hat, möchte am Wochenende auch zum Einsatz kommen. Niemand trainiert, um beim Spiel am Rand zuschauen oder gar zuhause bleiben zu müssen. Können Regeln dies verbindlich gestalten? STATUS QUO Die Einführung einer Mindestspielzeit für Spieler*innen im Jugendfußball ist ein spannendes und kontroverses Thema. Vorteile: • Förderung der Spieler*innenentwicklung: Eine Mindestspielzeit stellt sicher, dass alle Spieler*innen unabhängig von ihrem Leistungsniveau ausreichend Spielpraxis erhalten. Dies kann ihre Entwicklung und ihr Selbstvertrauen fördern. • Gleichberechtigung: Eine Mindestspielzeit für alle verhindert, dass nur die besten Spieler*innen die meiste Zeit auf dem Platz stehen und fördert so eine gerechtere Verteilung der Spielzeit. • Motivation und Engagement: Spieler*innen, die wissen, dass sie regelmäßig spielen werden, sind oft motivierter und engagierter im Training und bei den Spielen. CHANCEN • Jede*r spielt immer! • weniger Leistungsdruck RISIKO • Die Kontrolle der Regeleinhaltung ist eher schwierig. LÖSUNGSANSÄTZE • untere Jahrgänge (G- bis D-Jugend) nach dem Prinzip „Alle spielen immer!“ gestalten • Aufteilung des Spiels in Drittel oder Viertel: Spätestens nach einem Drittel/Viertel müssen alle Kinder von der Bank eingewechelt werden (= ständige Rotation). • auf Kreisebene Erweiterung auf C- bis A Jugend möglich

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE SPIELBETRIEB 21 VEREINSWECHSEL Die Gründe für einen Vereinswechsel können vielfältig sein. Neben möglichst einfachen, einheitlichen Regularien kann es eventuell aber sogar flexiblere Möglichkeiten geben, die eine Abmeldung vom aktuellen Verein gar überflüssig machen. STATUS QUO Wechselfenster im Jugendfußball sind festgelegte Zeiträume, in denen Spieler*innen den Verein wechseln können. Es gibt in der Regel zwei Hauptwechselperioden: eine im Sommer (Wechselperiode I) und eine im Winter (Wechselperiode II). Die genauen Daten können je nach Verband variieren, aber typischerweise liegt die Sommerperiode zwischen dem 1. Juni und dem 31. Juli und die Winterperiode im Januar. CHANCEN • Fairness, Transparenz, zeitgemäße Regularien RISIKEN • häufige Abgänge wichtiger Spieler*innen möglich HERAUSFORDERUNG Unterschiedliche Regelungen können für Verwirrung sorgen. LÖSUNGSANSÄTZE • Vereinheitlichung der Regularien in den 21 Landesverbänden • Vereinheitlichung des Gast-/Zweitspielrechts: z. B. befristetes Gastspielrecht für ein Leistungszentrum (Probezeit NLZ) • Gastspielrecht für eine höhere Liga oder bei einem neuen Verein • Ausdifferenzierung der Regularien in den verschiedenen Altersklassen (z. B. Freigabemodalitäten) • Ausdifferenzierung der Regularien nach Spielklassen • Festlegung einheitlicher Ausbildungsentschädigungen bei Wechseln im Junioren- und Juniorinnen-Bereich • Anwendung ab Passausstellung für Berechnung der Ausbildung

