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ein Endspiel eingezogen. Mit dieser Bilanz befindet sich
die deutsche Nationalmannschaft in der Spitzengruppe
aller internationalen Ranglisten, diese Bilanz bildet die
Grundlage für das hohe Ansehen, das der deutsche Fuß-
ball weltweit genießt (siehe „Weltmeisterschaft“, „Euro-
pameisterschaft“). Ergänzt wird die Statistik durch den
Olympiasieg der Nationalmannschaft des Deutschen
Fußball-Verbandes der DDR 1976 in Montreal sowie
durch die Bronzemedaillen bei den Olympischen Spie-
len 1972 in München und 1964 in Tokio. Zur Goldmedaille
geführt wurde die Mannschaft von Trainer Georg Busch-
ner, der die DDR-Auswahl auch 1974 bei ihrer einzigen
Teilnahme an einer WM-Endrunde mit dem denkwürdi-
gen 1:0-Sieg über das bundesdeutsche Team in Hamburg
als Nationaltrainer betreut hatte.
Die Geschichte seiner Nationalmannschaft begann
für den DFB acht Jahre nach der Gründung des Verban-
des. Sie begann mit einer Niederlage. Am 5. April 1908
gewann die Schweiz in Basel mit 5:3 gegen eine deut-
sche Auswahl, die der DFB-Spielausschuss eingeladen
hatte. Einen Trainer gab es in den ersten Jahren nicht,
ebenso wenig wie sportliche Erfolgserlebnisse. Von den
ersten zehn Länderspielen wurden nur zwei gewonnen.
Es dauerte 14 Jahre, bis die Nationalmannschaft ein
Länderspieljahr mit einer positiven Bilanz abschloss:
1922.
Deutschland gewann gegen Österreich, die Spiele
gegen die Schweiz und Ungarn endeten unentschieden.
Von 1932 an ging es steil bergauf. Spieler wie Paul Janes,
Ernst Lehner, Edmund Conen oder insbesondere Fritz
Szepan sorgten für positive Ergebnisse. Und dennoch:
Angesichts der ersten holprigen Länderspieljahre
konnte niemand ahnen, welch starke, ja herausragende
Stellung die Nationalmannschaft nicht nur im sportli-
chen, sondern auch im gesellschaftlichen Leben des
gesamten Landes einnehmen sollte.
Die Geschichte des deutschen Fußballs hat viele
große Nationalmannschaften gesehen, die Helden von
Bern (1954), München (1974) oder Rom (1990) sind all-
gegenwärtig. Auch tragische Verlierer haben ihren Platz
in den Ruhmeshallen des deutschen Fußballs. Die Nie-
derlage gegen England imWM-Finale von 1966, untrenn-
bar verbunden mit dem „Wembley-Tor“, und die 3:4-Nie-
derlage gegen Italien im „Jahrhundertspiel“ beim
Halbfinale der WM 1970 in Mexiko sind zudem Beispiele
für das saubere und faire Auftreten des DFB-Teams im
Umgang mit Enttäuschungen.
Exponiert und doch exemplarisch für Wirken und
Einfluss der Nationalmannschaft steht die Weltmeister-
schaft 1954 in der Schweiz. Der 3:2-Endspielsieg gegen
die für unschlagbar gehaltenen Ungarn löste einen Freu-
dentaumel aus und gab einem Volk, das unter den Fol-
gen der Nazi-Diktatur und eines schrecklichen Krieges
litt, neues Lebens- und Selbstwertgefühl. Die „Helden
von Bern“ wurden schon zu Lebzeiten Legenden. Und
die Nationalmannschaft endgültig zum liebsten Kind der
Deutschen.
Dies ist sie bis heute geblieben. Auch, weil die Nach-
folger verschiedener Generationen das Erbe der Berner
Helden glanzvoll verwalteten. Auf Fritz Walter folgte
Uwe Seeler, auf „Uns Uwe“ folgte Franz Beckenbauer,
auf den „Kaiser“ folgten Berti Vogts, Karl-Heinz Rum-
menigge, Lothar Matthäus, Rudi Völler, Jürgen Klins-
mann und Matthias Sammer.
Und heute glänzen Philipp Lahm, Bastian Schwein-
steiger, Mesut Özil und Manuel Neuer auf und neben dem
Platz. Gemeinsam mit herausragenden Talenten wie
Marco Reus und Mario Götze haben die etablierten Spie-
ler die Nationalmannschaft auf ein neues spielerisches
Niveau gehoben und zurück an die Weltspitze geführt.
Das DFB-Team rangiert in der FIFA-Weltrangliste bestän-
dig unter den Top 3, nur Welt- und Europameister Spa-
nien ist regelmäßig höher platziert. Wenn die deutsche
Nationalmannschaft bei der Endrunde einer Welt- oder
Europameisterschaft antritt, gehört sie stets zu den
Favoriten, der traditionelle Respekt der Gegner vor der
Effizienz des deutschen Spiels wird nun mit Hochach-
tung vor der spielerischen Klasse der Mannschaft
gepaart. Bei den vier letzten Großveranstaltungen
(
EM oder WM) stand die Nationalmannschaft jeweils
mindestens in der Runde der letzten vier, im Jahr 2014
soll bei der WM in Brasilien ein neuer Versuch unternom-
men werden, die titellose Zeit seit 1996 endlich zu
beenden.
Eine der Stärken der Nationalmannschaft war immer
die Kontinuität an den entscheidenden Stellen. Bundes-
trainer JoachimLöw ist erst ihr zehnter Chefcoach (siehe
„
Bundestrainer“), viele Spieler blicken auf lange Karrie-
ren im DFB-Trikot zurück. Deutschlands Rekordspieler
Lothar Matthäus führte mit 150 Einsätzen eine Zeit lang
sogar die Weltrangliste an.
Ewig unerreichbar dürfte die Quote sein, mit der
Gerd Müller ins gegnerische Tor getroffen hat. In 62 Län-
derspielen erzielte der Stürmer des FC Bayern München
68
Tore. In einer Person vereint ist das Pendant zu
Lothar Matthäus und Gerd Müller im DDR-Fußball:
Joachim Streich war dort mit 102 Länderspielen und
55
Toren zugleich Rekordspieler und Rekordtorschütze.