Serdar Tasci
„
Beide Länder, die Türkei und Deutschland, wollten mich in ihre Nationalmann-
schaft berufen. Meine Eltern sind aus der Türkei nach Deutschland eingewandert,
alle meine Verwandten leben dort, sodass mir die Entscheidung schon schwerfiel.
Aber ich bin in Deutschland geboren worden, bin hier zur Schule gegangen und wurde
auch fußballerisch hier ausgebildet. In meinem Elternhaus wurde Deutsch und
Türkisch gesprochen – mit meinen Eltern meistens Türkisch. Mit fünf Jahren habe
ich mit dem Fußballspielen beim SC Altbach angefangen. Fußball verbindet die Men-
schen. Das Spiel bietet Menschen mit ausländischen Wurzeln die Chance zur Inte
gration. Ehrlich gesagt fällt mir das Fasten schwer. Ramadan ist zu keiner festen Jah-
reszeit, das verschiebt sich um 20 Tage. Ich kenne andere muslimische Spitzensportler,
die das Fasten dann eisern durchziehen. Wenn ich aber vor einem wichtigen Spiel
nicht essen würde, könnte ich auch nicht die geforderte Leistung bringen.“
Sinem Turac
„
Ich leite als türkischstämmige Schiedsrichterin Spiele der höchsten Klasse in
Berlin, und zwar Männer- wie Frauenspiele. Beim Länderspiel gegen die Türkei im
Berliner Olympiastadion hat mich der DFB gebeten, die Ansprache an die türkischen
Fans zu übernehmen. Das habe ich gerne übernommen, wie auch meine Aufgaben
als Integrationsbotschafterin des DFB. Das Ausmaß der Aufmerksamkeit ist schon
überraschend, aber der Titel ist nur etwas wert, wenn ich mich weiter engagiere. Ich
habe bereits viele Fußballkurse etwa für Mädchen aus Migrantenfamilien imWedding
geleitet. Es wäre doch toll, wenn wir den Fußball dazu nutzen könnten, diesen
Mädchen bessere Möglichkeiten und Chancen zur Teilhabe in unserer Gesellschaft zu
verschaffen.“
Celia ŠaŠic
„
Mein Vater stammt aus Kamerun, meine Mutter ist Französin, die Familie mei-
nes Ehemanns stammt aus Kroatien. Anfang 2004 nahm ich die deutsche Staats-
bürgerschaft an, rund ein Jahr später bestritt ich als zweitjüngste Debütantin über-
haupt mein erstes Länderspiel für die Frauen-Nationalmannschaft. In meinem
Elternhaus wurde früher ausschließlich Französisch gesprochen. Der Fußball hat
mir sehr geholfen, mich problemlos in die deutsche Gesellschaft zu integrieren,
sodass ich studieren konnte und für die Nationalmannschaft spielen kann. Durch
den Sport wurde mir bewusst, dass auch Kinder mit Migrationshintergrund Aufstiegs
chancen haben.“
´
Jimmy Hartwig
„
Seit ein paar Jahren häufen sich bei mir die Anfragen. Große Firmen rufen
mich an, damit ich vor den Belegschaften über Integration, Chancen und Teilhabe
spreche. Auch etliche Schulklassen. Ich komme ran an die Kids und kann wirklich
etwas bewegen. Wenn ich mit Talenten spreche, sage ich ihnen: In fünf Minuten
kann der Fußball erledigt sein. Schule ist wichtig. Was in deinem Kopf ist, kann dir
keiner wegnehmen. Schon in den Schulen bilden sich die Cliquen. Das ist mir viel
zu viel Abschottung und Abgrenzung. Wir müssen neugieriger aufeinander sein.“