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE SPIELBETRIEB 22 LIGENEINTEILUNG – LEISTUNGSNIVEAU Sich gegen gleich starke Teams messen zu können, ist sicher im Interesse aller Beteiligten. Doch wie kommt man zu einer Ligenzusammenstellung, die möglichst leistungsgleiche Teams umfasst? Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. STATUS QUO In den unteren Ligen gibt es oft große Leistungsunterschiede zwischen den verschiedenen Mannschaften. Dies kann zu sehr einseitigen Spielen führen, was für die Entwicklung der Spieler*innen nicht ideal ist. Das „geerbte“ Ligenrecht verschärft dieses Problem, wenn leistungsstarke Jahrgänge aufsteigen und darauffolgende schwächere Jahrgänge anschließend in der höheren Liga eingestuft werden, wo sie überfordert sind. Gleichzeitig kann es passieren, dass der starke Jahrgang eine für ihn unterfordernde Einteilung durch den vorangegangenen Jahrgang erbt, was zudem das Leistungsgefälle innerhalb einer Liga weiter erhöht. Die Folgen: • Dropout: Die Frustration, ständig zu verlieren, führt dazu, dass Spieler*innen mit dem Fußball aufhören. • Häufigere Vereinswechsel: Gute Spieler*innen versprechen sich eine bessere Entwicklung in Vereinen, die in einer Liga spielen, die eher ihrem Leistungsniveau entspricht. Beides führt dazu, dass Mannschaften nicht langfristig zusammenspielen, worunter die Bildung einer Vereinsgemeinschaft schon im Jugendalter unnötig leidet. CHANCEN • Spiele auf ähnlichem Leistungsniveau • fairerer Wettbewerb • bessere individuelle Entwicklung • weniger Dropout aufgrund von Über-/Unterforderung • weniger Vereinswechsel, speziell in jüngeren Altersklassen RISIKEN • Über-/Unterschätzung der (eigenen) Leistungsstärke bei der Zusammenstellung nach sportlicher Qualität • Komplexität bzw. Unübersichtlichkeit bei paralleler Anwendung verschiedener Modelle LÖSUNGSANSÄTZE Zielgruppenorientierte und leistungsmäßig passende Wettbewerbe schaffen. Möglichkeit 1: • „Meldeligen“ gemäß eigener Leistungseinschätzung (siehe auch Seiten 10 bis 13: „Der Spieltag der Zukunft“): Unterscheidung starker/schwacher sowie alter/junger Jahrgang • Unterteilung der Saison in eine Sommer- und eine Winterrunde, um nach der Hälfte nachjustieren zu können. Möglichkeit 2: • Qualifikationsstaffeln (Zwei-/Dreiteilung der Saison: Im Herbst und/oder Frühjahr erfolgt jeweils eine neue Ligeneinteilung. • Alternativ: Kurze Qualifikationsrunde (5 bis 6 Spiele) vor jeder Meisterrunde • Option: Leistungsunterschiede und unterschiedliche Kaderstärken in unteren Leistungsklassen durch einen Kleinfeld-Spielbetrieb im 7-gegen-7-Twin-Modus auffangen.

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE SPIELBETRIEB 23 LIGENEINTEILUNG – FAHRTWEGE Weite Fahrten zu Spielen beeinflussen das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen (maximale Spielzeit für alle Spieler*innen negativ. Bei der Ligeneinteilung sollte daher auch darauf geachtet werden, dass der Aufwand nicht zu hoch wird. CHANCEN • kreisübergreifende Ligeneinteilung = geringerer Zeitaufwand durch kürzere Fahrwege • Miniturniere als Ersatz für reguläre Spieltage sorgen für kürzere Fahrwege und mehr freie Wochenenden. • Ausweitung/Übertragung der neuen Gebiete auch auf die Pokalwettbewerbe RISIKEN • Je höher die Altersklasse, desto mehr Ressourcen sind erforderlich (Schiedsrichter, Sportstätten usw.). • Erarbeitung/Einteilung neuer Gebiete/Spielklassen ist zu zeitintensiv. • Überbelastung und/oder gegebenenfalls zu wenig Interesse, wenn Miniturniere zusätzlich zum Spielbetrieb hinzukommen. STATUS QUO Die Einteilung von Ligen ist meist an Verbands- und Kreisgrenzen gekoppelt. HERAUSFORDERUNGEN Besonders in ländlichen Regionen kann der Reiseaufwand zu Auswärtsspielen erheblich sein, was sowohl für die Spieler*innen als auch für die Eltern eine hohe Belastung darstellt. LÖSUNGSANSÄTZE • regionale Einteilung mit geringen Entfernungen • Spielbetrieb in Form von Miniturnieren alle 2 bis 4 Wochen • Mehrere Teams eines Vereins, wenn möglich, an einem Ort spielen lassen (Fahrgemeinschaften). • länder- und kreisübergreifende Einteilung • Nutzung technischer Hilfsmittel zur effizienten Einteilung der Ligen (s. Pilotprojekt im SHFV)

DEUTSCHER FUSSBALL-BUND DFB-JUGENDFUSSBALL-STRATEGIE SPIELBETRIEB 24 SPIELPLANGESTALTUNG Wenngleich die Gestaltung von Spielplänen in der Regel zentralisiert erfolgt, so müssen die Pläne doch mit zahlreichen Gegebenheiten abgestimmt und dabei immer noch flexibel auf sich plötzlich ändernde Gegebenheiten anpassbar sein. STATUS QUO Die Spielplangestaltung im Jugendfußball erfolgt in der Regel durch die zuständigen Fußballverbände und Staffelleiter*innen unter Berücksichtigung diverser Wünsche der Vereine. Hierbei sind einige wichtige Schritte und Aspekte zu beachten: • Altersklassen und Mannschaften: Zunächst werden die verschiedenen Altersklassen und die Anzahl der Mannschaften in jeder Klasse festgelegt. Dies hilft, um die Teams in passende Ligen und Gruppen einzuteilen. • Saisonplanung: Die Saison wird in verschiedene Phasen unterteilt (z. B. Hin- und Rückrunde). Dabei gilt es, auch Ferienzeiten und schulische Verpflichtungen der Kinder zu berücksichtigen. • Spieltermine und -orte: Die Spieltermine und -orte werden so geplant, dass sie für alle beteiligten Teams realistisch durchführbar sind. Dabei wird versucht, lange Anfahrtswege zu minimieren und die Belastung für die jungen Spieler*innen möglichst gering zu halten. • Turniere und Freundschaftsspiele: Neben den regulären Ligaspielen werden auch Turniere und Freundschaftsspiele organisiert, um den Kindern zusätzliche Spielpraxis zu ermöglichen. LÖSUNGSANSÄTZE • zentrale Spielplanansetzung aller Spielausschüsse, im Sommer und Winter sowie für alle Altersklassen • getrennte Spieltage von Junior*innen und Seniore*innen vs. Berücksichtigung der Wunschanstoßzeiten • Abstimmung der Rahmenterminkalender der Herren, Frauen und Jugend in den Landesverbänden, Bezirken und Kreisen mit den Landesauswahlmaßnahmen • DFBnet: Ansetzung 2.0/automatisierte Spielplanerstellung HERAUSFORDERUNGEN • Kommunikation und Abstimmung: Eine gute Kommunikation zwischen den Vereinen, Trainer*innen und Eltern ist entscheidend, um den Spielplan reibungslos umzusetzen. Änderungen und Anpassungen müssen rechtzeitig kommuniziert werden. • Verfügbarkeit der Plätze: Oftmals sind die verfügbaren Spielfelder begrenzt, was die Planung der Spieltermine erschwert. • Koordination mit anderen Veranstaltungen: Schulferien, Prüfungen und andere außerschulische Aktivitäten der Kinder müssen in die Planung einbezogen werden. • Wetterbedingungen: Besonders in den Wintermonaten können schlechte Wetterbedingungen zu Spielabsagen führen und damit eine Neuplanung erforderlich machen. • Reisezeiten und -kosten: Lange Anfahrtswege können für die Teams und die Eltern belastend sein. Es muss versucht werden, die Spiele so zu planen, dass die Reisezeiten minimiert werden. • Unvorhergesehene Ereignisse: Verletzungen von Spieler*innen, kurzfristige Absagen oder andere externe Faktoren können die Planungen durcheinanderbringen. • Gleichmäßige Belastung: Es ist wichtig, die Belastung der jungen Spieler*innen gleichmäßig zu verteilen, um Überlastungen und Verletzungen zu vermeiden. CHANCEN • Regelmäßigkeiten und gemeinsame Spieltage sorgen für wachsende Gemeinschaft im Verein unter den verschiedenen Mannschaften. • ein Regionalpartner für alle Normalstaffeln/Vereine • Erleichterung der Arbeit für die Staffelleiter*innen • bessere Planbarkeit RISIKEN • wenig Flexibilität durch starre Ansetzungszeiten • weniger Gemeinschaft zwischen Senior*innen und Junior*innen

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